Prof. Dr. Alexander Meining: Das Projekt berücksichtigt auch den CO₂-Fußabdruck von in der Endoskopie eingesetzten Verbrauchsgütern wie zum Beispiel Schläuchen.
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Ziel: Weniger CO₂ aus der Endoskopie
Wie kann der Kohlendioxid-Ausstoß in einem bestimmten Klinikbereich gesenkt werden? Darum geht es in einem Pilotprojekt in der Endoskopie am UKW.
Das Projekt „Grüne Endoskopie“ wurde von Prof. Dr. Alexander Meining, dem Leiter des Bereichs Gastroenterologie am UKW, gemeinsam mit seiner Kollegin Dr. Dorothea Henniger initiiert. „Der erste, arbeitsintensive Schritt war, überhaupt Daten zu sammeln. Denn natürlich mussten wir wissen, wie hoch die Kohlendioxid-Emissionen unserer Abteilung sind. Nur, wenn wir hier Transparenz haben, können wir auch Maßnahmen ergreifen, um unseren Ausstoß zu senken“, erläutert Prof. Meining. Drei Geltungsbereiche in den Blick genommen Im Mittelpunkt des von einem externen Beratungsunternehmen begleiteten Vorhabens standen die Themenfelder Heizung, Stromverbrauch sowie Müll und Verbrauchsgüter. Diese wurden dann drei Geltungsbereichen – energiewirtschaftlicher Fachbegriff: Scopes – zugeordnet. „Beim Geltungsbereich Heizung kamen wir für unsere Abteilung auf einen Wert von 36 Tonnen CO₂-Aquivalenten im Jahr. Beim Stromverbrauch hingegen steht ein Wert von Null. Der Grund: Das Universitätsklinikum bezieht zu 100 Prozent Ökostrom“, berichtet Meining.
Beim Scope 3 ging es um die Verbrauchsgüter, wie zum Beispiel Schutzkittel, Schläuche, Schlingen und Drähte. Sowohl die Verpackung als auch der Transport wurden hier bezüglich ihres CO₂-Fußabdruckes untersucht. Dazu versandte das Projektteam einen umfangreichen Fragebogen an die Herstellerfirmen. Zudem wurde ein Rechnungstool entwickelt, um den CO₂-Abdruck für den Transport jedes eingesetzten Produktes zu ermitteln. Im Ergebnis stand hier ein CO₂-Wert von 27 Tonnen für die Verbrauchsgüter. Insgesamt wurden 359 Güter untersucht. Herstellerwechsel spart Treibhausgase „Nach der Erhebung haben wir bei 224 Produkten den Hersteller gewechselt. Statt zum Beispiel aus Fernost kommen manche Produkte jetzt aus Europa, in einem Fall sogar aus Mittelfranken. Das wird den CO₂-Verbrauch durch den Transport enorm reduzieren“, schildert Prof. Meining und fährt fort: „Ohne die intensive Datenrecherche und die enge Zusammenarbeit mit den Kolleginnen und Kollegen aus dem Einkauf sowie weiteren Abteilungen wäre dieser Schritt nicht möglich gewesen. Klar ist auch: Der Anbieterwechsel darf keine Auswirkungen auf die Qualität der Patientenversorgung haben.“
Als weitere Maßnahme wurde die Raumtemperatur in den Eingriffsräumen der Endoskopie um zwei Grad gesenkt, um Heizenergie zu sparen.
Als Ergebnis der Datensammlung wurde als Ausgangspunkt ein jährlicher CO₂-Fußabdruck von 63 Tonnen für die UKW-Endoskopie ermittelt. Aktuell läuft die zweite Phase, um den Effekt der ergriffenen Maßnahmen zu messen. „Natürlich hoffen wir, dass unsere Treibhausgasemissionen dadurch dauerhaft sinken. Aber ebenso wichtig ist die Erkenntnis: Es ist machbar, den abteilungseigenen CO₂-Fußabdruck konkret zu messen und es ist möglich, gezielte Maßnahmen einzuleiten. Das haben wir erfolgreich gezeigt. Und gerade viele jüngere Kolleginnen und Kollegen waren absolut beindruckt von dem Projekt. Auch das ist ein wichtiger Effekt. Der grundlegende Ansatz ist auch auf andere Fachgebiete übertragbar. Hier gibt es schon einige Anfragen“, so Prof. Meining.
Die weiteren Ergebnisse des Projektes werden aktuell ausgewertet. Schon jetzt steht als weiterer Effekt fest: Durch noch konsequentere Abfalltrennung konnte der in der Endoskopie anfallende Restmüll um 16 Prozent reduziert werden.
Ziel: Mehr Nachhaltigkeit bei Strom und Wärme
Christoph Schwarz, (links) und Matthias Herrlein an der Photovoltaikanlage des ZIM.
