Blut­hoch­druck –

die stille Gefahr

Ärzte aus der Neurologie, der Augenklinik, Nephrologen, Endokrinologen und Kardiologen des UKW referierten im Rahmen der Herz­wochen über den stillen Killer Bluthochdruck.

Etwa 1,3 Milliarden Menschen leiden weltweit an Bluthochdruck. Die als arterielle Hypertonie bezeichnete Erkrankung ist ein wachsendes Problem in der Gesellschaft. Hat sich die Zahl der Betroffenen doch in den vergangenen 30 Jahren verdoppelt. Fast jeder zweite weiß nichts von seiner Erkrankung. Und hier droht die stille Gefahr. Denn nicht nur bei einer späten Diagnosestellung, sondern auch bei unzureichender Therapie ist Bluthochdruck ein Hauptrisikofaktor für Entstehung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Herzinfarkt, Schlaganfall oder Herzinsuffizienz, aber auch für zahlreiche andere Erkrankungen. Das Universitätsklinikum Würzburg (UKW) nahm daher die Herzwochen der Deutschen Herzstiftung zum Anlass, in einem interdisziplinären Webinar Ursachen, Folgen und Behandlungsmöglichkeiten des Bluthochdrucks vorzustellen. Jeder sollte seinen Blutdruck kennen! Prof. Dr. Christoph Maack, Kardiologe und Sprecher des Deutschen Zentrums für Herzinsuffizienz (DZHI) schilderte zunächst, wie es zum überhöhten Druck in den Blutgefäßen kommt, von dem allein in Deutschland 20 bis 30 Millionen Menschen betroffen sind. Bei der Systole (oberer Wert) wird das Blut in den Körper gepumpt, bei der Diastole (unterer Wert) entspannt sich das Herz und Blut fließt in die Kammern. Alles was unter 140/90 liege, sei im Optimal- bzw. Normalbereich. Erst wenn mehrere Blutdruckmessungen an verschiedenen Tagen jedes Mal zu hohe Werte anzeigen, kann von Bluthochdruck gesprochen werden. „Es reicht übrigens schon aus, wenn ein Wert den optimalen Wert überschreitet“, so Maack. „Jeder sollte seinen Blutdruck kennen, nicht nur die Risikopatienten. Denn Bluthochdruck kommt auf leisen Sohlen. Ist er dauerhaft zu hoch, also liegt er dauerhaft über 140 zu 90 mmHg, schädigt er die Blutgefäße.“

Wenn der hohe Blutdruck rechtzeitig diagnostiziert und behandelt wird, könnte laut Deutscher Hochdruckliga jeder zweite Schlaganfall und Herzinfarkt vermieden werden. „Je höher der Blutdruck ist, und je länger er unbehandelt bleibt, desto größer wird das Risiko, einen Schlaganfall zu erleiden“, berichtete Dr. Thorsten Odorfer, Oberarzt an der Neurologischen Klinik und Poliklinik am UKW und ärztlicher Projekt­koordinator des Telemedizinnetzwerkes für die Schlaganfallversorgung „Transit STROKE“. Bluthochdruck ist mit Abstand das größte Risiko für einen Schlaganfall. Wie hoch das Risiko für einen Schlaganfall oder Herz­infarkt ist, lässt sich übrigens an der Netzhaut unserer Augen ablesen. „Die kleinen Blutgefäße unserer Sehorgane reagieren besonders sensibel auf Bluthochdruck“, weiß Privat­dozent Dr. Winfried Göbel. Der Oberarzt an der Klinik und ­Poliklinik für Augenheilkunde am UKW präsentierte eindrucksvolle Bilder der Netzhaut als Spiegel des Gefäßsystems. Dass es sich lohnt, die Ursache für seinen Bluthochdruck zu kennen, verdeutlichte Dr. Ulrich Dischinger. „Bei etwa jedem zehnten Patienten wird Bluthochdruck durch die Überproduktion von Hormonen verursacht“, erläuterte der Oberarzt der Endokrinologie und Diabetologie am UKW. „Können Betroffene identifiziert werden, so ist oftmals eine zielgerichtete Therapie möglich.“ Lebensstiländerung ist Basis jeder Therapie Auch eine chronische Nierenschwäche kann Bluthochdruck verursachen. Und umgekehrt: Ein zu hoher Blutdruck schädigt auf Dauer die Nieren. Der Nephrologe Prof. Dr. Kai Lopau, zeigte, wie man sich selbst aktiv schützen kann: „Wer Risikofaktoren wie Übergewicht, Stress, ungesunde Ernährung, Bewegungsmangel, Rauchen und Alkohol minimiert, kann seinen Blutdruck dauerhaft senken und seine Nieren stärken.“ Zusätzlich zu einem gesunden Lebensstil ist in vielen ­Fällen die regelmäßige Einnahme von Blutdrucksenkern angeraten. „Treu sein lohnt sich!“, ermutigte Prof. Dr. Stefan Störk, Kardiologe und Leiter der Herzinsuffizienz-Ambulanz am DZHI. Ein Hauptproblem der Volkskrankheit Bluthochdruck sei die sogenannte Adhärenz, die oftmals fehlende Bereitschaft zur Therapie und zur regelmäßigen Einnahme der verschriebenen Medikamente. Dabei ist die Blutdrucktherapie in der Regel eine lebenslange Therapie.

Autorin: Kirstin Linkamp

Die Broschüre „Bluthochdruck: Herz und Gefäße schützen“ kann kostenfrei bei der Herzstiftung unter Tel. 069 / 955128-400 oder unter www.herzstiftung.de/bestellung angefordert werden.