Antonia Mach (links) und Julia Weimert leiten die neue Stabsstelle Nachhaltigkeit. Bild: Daniel Peter
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Nachhaltigkeit am UKW
Am UKW widmet sich seit diesem Jahr eine neu geschaffene Stabsstelle den Themen der Nachhaltigkeit. klinikum & wir sprach mit den Verantwortlichen Antonia Mach und Julia Weimert über die Hintergründe und Aufgaben der Organisationseinheit.
Wie kam es zu der Gründung der Stabsstelle Nachhaltigkeit „ausgerechnet jetzt“?
Julia Weimert: Grundsätzlich zeichnet sich ab, dass Nachhaltigkeitsaspekte in Zukunft am UKW eine immer größere Rolle spielen werden. Das zeigte sich zum Beispiel bei der Überarbeitung des dann im Herbst 2022 veröffentlichten Leitbilds des Klinikums. Impulse dazu kommen zum einen von außen, beispielsweise durch sich verschärfende Umweltprobleme oder staatliche Vorgaben. Zum anderen aber auch von innen – durch Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die sich verstärkt mit dem Thema beschäftigen. Konkreter Anlass zur Installation der Stabsstelle war letztlich das mit Beginn dieses Jahres in Kraft getretene Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz, kurz LkSG, dessen Anforderungen auch das UKW erfüllen muss (siehe Kasten auf der nächsten Seite, Anm. d. Redaktion).
Über die Struktur der Stabsstelle Nachhaltigkeit Die Stabsstelle Nachhaltigkeit wurde zum 1. März 2023 gegründet. Sie ist direkt dem Vorstand unterstellt. Das verdeutlicht, dass das Thema Nachhaltigkeit das gesamte Klinikum betrifft und keinen Schwerpunkt auf dem kaufmännischen, ärztlichen, pflegerischen oder wissenschaftlichen Bereich hat. Besetzt wurde die Stabsstelle mit Antonia Mach und Julia Weimert. Beide bleiben jedoch auch weiterhin anteilig in der Kaufmännischen Direktion des UKW als Referentinnen beschäftigt.
Welche Ziele verfolgt die Stabsstelle?
Antonia Mach: Das Thema Nachhaltigkeit ist sehr umfassend und es wird einige Jahre benötigen, um das UKW in diesem Bereich weiterzuentwickeln. Im Jahr 2023 wollen wir zunächst Daten und Ideen sammeln, uns mit anderen Organisationen vernetzen sowie uns fortbilden und lernen. Parallel dazu werden wir die notwendigen Strukturen aufbauen, um die Anforderungen des LkSG erfüllen zu können sowie Vorschläge zur Strategieentwicklung und Organisationsstruktur zu machen. Julia Weimert: Ein wichtiger Baustein unserer Aufbauarbeit ist auch die Information der Beschäftigten darüber, was Nachhaltigkeit überhaupt ist. Hier bestehen unterschiedliche Vorstellungen und Meinungen, die sich manchmal nicht mit der gängigen Definition decken. Viele Menschen verstehen unter Nachhaltigkeit nur den ökologischen Aspekt, sprich den Umwelt- und Klimaschutz. Tatsächlich hat Nachhaltigkeit drei Säulen: Ökologie, Soziales und Ökonomie. Die Sozial-Orientierung meint dabei beispielsweise Arbeits- und Gesundheitsschutz, Diversität, Menschenrechte und Lohngerechtigkeit.
Die Umsetzung des LkSG gehört zu Ihren aktuell vordringlichen Aufgaben. Wie ist da der aktuelle Status?
Antonia Mach: Wir arbeiten sukzessive die Bausteine des LkSG ab, so dass wir Anfang 2024 den Bericht über das Jahr 2023 an das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle abgeben können. Bislang wurden folgende gesetzliche Anforderungen erfüllt: Julia Weimert und ich wurden als Menschenrechtsbeauftragte des UKW benannt. Außerdem hat der Klinikumsvorstand die Grundsatzerklärung verabschiedet, die man auf der UKW-Homepage nachlesen kann. Dort wurde auch das Beschwerde-Tool bereits integriert.
