Weibliche Rollenvorbilder
In der Serie #WomenInScience berichten Wissenschaftlerinnen aus der Universitätsmedizin Würzburg über ihre Erfahrungen als Frau in der Forschung, geben Ideen für mehr Diversität in der Wissenschaft und Karrieretipps.
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Am 11. Februar 2022, hat das UKW an dem von UNESCO und UN ins Leben gerufenen Internationalen Tag der Frauen und Mädchen in der Wissenschaft die Serie #WomenInScience gestartet. Inzwischen wurden mehr als ein Dutzend forschende Frauen aus den verschiedenen Fachbereichen des Uniklinikums porträtiert. „Je mehr Männer und Frauen zeigen, dass es gleichverteilt geht, desto besser“ Eine der größten Herausforderungen sei sicherlich das Aufbrechen der klassischen Rollen in Familien „Papa arbeitet, Mama bleibt daheim“ und des Klischees „der Mann hat die prestigeträchtige Arbeit, die Frau die unterstützende“. „Je mehr Männer und Frauen zeigen, dass es gleichverteilt geht, desto besser!“, meint Anne Saulin. Die Physikerin, Psychologin und zweifache Mutter hat mit ihrem Mann sehr gute Erfahrungen mit der gerechten Verteilung gemacht. Um den Publikationsdruck herauszunehmen sei zudem eine flexible Einteilung der zeitlichen und finanziellen Ressourcen während der Elternzeit sinnvoll. Anne Saulin, die in der AG Translationale soziale Neurowissenschaften Motivationen für prosoziales Verhalten mit dem Fokus Empathie erforscht, verweist auf spannende Studien, die zeigen, dass das weibliche Gehirn, und in geringerem Maße auch das männliche, im Rahmen der Elternschaft eine faszinierende Transformation durchläuft. Mit einigem Abstand nach der Geburt haben Frauen also quasi ein „Superhirn“. Flexible Arbeitszeitmodelle, bessere Rahmenbedingungen, mehr Festanstellungen und weniger Wettbewerb Flexible Arbeitszeitmodelle lautet der Wunsch vieler Frauen. Corona habe gezeigt, dass es geht. „Und warum nicht auch einmal eine frei gewordene Oberarztstelle mit zwei Frauen besetzen, die in Teilzeit arbeiten? Oder sechs Männer, die aufgrund der Familie oder Weiterbildungen reduzieren möchten, könnten sich fünf Stellen teilen“, schlägt Prof. Bettina Baeßler vor. Die Mutter von zwei Kindern leitet die Kardiovaskuläre Bildgebung am Institut für Diagnostische und Interventionelle Radiologie und hier den neu geschaffenen Schwerpunkt Künstliche Intelligenz. Außerdem sollte und müsste es wesentlich mehr Festanstellungen in der Wissenschaft geben. „Denn wie soll man verlässlich planen, wenn man nur einen befristeten Arbeitsvertrag hat?“, fragt Dr. Sabrina Prommersberger. Zudem wünscht sich die Biologin weniger Konkurrenz und mehr Kooperation. Frauen sind auf keinen Fall schlechter in der Wissenschaft, sie können sich nur oft schlechter verkaufen. Es sollte um Inhalte gehen und nicht um Erfolge einzelner Personen.
„Ein Halbtagsjob heißt nicht halbe Leistung“, erinnert PD Dr. Anna Frey. Die Kardiologin und Mutter von zwei Kindern erforscht nebenbei die Herz-Hirn-Interaktion Herz und Entzündungsvorgänge nach dem Herzinfarkt. „Menschen, die gewohnt sind, ihren komplexen Alltag zu strukturieren, und das sind vor allem berufstätige Mütter, sind auch im Beruf strukturiert.“ Durch fokussiertes Arbeiten werde die „fehlende“ Zeit mit Leichtigkeit kompensiert. Unterm Strich sei die Wertschätzung viel wichtiger als weitere monetäre Anreize. Mehr Netzwerken und Seilschaften aufbauen Auch Netzwerken sei wichtig. Prof. Martina Prelog, Immunologin und Fachärztin für Kinder- und Jugendmedizin an der Kinder- und Poliklinik verweist auf die Art des Netzwerkens, damit es zum Erfolg führt: „Männer bilden eher Seilschaften und haben in ihren Netzwerken erfahrene „Bergführer“, um an den Gipfel zu kommen. Frauen stecken oft in formalen Netzwerken fest, die sich an starren Normen und formalen Anforderungen orientieren.“ Die zweifache Mutter, die ihren Beruf als Teil ihres Lebens sieht und work und life nicht trennt, empfiehlt zudem, sich früh in Fachgesellschaften und Initiativen zu engagieren. Zudem würde ihrer Meinung nach etwas mehr Individualität den Frauen guttun. Prof. Franziska Jundt gibt forschenden Frauen den Tipp: „Durchhalten, mehr einfordern, sich von Rückschlägen nicht aus der Bahn werfen lassen, immer wieder aufstehen und weitermachen!“ Frauen müssen zudem klarer kommunizieren, was sie möchten. Rollenbilder und leise Potentiale Zudem seien Rollenmodelle, Vorbilder, Mentorinnen und Mentoren sowie die Förderung durch Personen in Entscheiderpositionen wichtig. Bettina Baeßler erinnert daran, auch die leisen Potentiale zu fördern, also die Menschen, die eher introvertiert sind. Dazu zählen häufig Frauen. Diese gilt es zu sehen, zu heben und zu entdecken. Und Dr. Nina Schukraft, Biologin und Doktorandin am Institut für Klinische Neurobiologie, wünscht sich mehr Praktika für Schülerinnen an Universitäten und Kliniken, um Mädchen echte Einblicke in die Wissenschaft zu gewähren.“ In den Kindergärten sind die Köpfe der Zukunft Die Förderung von jungen Menschen liegt auch Prof. Astrid Schmieder sehr am Herzen. Die leitende Oberärztin in der Hautklinik und Mutter von zwei kleinen Jungen fordert: „Wir, als Gesellschaft in Deutschland und Europa, sollten die Ausbildung reformieren und weiterentwickeln – zukunftsorientiert gestalten und nicht am Bildungswesen sparen. In den Kindergärten und Schulen finden sich schließlich die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, Ingenieurinnen und Ingenieure und Politikerinnen und Politiker der Zukunft – hoffnungsvoll, mutig, kreativ und empathisch.“
Fortsetzung folgt
Die Serie #WomenInSciece geht auch im zweiten Jahr weiter, und zwar mit einem Interview mit den beiden Medizinstudierenden Julia Reusch und Isabell Wagenhäuser. Sie untersuchen im Rahmen der CoVacSer-Studie die immunologische Impfantwort sowie die Lebens- und Arbeitsqualität nach einer Covid-19-Impfung und/oder -Infektion in einer Kohorte von 1.800 Personen, die im Gesundheitswesen arbeiten. Die Auswertungen konnten sie bereits in renommierten Journals publizieren. Und Sophia Danhof, Gleichstellungsbeauftragte im Sonderforschungsbereich Transregio TRR 338 LETSimmun, lud gemeinsam mit Kolleginnen aus München alle Frauen aus dem SFB TRR zum dreitägigen „Female Leadership Workshop“ nach Leogang in Österreich ein. www.ukw.de/forschung-lehre/chancengleichheit/women-in-science