NEUE STUDIEN
Krebsforschung gewinnt hart umkämpftes TRANSCAN-3-Projekt
1,3 Millionen Euro für die Erforschung neuer Schlüsselkomponenten im Tumormikromilieu beim Multiplen Myelom und kleinzelligem Lungenkarzinom sowie für die Entwicklung modifizierter CAR-T-Zelltherapien
Michael Hudecek (links) und Maik Luu
Schwer behandelbare Krebserkrankungen zeichnen sich unter anderem durch ein spezielles Tumormikromilieu aus. Verschiedene physikalische und immunologischen Barrieren umgeben den Tumor und schirmen ihn ab, was die Wirksamkeit von Immuntherapien beeinflusst. Insbesondere Therapien mit genmodifizierten Immunzellen wie CAR-T-Zellen, die einen chimären Antigen-Rezeptoren (CAR) tragen, um die Tumorzellen zu attackieren, verlieren in dieser feindlichen Umgebung an Effektivität.
Die Identifizierung der Schlüsselfaktoren, welche diese feindliche Umgebung ausmachen, hat sich das internationale SmartCAR-T-Konsortium unter der Leitung von Prof. Dr. Michael Hudecek vom UKW im neuen EU-Projekt TRANSCAN-3 zur Aufgabe gemacht. Der Nachwuchswissenschaftler Prof. Dr. Maik Lu steht ihm bei der Koordination zur Seite.
Im Fokus der Forschung stehen beispielhaft die Mikromilieus von zwei schwer behandelbaren Tumorentitäten, so genannten Hard-To-Treat Cancers: das Multiple Myelom für hämatologische Krebserkrankungen, also jene, die das blutbildende System betreffen, sowie das kleinzellige Lungenkarzinom für den soliden Tumor. Zu den wichtigsten Komponenten der Tumormikroumgebung, welche die Funktion der CAR-T-Zellen beeinträchtigen, gehören stromale Fibroblasten und regulatorische Immunzellen. Die Zusammensetzung soll nun genauer definiert werden. CAR-T-Zellen gegen hemmende Einflüsse der Tumormikroumgebung wappnen Basierend auf diesen neuen Erkenntnissen sollen die CAR-T-Zellen durch fortschrittliche Gentechnik gegen die negativen Einflüsse gewappnet werden, sodass sie sich ihren Weg zum Tumor bahnen und diesen effektiv und dauerhaft bekämpfen können. Ziel ist die Schaffung einer Plattform für SmartCAR-T-Zellen, die schnell an andere schwer behandelbare Tumorarten angepasst werden kann. https://transcan.eu/output-results/funded-projects/smartcar-t.kl
Präzisionsmedizin durch Schwarmlernen
Gesundheitsdaten sind überaus sensibel und unterliegen einem besonderen Schutz. Auch wenn man sie noch so sehr anonymisiert, sie dürfen aufgrund des Datenschutzes nicht herausgegeben werden und müssen dortbleiben, wo sie erhoben wurden. Das erschwert jedoch die Präzision in Diagnostik und Behandlung vieler Erkrankungen, vor allem, wenn diese selten sind. So ließe sich zum Beispiel mit einer großen Sammlung an medizinischen Bilddaten aus verschiedenen Zentren die Entwicklung von Tumoren und einer möglichen Metastasierung besser abschätzen und eine optimale Therapie wählen.
Im vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderten Projekt SWAG (SWArm learning for Generation and dissemination of high-quality data in oncology) will ein interdisziplinäres Konsortium aus fünf Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern das Teilen und Analysieren von Datensätzen mittels kombinierter KI-Methoden entwickeln und erproben. Die synthetischen Datensätze und trainierten Modelle sollen öffentlich verfügbar gemacht und gemeinsam weiterentwickelt werden, um die Diagnostik und Behandlung von Krebserkrankungen zu verbessern. Koordiniert wird das Projekt von Prof. Dr. Bettina Baeßler, Leiterin der Kardiovaskulären Bildgebung und Künstlichen Intelligenz am Uniklinikum Würzburg.
BETTER-CARE für bessere Brustkrebs-Nachsorge
„Aktuell wird in Deutschland die Nachsorge bei Brustkrebs nach einem sehr einheitlichen Schema gestaltet. Durch diese Gleichbehandlung besteht im jeweiligen Einzelfall die Gefahr einer Über- oder Unterversorgung“, schildert Prof. Dr. Achim Wöckel, Direktor der Frauenklinik am Universitätsklinikum Würzburg, das Problem. „Die Nachsorge muss viel individualisierter, bedarfs- und risikoadaptierter werden. Und dafür benötigen wir ein wissenschaftlich untermauertes Konzept.“ Im Rahmen der Studie BETTER-CARE wird in ausgewählten Zentren ein fachübergreifendes digitales Versorgungsnetzwerk aufgebaut, um die Wirksamkeit eines Nachsorgekonzepts im Vergleich zur derzeitigen Routineversorgung zu untersuchen. Die Nachsorge wird hierbei an die individuellen Bedürfnisse sowie das individuelle Risiko der Betroffenen angepasst. Die 30 beteiligten Brustkrebszentren in Deutschland nehmen ab sofort Studienteilnehmerinnen und -teilnehmer auf. www.better-care.health
EU-Projekt um Krebs besser zu verstehen und zu stoppen
Im EU-Projekt ELMUMY (Elucidation of risk factors and health determinants associated with PROGRESSION of Monoclonal Gammopathies to Multiple Myeloma) untersucht das UKW mit zwölf weiteren internationalen Partnern aus Wissenschaft und Industrie Faktoren, die die Entstehung und das Fortschreiten des Multiplen Myeloms beeinflussen. Die Erhebung molekularbiologischer Merkmale und die Integration von Informationen über Lebensstil und klinische Situation soll eine personalisierte Diagnose, Prävention und Therapie ermöglichen. Prof. Dr. Hermann Einsele ist Principle Investigator, Privatdozent Dr. Thomas Nerreter betreut mit dem Physiker Peter Spieler die einzelmolekülempfindlichen Super-Resolution-Mikroskopie zur Visualisierung von Zielantigenen. Und Prof. Dr. Dr. Andreas Beilhack trägt mit seinem Team mit multimodalen durchflusszytometrischen Analysen und Mausmodellen zum Projekt bei.
Thomas Nerreter (rechts) und Peter Spieler arbeiten an einem neuartigen HD-Tischmikroskop, mit dem sie bereits eine minimale Antigenexpression auf Tumorzellen erkennen und quantitativ nachweisen können, die mit klassischen Detektionsmethoden in der Routinediagnostik nicht nachgewiesen werden können. Diese Superresolutions-Mikroskopie kam in Würzburg zum ersten Mal zum Einsatz.