Auszeichnungen und Professuren
Hoffnungsträgerin für Diagnose und Behandlung von CRPS
Dr. Ann-Kristin Reinhold erhielt auf den Wissenschaftlichen Arbeitstagen (WAT) der Deutschen Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin (DGAI) Mitte März das prestigeträchtige DGAI-Forschungsstipendium der Fresenius-Stiftung. Die Anästhesistin und Schmerzforscherin in der Klinik und Poliklinik für Anästhesiologie, Intensivmedizin, Notfallmedizin und Schmerztherapie hat einen wichtigen Baustein für ein besseres Verständnis und somit vielleicht auch einen Hoffnungsträger für die Diagnostik und Therapie von CRPS entdeckt. CRPS, das vorwiegend nach Verletzungen, Frakturen oder Operationen an Armen und Beinen auftritt, ist aufgrund seiner komplexen Pathologie noch relativ unverstanden. Neben starken, anhaltenden Schmerzen treten Schwellungen, Rötungen, Temperaturveränderungen, Überempfindlichkeit sowie Bewegungseinschränkungen bis hin zur Arbeitsunfähigkeit auf. Der Leidensdruck der Betroffenen sei immens, so Ann-Kristin Reinhold. In ihrer Studie konnte sie erstmals zeigen, dass die DNA-Methylierung beim CRPS eine Rolle spielt.
Dr. Ann-Kristin Reinhold
Nachwuchspreis für Tremor-Studie
Prof. Christian Grefkes-Hermann (links) überreicht den DGKN-Nachwuchsförderpreis für Klinische Neurophysiologie an Dr. Dr. Sebastian Schreglmann.
Bild: DGKN / Jan Wassmuth
Wenn das Schreiben per Hand, Aufschließen der Haustür oder das Führen der Teetasse zum Mund zu einer Zitterpartie wird, kann die Ursache ein Essentieller Tremor sein. Ein Prozent der Bevölkerung ist von dem unkontrollierten Zittern, das keine Verbindung zu Parkinson hat, betroffen. Nur etwa die Hälfte der Patientinnen und Patienten erreichen langfristig eine gute Symptomkontrolle mittels medikamentöser Therapie. Für schwere Fälle bietet die Tiefe Hirnstimulation mittels eines implantierten Hirnschrittmachers Abhilfe, viele Patienten scheuen aber die notwendige OP. Der Neurologe und Neurowissenschaftler Dr. Dr. Sebastian Schreglmann hat mit Kooperationspartnern eine Methode entwickelt, bei der auf das Zittern der Hände abgestimmte Elektroimpulse über Klebeelektroden auf der Kopfhaut das Zittern erfolgreich reduzieren können. Für die im Fachmagazin Nature Communications publizierte Studie wurde er jetzt auf dem Kongress der Deutschen Gesellschaft für Klinische Neurophysiologie und Funktionelle Bildgebung (DGKN) e. V. in Hamburg ausgezeichnet. Die Folgestudie steht in den Startlöchern.
Resistenzmechanismen bei Immuntherapien
Dr. Umair Munawar erhielt beim Hämatologie-Kongress in Seoul den Best Oral Presentation Award. In seinem Vortrag präsentierte der Molekularbiologe aus Würzburg seine im Fachmagazin Blood publizierten Forschungsergebnisse, die zu einem tieferen Verständnis der komplexen Resistenzmechanismen gegenüber Immuntherapien beim Multiplen Myelom beitragen und letztlich zu wirksameren Behandlungen führen könnten.
Dr. Umair Munawar
Bild: Salih Usta
Prof. Dr. Christoph Wanner
Der Mann, der die Würzburger Nephrologie auf die Weltbühne gebracht hat
Christoph Wanner geht in den Ruhestand, zumindest was die Leitung der Nephrologie in der Medizinischen Klinik I am Uniklinikum betrifft, die er 29 Jahre lang innehatte. Der Nephrologe wird in Zukunft als Seniorprofessor in Teilzeit am Deutschen Zentrum für Herzinsuffizienz sowie an der University of Oxford tätig sein.
Die erste Studie, die den gebürtigen Bad Mergentheimer berühmt gemacht hat war „Die Deutsche Diabetes Dialyse-Studie“ (4D-Studie), an der deutschlandweit 1.266 Dialysepatienten mit Diabetes teilgenommen haben. Als Sternstunde seiner Forschung bezeichnet er die Präsentation der EMPA-REG OUTCOME-Studie beim 51. EASD-Kongress im Herbst 2015 in Stockholm. Wanner war einer der ersten, der das Potenzial von SGLT2-Hemmern in der Behandlung von Diabetes, Herz-Kreislauf- und Nierenerkrankungen erkannt hat. Aus dem Signal ist heute, acht Jahre später, der Hoffnungsträger schlechthin für alle Menschen mit einer chronischen Nierenerkrankung geworden. Was ihn noch mit Stolz erfüllt, ist FAZiT – das Fabry-Zentrum für interdisziplinäre Therapie, das er im Jahr 2001 gegründet hat und mit seinem Datenschatz ein kleiner Diamant sei.