Ziel: Mehr Nachhaltigkeit bei Strom und Wärme
Wie steht es um den Ausbau der Solaranlagen am UKW? Welche Anpassungen sind bei der Beleuchtung möglich? Diese Themen wurden häufig genannt beim Energiespar-Wettbewerb des Klinikums in 2022.
Derzeit werden in den Zentren für Operative und Innere Medizin (ZOM/ZIM) rund 4500 Leuchten ausgetauscht. Die neue Beleuchtung verbraucht im Vergleich zu den früheren rund 45 Prozent weniger Energie – in konkreten Zahlen sind das etwa. 100.000 Watt Einsparung mit einer Jahressumme von geschätzten 450.000 Kilowattstunden. „Das ist dann schon eine Größenordnung, die sich lohnt“, erklärt Jörn Braungardt, Leiter des Geschäftsbereichs „Technik und Bau“ am UKW. Der Austausch soll im kommenden Jahr abgeschlossen sein. „Dort, wo wir solche Maßnahmen wirtschaftlich umsetzen können, machen wir dies auch“, so Braungardt. Zudem werde er regelmäßig auf das Thema Zeitschaltungen bei der Beleuchtung angesprochen. „Hier ist aber gerade das eigene Verhalten aller Kolleginnen und Kollegen wichtig, da solche Schaltungen nicht überall möglich sind. Zudem gibt es für das UKW als großen Gebäudekomplex auch Sicherheitsaspekte, die wir beachten müssen.“ Wenn jeder wie zuhause auf einen sparsamen Umgang mit Energie setze, bringe das auch viel. Denn nicht jede technische Maßnahme kann zeitnah umgesetzt werden. Weitere Photovoltaik-Flächen geplant Zu einer besseren Energiebilanz des UKW tragen auf jeden Fall die Photovoltaikmodule bei, die bereits jetzt schon auf drei Dächern des ZOM | ZIM installiert sind. Sie liefern bereits jetzt über 140.000 kWh pro Jahr. Jetzt soll weiter ausgebaut werden. Auch auf dem Gebäudeteil A4 sollen Solaranlagen installiert werden, ebenso auf dem Dach des Zentrums für psychische Gesundheit (ZEP). So kann der Anteil an Sonnenergie um mehr als die Hälfte vergrößert werden. Aktuell laufen hierzu Vorbereitungen sowie die Klärung der Finanzierung. Einsparmöglichkeiten am Heizkraftwerk genutzt Einen wichtigen Beitrag leistet auch das UKW-Heizkraftwerk: Die dort gewonnene thermische Energie reicht aus, um den Bedarf an Wärme und Dampf zu decken. Außerdem übernimmt die Anlage einen Teil der Stromversorgung. Auch hier wurden in 2022 bereits weitere Maßnahmen ergriffen. So wurde der Dampfdruck reduziert, ohne dass dies mit Einschränkungen verbunden war. „An dieser zentralen Stelle können wir durch Anpassungen große Einspareffekte erzielen. Zudem tauschen wir im Heizkraftwerk – wo es möglich ist – auch Motoren und Pumpen aus und steigern so die Effizienz“, berichtet Philipp Elbert, Abteilungsleiter Betriebstechnik am UKW. Auch ihm ist wichtig: „Es kommt auf die Mischung aus technischen Maßnahmen und individuellem Verhalten an. So können wir gemeinsam am UKW einen wichtigen Beitrag zu mehr Nachhaltigkeit leisten.“
Nachhaltig gedruckt
Ab dieser Ausgabe nutzt das UKW für die Herstellung von klinikum & wir die Dienste der nachhaltig ausgerichteten Würzburger Druckerei bonitasprint GmbH. Das Unternehmen ist nach dem Umweltzeichen „Blauer Engel für Druckerzeugnisse DE-UZ 195“ zertifiziert. Eingesetzt werden umweltfreundliche Papiersorten sowie Druckfarben und Lacke auf Basis nachwachsender Rohstoffe. Die Stromversorgung erfolgt zu 100 Prozent aus erneuerbarer Energie. In diesem Zusammenhang betreibt das Unternehmen auf seinem Dach auch eine eigene Photovoltaik-Anlage. Die Abwärme der Druckmaschinen und Kompressoren wird zur Wärmeversorgung des Betriebsgebäudes genutzt. Was darüber hinaus benötigt wird, wird als klimaneutrales Erdgas mit Emissionsausgleich bezogen. Bonitasprint tut viel, um ressourcenschonend zu arbeiten, was wir gerne aufgreifen. So ist klinikum & wir klimaneutral gefertigt und kann sich mit dem Logo „klimaneutral gedruckt“ schmücken.
Illustrationen: Good Studio – stock.adobe.com