„Eine absolute Bereicherung“
Die Elternzeit ist eine vom Staat geförderte Freistellung vom Arbeitsplatz. Wir sprachen mit zwei Vätern unter den UKW-Beschäftigten, die diese Chance nutzten bzw. nutzen.
Herr Prof. Hann, was waren Ihre Beweggründe, Elternzeit zu nehmen? Alexander Hann: Die Entscheidung fiel bereits vor der Geburt unseres Kindes. In erster Linie wollte ich meine Partnerin entlasten und ihr den Wiedereinstieg in den Beruf erleichtern. Sie ist Wissenschaftlerin in der Neurologie am UKW. Damals hatte ich mir hauptsächlich Gedanken zur Durchführbarkeit gemacht. Nach der Geburt haben sich viele Fragen nicht mehr gestellt – mehr Zeit mit dem eigenen Kind verbringen zu können, zählt zu den schönsten Dingen, die man machen kann. Wer übernimmt in Ihrer zweimonatigen Elternzeit Ihre beruflichen Aufgaben? Hann: In der Klinik habe ich bereits vor Monaten angefangen, meine Kolleginnen und Kollegen in spezielle Diagnostik- und Therapieverfahren einzuarbeiten. Mein Team arbeitet ohnehin sehr selbstständig. Ich bin zuversichtlich, dass alles funktionieren wird. Sehen Sie Hürden für die anstehende Elternzeit? Hann: Eigentlich nicht. Ich habe meinen Terminkalender bis zur Elternzeit ausgeschöpft und versuche, alles geregelt zu hinterlassen. Natürlich geht die Elternzeit mit viel Organisationsaufwand einher. Nicht zuletzt, weil bei uns viele Projekte und Beschäftigte über Drittmittel finanziert werden, müssen Zeitpläne eingehalten und regelmäßig Ergebnisse geliefert werden – auch wenn ich nicht da bin. Anlässlich meiner Abwesenheit haben wir daher Aufgaben und Abläufe umstrukturiert sowie die Verantwortlichkeiten neu verteilt. Daran wachsen auch meine Kolleginnen und Kollegen. Wirklich schwergefallen ist es mir, Termine abzusagen, zum Beispiel Einladungen zu Vorträgen auf Kongressen. Wie hat Ihr Umfeld auf das Vorhaben reagiert, Elternzeit zu nehmen? Hann: Sehr positiv. Alle haben gesagt, dass es eine sehr wertvolle Zeit für mich werden wird. Freunde und Kollegen, die bereits Elternzeit genommen haben, haben durchweg positive Erfahrungen gemacht und wollen die Zeit nicht missen. Mein Chef, Prof. Alexander Meining, hat sich riesig gefreut, als er mitbekommen hat, dass ich Vater werde und unterstützt mich bei dem Vorhaben, Elternzeit zu nehmen. So einen Chef kann man sich nur wünschen. Naja, Prof. Meining schreibt auch Kriminalromane in seiner Freizeit – ich glaube, er versteht, dass es auch wichtig ist, neben der Arbeit einen privaten Gegenpol zu haben. Gibt es UKW-seitig Unterstützungsangebote, die Sie nutzen? Hann: Unser Kind wird in die UKW-Kita Grombühlzwerge gehen. Über dieses Angebot sind wir sehr, sehr glücklich. Außerdem haben sowohl die Uni, als auch das UKW meine Elternzeit sehr schnell genehmigt. Hier hat die Zusammenarbeit mit den Personalabteilungen super funktioniert. Ihr Tipp an werdende Eltern? Hann: Kommuniziert das Bestreben, Elternzeit zu nehmen, möglichst frühzeitig und offen im Team! Dann kann die Abwesenheit rechtzeitig eingeplant und gut vorbereitet werden.
Prof. Dr. Alexander Hann
Prof. Dr. Alexander Hann ist seit 2019 stellvertretender Schwerpunktleiter der Gastroenterologie in der Medizinischen Klinik II des UKW. Im März 2023 nahm er eine neu eingerichtete Professur für Digitale Transformation in der Gastroenterologie an. Außerdem ist der 42-Jährige seit September 2022 Vater einer Tochter, im Juni 2023 startete er in die Elternzeit.
Thilo Samfaß
Thilo Samfaß kam im Jahr 2005 für seine Pflegeausbildung ans UKW. Seit 2019 ist der 35-Jährige Stationsleiter der HNO-Intensivstation. Im September 2021 wurde seine Tochter geboren. Nach einer zwölfmonatigen Elternzeit ist er seit April 2023 zurück am Klinikum.