Ein weiterer Höhepunkt seiner Laufbahn und gewissermaßen die Krönung für sein jahrzehntelanges Netzwerken war im Sommer 2020 die Ernennung zum Präsidenten der Europäischen Gesellschaft für Nephrologie ERA (European Renal Association). Er hat auch dazu beigetragen, Tina Turner für die diesjährige Nierenkampagne ‚Show your kidneys love‘ – ‚Mach dich für deine Nieren stark‘ anlässlich des Weltnierentages am 9. März zu gewinnen. Die US-amerikanische Musiklegende, die selbst an Nierenversagen aufgrund eines schlecht behandelten Blutdrucks leidet, macht mit ihrer Geschichte auf die immense Bedeutung der Vorsorge aufmerksam. Sie selbst sagt: „Ich hätte meine Nieren retten können. Etwas Wissen und ein einfacher Urintest hätten gereicht.“ Die Prävention liegt Christoph Wanner sehr am Herzen: „Jeder ab 50 und vor allem Risikopatientinnen und -patienten sollten ihr ABCDE-Profil kennen. Albuminurie, Blutdruck, Cholesterin, Diabetes, estimated (geschätzte) glomeruläre Filtrationsrate.“
Prof. Dr. Florian Seyfried
Alles um Magen und Speiseröhre aus einer Hand
Florian Seyfried erhält an der Julius-Maximilians-Universität Würzburg die neu eingerichtete Professur für die Chirurgie des oberen Gastrointestinaltrakts und bariatrische Chirurgie – eine Spezialisierung nach europäischem Vorbild. Das Konzept für die neue Professur hat er selbst nach Vorgaben des Europäischen Fachärzteverbandes der EU (UEMS) entwickelt. Florian Seyfried möchte den klinischen Sektor der metabolisch bariatrischen Chirurgie weiter ausbauen und sowohl die Betroffenen als auch die bariatrische Chirurgie vom Stigma befreien. Im Achalasie-Zentrum möchte er ein Register für diese seltenen aber schwerwiegenden Schluckbeschwerden aufbauen und den Stellenwert moderner minimaler Operationstechniken, wie der robotischen Chirurgie, zur operativen Behandlung onkologischer Erkrankungen von Magen und Speiseröhre systematisch untersuchen.
Prof. Dr. Alexandra Wuttke
Demenz vom Stigma befreien
Sie ist mit 34 Jahren eine der jüngsten Professorinnen in der Würzburger Universitätsmedizin. Und sie kümmert sich um die Älteren unserer Gesellschaft - um Menschen mit Demenz. Im Februar hat Prof. Dr. Alexandra Wuttke am UKW eine an der Klinik und Poliklinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie im Zentrum für psychische Gesundheit (ZEP) angesiedelte W1-Professur für die Prävention von Demenz und Demenzfolgeerkrankungen angetreten. Die Mannheimerin möchte vor allem die wissenschaftlichen Erkenntnisse aus der Demenzforschung in die Praxis bringen, Interventionen zur Stressreduktion für Menschen mit Demenz und ihre Angehörigen entwickeln und im Alltag erproben. Wichtig sei ihr die interdisziplinäre Verortung ihrer Professur. „Wir dürfen nicht in der eigenen Disziplin stecken bleiben. Um alterssensibel zu handeln, müssen wir interdisziplinär denken. Wir müssen die Pflege, die Medizin und die Psychologie zusammenbringen. Demenz und Depression sind die beiden größten Herausforderungen, wenn es um die psychische Gesundheit im Alter geht. Beides beeinflusst sich gegenseitig“, so Wuttke.
Prof. Dr. Alexander Hann
Mehr VR und KI im GI
Der Gastroenterologe Alexander Hann hat zum 1. März 2023 die neu eingerichtete Professur für Digitale Transformation in der Gastroenterologie am UKW angenommen. Sein Ziel ist es, die Digitalisierung in Forschung, Lehre, Vorsorge und Behandlung der Verdauungsorgane voranzutreiben, also mit Virtueller Realität (VR) und Künstlicher Intelligenz (KI) die Gastroenterologie (GI) optimieren. So nutzt Alexander Hann zum Beispiel seine Programmierfähigkeiten, um endoskopische Untersuchungen in die virtuelle Realität zu bringen und andere Computermethoden, um die Arbeit des ärztlichen und pflegenden Teams zu erleichtern.
Prof. Dr. Maik Luu
Ein Tausendsassa wird Juniorprofessor
Noch keine 30 und schon Professor, das ist eine Seltenheit. Maik Luu hat gerade über das WISNA-Programm eine W1-Professur für Translationale Medizin erhalten, mit Tenure-Track auf eine W2-Professur. Der 29-jährige Doktor der Humanbiologie arbeitet seit April 2021 als Senior-Postdoc im Bereich der Tumorimmunologie im Institut von Prof. Michael Hudecek. Neben seinen eigenen Forschungsprojekten zum Mikrobiom und der Entwicklung einer Mikrobiom-CAR-T-Zell-Therapie ist der Naturwissenschaftler, der nebenbei ehrenamtlicher Trainer des Deutschen Alpenvereins ist, im Tierheim Hunde trainiert, Gitarre in einer Band spielt, Tischtennis im Verein und Kochrezepte entwickelt hat, in verschiedene Verbundprojekte involviert.
In Maik Luus Augen sei jedoch das, was seine Eltern auf sich genommen haben, um ihren späteren Kindern eine Bildung zu ermöglichen, eine viel größere Leistung. Mutter Thi Thu Ba Nguyen-Luu und Vater Tan That Luu verließen als so genannte Boat People ihre vom Krieg gebeutelte Heimat Vietnam und kamen 1980 mit der Cap Anamur nach Deutschland.