Hochrisikogruppen profitieren von Corona-Booster
Boostern wir zu oft und zu schnell? Es wurde viel über die Auffrischungsimpfung mit bivalenten Impfstoffen gegen SARS-CoV-2 und Omikron diskutiert. Prof. Dr. Martina Prelog hat mit ihrem Team die Immunantwort bei Hämodialysepflichtigen untersucht und zieht folgendes Fazit: „Risikopatientinnen und -patienten profitieren von einer angepassten Impfung, vor allem diejenigen, die keinen Durchbruchsinfekt, also keinen Kontakt mit Omikron hatten. Die Antikörperantwort war dabei umso besser, je höher die Ausgangslage an vorbestehenden Antikörpern gegen SARS-CoV-2 war. Aus immunologischer Sicht macht es also durchaus Sinn, wenn sich Dialysepflichtige regelmäßig und auch mit einem angepassten Impfstoff impfen lassen.“
Die Medizinstudierenden Luise Schäfer und Luca Huth untersuchen in der Kinderklinik des UKW mit Martina Prelog und Giovanni Almanzar die zelluläre Immunabwehr und Antikörperantworten von Hochrisikopatientinnen und -patienten.
Veröffentlicht im New England Journal of Medicine (NEJM), DOI: 10.1056/NEJMc2216309.
Bild: Daniel Peter
Regulationsmechanismus der Blutgerinnung entdeckt
Die Blutstillung ist lebenswichtig, um übermäßigen Blutverlust zu vermeiden. Bei einer überschießenden Reaktion und einer unkontrollierten Bildung von Fibrin besteht jedoch ein Thrombose-Risiko. Eine Würzburger Arbeitsgruppe rund um Studienleiter Prof. Bernhard Nieswandt hat einen von Blutplättchen vermittelten Regulationsmechanismus der Fibrinbildung bei der Blutgerinnung entschlüsselt und daraus neue Therapieansätze abgeleitet. In der Studie haben die Forschenden das Glykoprotein GPV als Schaltstelle für die Blutstillung und Thrombusbildung aufgedeckt.
Veröffentlicht in Nature Cardiovascular Research (DOI: 10.1038/s44161-023-00254-6)
Wenn das Herz vorzeitig altert
Wie können wir das Altern verlangsamen und typische Alterserkrankungen verhindern? Ruping Chen und Brenda Gerull aus dem Deutschen Zentrum für Herzinsuffizienz (DZHI) haben grundlegende Mechanismen aufgedeckt, wie genetische Veränderungen in Kernhüllenproteinen zu Herzmuskelerkrankungen führen. Die Wissenschaftlerinnen forschen schon seit längerem an Mutationen im Kernmembranprotein LEMD2, die zu vorzeitigen Alterungskrankheiten führen und bereits in jungen Jahren progressive Herzschwäche und schwere Herzrhythmusstörungen verursachen können. Durch die Mutation kommt es zu Einstülpungen der eigentlich rundlichen Zellkernmembran, was die Funktionen des Zellkerns stört. Es kommt zu Rupturen in der Kernhülle und zur Erschöpfung der zelleigenen Reparaturmechanismen. In den nächsten Schritten möchten die Wissenschaftlerinnen verschiedene Möglichkeiten der therapeutischen Interventionen testen. Ferner soll die Aktivierung der Bindegewebszellen (Fibroblasten) näher untersucht werden, da sie neben den Herzmuskelzellen (Kardiomyozyten) eine wichtige Rolle beim Fortschreiten der Erkrankung spielen.
Veröffentlicht in Circulation Research https://doi.org/10.1161/CIRCRESAHA.122.321929
Langanhaltende positive Effekte bei telemedizinischer Betreuung
Eine aktuelle Langzeitauswertung der erweiterten INH-Studie (E-INH) des DZHI legt nahe, dass Effekte einer auf 18 Monate begrenzten kardiologisch geführten und durch spezialisierte Pflegekräfte koordinierten telemedizinischen Überwachung und Betreuung (HeartNetCare-HFTM) überaus nachhaltig sind und bei Patientinnen und Patienten über zehn Jahre hinweg Überleben und Lebensqualität verbessern.
In der erweiterten Studie des Interdisziplinären Netzwerks Herzinsuffizienz (E-INH) hat Prof. Dr. Christiane Angermann mit Team die Langzeiteffekte einer 18-monatigen telemedizinischen Versorgung im HeartNetCare-HF(TM) untersucht.
Veröffentlicht im Journal of the American College of Cardiology (JACC): Heart Failure (DOI: 10.1016/j.jchf.2022.10.016)
Bild: DZHI / R. Kochanowski