Über das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetzes (LkSG) Ziel des LkSG ist es, in Deutschland ansässige Unternehmen ab einer bestimmten Größe zu verpflichten, ihrer Verantwortung in der Lieferkette in Bezug auf die Achtung international anerkannter Menschenrechte und auf die Verhinderung von Umweltschäden nachzukommen. Das Gesetz trat am 1. Januar 2023 in Kraft. In einem ersten Schritt werden Unternehmen mit mehr als 3.000 Beschäftigten – somit auch das UKW inklusive der Tochtergesellschaft UKW Service GmbH – zur Erfüllung der gesetzlichen Anforderungen verpflichtet. Ab 2024 folgt eine Ausweitung auf Unternehmen mit mehr als 1.000 Beschäftigten. Das Gesetz fordert unter anderem:
- Die Unternehmen müssen in allen maßgeblichen Geschäftsabläufen ein Risikomanagement verankern, um menschenrechtliche und umweltbezogene Risiken innerhalb der Lieferketten und im eigenen Geschäftsbereich erkennen, beenden oder minimieren zu können. Werden Risiken erkannt, sind Präventions- und Abhilfemaßnahmen zu ergreifen.
- Jedes Unternehmen muss eine oder einen Menschenrechtsbeauftragte oder -beauftragten benennen, die oder der die Risikoanalyse durchführt und jährlich darüber gegenüber der Geschäftsführung und dem Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) berichtet.
- Die Unternehmen sind verpflichtet, eine Grundsatzerklärung (auch: Menschenrechtserklärung) abzugeben und ein Beschwerdewesen einzurichten, das es jedermann ermöglicht, Menschenrechtsverstöße zu melden.
Wie können die Beschäftigten des Klinikums die Anliegen der Stabsstelle unterstützen?
Julia Weimert: Wir wollen von Anfang an transparent kommunizieren und die Beschäftigten in den Prozess einbeziehen. Nachhaltigkeit ist Teamarbeit! Nur gemeinsam wird es gelingen, Prozesse am UKW nachhaltiger zu gestalten. Die Ideen und die Mitwirkung aller interessierten Mitarbeitenden sind entscheidend. Als erster Schritt ist deshalb eine Infoveranstaltung zur Umsetzung des Themas Nachhaltigkeit am UKW am 12. Juli 2023 um 10:30 Uhr im Hörsaal des Zentrums für Innere Medizin geplant. Im Anschluss sollen sich alle Interessierten bei der Stabsstelle melden, die sich dann ab 2024 regelmäßig als Nachhaltigkeits-Team treffen und die aktuellen Themen besprechen wollen. Außerdem gibt es ab Juli die Mitmach-Aktion „Klimaretter – Lebensretter“ am UKW (siehe Kasten, Anm. d. Redaktion). Antonia Mach: Klar ist auch: Nachhaltigkeit braucht Zeit! Die zu bewältigenden Themen sind umfangreich und vielfältig – sie können nicht von heute auf morgen umgesetzt werden. Insofern unterstützen uns die Klinikumsbeschäftigten schon alleine dadurch, wenn sie unserer Arbeit Geduld und Wertschätzung auch für kleine Schritte entgegenbringen. → Start einer neuen Serie Dieses Top-Thema kann nur einige wenige Ausschnitte aus dem weiten Feld „Nachhaltigkeit am UKW“ aufgreifen. Es ist jedoch der Auftakt zu einer neuen Artikel-Serie: In jeder zukünftigen Ausgabe von klinikum & wir sollen weitere Aspekte beleuchtet werden.
Illustrationen: Good Studio – stock.adobe.com
Ab Juli: Als „Klimaretter – Lebensretter“ mitmachen! Beim Projekt „Klimaretter – Lebensretter“ können Klimaschutzaktionen am Arbeitsplatz sichtbar und messbar gemacht werden. In einem unternehmensweiten Wettbewerb wählt man aus 26 Angeboten – wie „Weniger Fleisch essen“ oder „Fahrgemeinschaften bilden“ – seine Energiesparmaßnahmen aus und sammelt dadurch eingesparte Kilogramm an CO2-Emissionen. Gekürt wird dann jeweils der „Energiesparer des Monats“ und der „Energiesparer des Jahres“. Das Projekt spricht speziell Beschäftigte im Gesundheitswesen an, um sie zu einem noch sorgsameren Umgang mit Ressourcen und Energie zu motivieren.