Herr Samfaß, Sie haben Ihre Elternzeit bereits hinter sich. Wie war‘s, wie lief der neue Alltag ab? Thilo Samfaß: Es war eine wunderschöne Zeit, die ich absolut genossen habe. Wir hatten ein volles Programm: zwei Mal wöchentlich ging‘s in die Krabbelgruppe, einmal in der Woche ins Schwimmbad. Die Großeltern und Freunde haben wir auch oft besucht. Um den Haushalt und den Garten habe ich mich natürlich ebenfalls gekümmert. Weiterhin waren wir zweimal im Urlaub. In den letzten sechs Wochen meiner Elternzeit habe ich die Kita-Eingewöhnung übernommen. Sie haben also von Ihrer Elternzeit profitiert? Samfaß: Auf jeden Fall! Meine Frau und ich haben jetzt beide einen tollen Draht zu unserer Tochter und eine sehr enge Bindung. Für uns ist es eine absolute Bereicherung, dass wir beide alle Rituale, das Gemüt sowie die Bedürfnisse unseres Kindes kennen. Es ist sehr beruhigend, zu wissen, dass der Partner alles rund um das Kind kann und im Blick hat. Rückblickend hätten wir die intensive Anfangszeit noch besser aufteilen können. Ich habe ja erst übernommen, als meine Tochter zehn Monate alt war. Warum war es Ihnen wichtig, als Vater Elternzeit zu nehmen? Samfaß: Uns war es wichtig, die Kindererziehung von Beginn an gerecht aufzuteilen. Leider gehen Kinder oftmals mit einem Karriereknick einher, vor allem für die Frau. Meine Frau ist Juristin und für ihre berufliche Karriere war es wichtig, dass sie früh wieder in Vollzeit einsteigen kann. Also war die Aufteilung der Elternzeit die beste Lösung. Aktuell arbeiten wir beide in Teilzeit, ich 75 % und meine Frau 80 %. Jetzt muss jeder Tag sehr gut durchstrukturiert werden, aber niemand muss verzichten. Hatten Sie Bedenken? Samfaß: Nein, es waren aber viele Absprachen und viel Organisation notwendig. Vor allem die Suche nach meiner Vertretung war aufwändig, hat aber nicht zuletzt dank meiner Klinikpflegedienstleitung und dem Pflegedirektor doch noch funktioniert. Ein Stationsleiter von einer anderen Intensivstation hat meine Arbeit übernommen und die Station gut in meinem Sinne weitergeführt. Dank einer vierwöchigen Übergangszeit verlief der Wechsel relativ geräuschlos, der externe Blick auf unsere Stationsabläufe war zudem wertvoll. Danach war mein Stellvertreter noch vier Monate lang als Interims-Stationsleiter tätig, bis ich aus der Elternzeit zurückgekehrt war. Die Pflegedirektion hat mir zugesichert, dass ich meine Leitungsstelle nach der Elternzeit wiederbekomme, das rechne ich ihr hoch an. Wie hat Ihr Umfeld auf das Vorhaben reagiert? Samfaß: Im Gespräch mit Leitungskollegen bekam ich viel Zuspruch. Oft kam „Das hätte ich auch gern gemacht“ oder „Das hätte ich auch machen sollen“. Wie funktionierte der Wiedereinstieg in den Beruf? Samfaß: Natürlich ist manches liegengeblieben oder hat sich verändert, das gehe ich jetzt an. Schön ist, dass ich einige neue Kolleginnen und Kollegen kennenlernen und einarbeiten darf. Besonders habe ich mich über den Besuch meines stellvertretenden Klinikpflegedienstleiters am ersten Tag gefreut, das war Wertschätzung pur. Aber ich merke auch, dass mein Tag jetzt voller ist. Nach der Frühschicht geht es daheim sofort weiter. Was würden Sie anderen Männern hinsichtlich der Elternzeit empfehlen? Samfaß: Wenn es irgendwie möglich ist, macht’s! Auch mehr als das Minimum von zwei Monaten, jeder Tag mehr mit dem eigenen Kind lohnt sich! Eine gute Bindung aufzubauen braucht Zeit, dann hält sie aber im besten Fall ein Leben lang. Außerdem merkt man erst, wie anstrengend Hausarbeit und Kindererziehung ist, wenn man mal alleine zuhause war. Das ist einer der härtesten Jobs, der rund um die Uhr gemacht werden muss. Was wünschen Sie sich vom UKW? Samfaß: Dass männliche Beschäftigte von Beginn an als Väter wahrgenommen werden und das offen und transparent mit dem Thema Elternzeit, auch in Führungsposition, umgegangen wird.
Herr Samfaß, Sie haben Ihre Elternzeit bereits hinter sich. Wie war‘s, wie lief der neue Alltag ab? Thilo Samfaß: Es war eine wunderschöne Zeit, die ich absolut genossen habe. Wir hatten ein volles Programm: zwei Mal wöchentlich ging‘s in die Krabbelgruppe, einmal in der Woche ins Schwimmbad. Die Großeltern und Freunde haben wir auch oft besucht. Um den Haushalt und den Garten habe ich mich natürlich ebenfalls gekümmert. Weiterhin waren wir zweimal im Urlaub. In den letzten sechs Wochen meiner Elternzeit habe ich die Kita-Eingewöhnung übernommen. Sie haben also von Ihrer Elternzeit profitiert? Samfaß: Auf jeden Fall! Meine Frau und ich haben jetzt beide einen tollen Draht zu unserer Tochter und eine sehr enge Bindung. Für uns ist es eine absolute Bereicherung, dass wir beide alle Rituale, das Gemüt sowie die Bedürfnisse unseres Kindes kennen. Es ist sehr beruhigend, zu wissen, dass der Partner alles rund um das Kind kann und im Blick hat. Rückblickend hätten wir die intensive Anfangszeit noch besser aufteilen können. Ich habe ja erst übernommen, als meine Tochter zehn Monate alt war. Warum war es Ihnen wichtig, als Vater Elternzeit zu nehmen? Samfaß: Uns war es wichtig, die Kindererziehung von Beginn an gerecht aufzuteilen. Leider gehen Kinder oftmals mit einem Karriereknick einher, vor allem für die Frau. Meine Frau ist Juristin und für ihre berufliche Karriere war es wichtig, dass sie früh wieder in Vollzeit einsteigen kann. Also war die Aufteilung der Elternzeit die beste Lösung. Aktuell arbeiten wir beide in Teilzeit, ich 75 % und meine Frau 80 %. Jetzt muss jeder Tag sehr gut durchstrukturiert werden, aber niemand muss verzichten. Hatten Sie Bedenken? Samfaß: Nein, es waren aber viele Absprachen und viel Organisation notwendig. Vor allem die Suche nach meiner Vertretung war aufwändig, hat aber nicht zuletzt dank meiner Klinikpflegedienstleitung und dem Pflegedirektor doch noch funktioniert. Ein Stationsleiter von einer anderen Intensivstation hat meine Arbeit übernommen und die Station gut in meinem Sinne weitergeführt. Dank einer vierwöchigen Übergangszeit verlief der Wechsel relativ geräuschlos, der externe Blick auf unsere Stationsabläufe war zudem wertvoll. Danach war mein Stellvertreter noch vier Monate lang als Interims-Stationsleiter tätig, bis ich aus der Elternzeit zurückgekehrt war. Die Pflegedirektion hat mir zugesichert, dass ich meine Leitungsstelle nach der Elternzeit wiederbekomme, das rechne ich ihr hoch an. Wie hat Ihr Umfeld auf das Vorhaben reagiert? Samfaß: Im Gespräch mit Leitungskollegen bekam ich viel Zuspruch. Oft kam „Das hätte ich auch gern gemacht“ oder „Das hätte ich auch machen sollen“. Wie funktionierte der Wiedereinstieg in den Beruf? Samfaß: Natürlich ist manches liegengeblieben oder hat sich verändert, das gehe ich jetzt an. Schön ist, dass ich einige neue Kolleginnen und Kollegen kennenlernen und einarbeiten darf. Besonders habe ich mich über den Besuch meines stellvertretenden Klinikpflegedienstleiters am ersten Tag gefreut, das war Wertschätzung pur. Aber ich merke auch, dass mein Tag jetzt voller ist. Nach der Frühschicht geht es daheim sofort weiter. Was würden Sie anderen Männern hinsichtlich der Elternzeit empfehlen? Samfaß: Wenn es irgendwie möglich ist, macht’s! Auch mehr als das Minimum von zwei Monaten, jeder Tag mehr mit dem eigenen Kind lohnt sich! Eine gute Bindung aufzubauen braucht Zeit, dann hält sie aber im besten Fall ein Leben lang. Außerdem merkt man erst, wie anstrengend Hausarbeit und Kindererziehung ist, wenn man mal alleine zuhause war. Das ist einer der härtesten Jobs, der rund um die Uhr gemacht werden muss. Was wünschen Sie sich vom UKW? Samfaß: Dass männliche Beschäftigte von Beginn an als Väter wahrgenommen werden und das offen und transparent mit dem Thema Elternzeit, auch in Führungsposition, umgegangen wird.
Thilo Samfaß
Thilo Samfaß kam im Jahr 2005 für seine Pflegeausbildung ans UKW. Seit 2019 ist der 35-Jährige Stationsleiter der HNO-Intensivstation. Im September 2021 wurde seine Tochter geboren. Nach einer zwölfmonatigen Elternzeit ist er seit April 2023 zurück am Klinikum.
Ihnen beiden herzlichen Dank für das Gespräch und alles Gute!