Neuro­radio­logie:

Leistungsträger beim Schlaganfall

Diagnostik, Therapie und Forschung rund um den Schlaganfall zählen zu den wesentlichen Aufgaben der Neuroradiologie am Uniklinikum Würzburg und im regionalen Schlaganfall-Netzwerk Transit-Stroke.

Blick in einen der Gefäßkatheter-OP-Räume der Neuro­radiologie.

Das Institut für Diagnostische und Interventionelle Neuroradiologie des Uniklinikums Würzburg (UKW) bietet das gesamte Spektrum neuroradiologischer Diagnostik an. Darüber hinaus ermöglicht die Interventionelle Neuroradiologie minimal-invasive Gefäßoperationen im Bereich von Gehirn, Kopf, Hals und Wirbelsäule mit Rückenmark. Innovativ, evidenzbasiert und stark wirksam Eine der häufigen, neuroradiologisch sehr effektiv therapierbaren Erkrankungen ist der Schlaganfall. Dessen Auslöser ist meist der Verschluss einer Hirnarterie durch ein vom Herzen zum Gehirn ausgeschwemmtes Blutgerinnsel. In der Folge werden die unterversorgten Nervenzellen geschädigt. „Durch radiologische Verfahren können wir präzise messen, wie viel des Gehirns bereits abgestorben ist und welche Gehirnareale zwar bedroht sind, aber durch Gefäßwiedereröffnung noch gerettet werden können“, berichtet Prof. Pham. Diese Diagnostik, kombiniert mit einer Mikrokatheter-Technik, bei der Stent-Körbchen die Blutgerinnsel bergen, haben die Schlaganfallmedizin in den letzten Jahren geradezu revolutioniert. „Dank der neuen Behandlungstechniken können wir heute deutlich mehr und stärker betroffene Patienten effektiv behandeln. Oft ist selbst in schweren Fällen eine Gefäßwiedereröffnung sogar noch sechs bis acht, manchmal auch bis zu 24 Stunden nach Symptombeginn möglich“, beschreibt der Institutsleiter.

Übrigens profitieren nicht nur Schlaganfallpatienten von der Mikrokatheter-Technik – auch bei der Therapie von Gefäßverengungen, Gefäßwandschwachstellen und Aneurysmen ist sie hilfreich. Die hochspezialisierten Behandlungsverfahren werden am UKW von den Neuroradiologen in enger Zusammenarbeit mit der Neurologie, der Neurochirurgie und der Anästhesiologie durchgeführt.

Zeitsparende Strukturen und Forschung Beim Schlaganfall gilt die Devise „Zeit ist Gehirn“. „Wir kämpfen um jede Mi­nute. Deshalb ist hier am UKW alles auf Zeitersparnis ausgerichtet“, schildert Prof. Mirko Pham. In zwei modernen Gefäßkatheter-­OP-Räumen können Eingriffe gleichzeitig stattfinden. Kurze Wege sparen den interdisziplinären Teams wertvolle Zeit. So liegt einer dieser Räume nah beim Computertomograph, wo Schlaganfallpatienten zunächst unter­sucht werden müssen. In den Jahre 2020 und 2021 investiert das UKW umfangreich in die weitere Ausstattung der Gefäßkatheter-OP­Räume – speziell für eine noch bessere Schlaganfallversorgung.

Die weltweite Schlaganfallforschung hat – auch durch bedeutende Würzburger Beiträge gemeinsam aus Neuroradiologie (Dr. Alexander Kollikowski), Neurologischer Klinik (Dr. Michael Schuhmann, Prof. Dr. Guido Stoll) und Rudolf-Virchow-Zentrum (Dr. David Stegner, Prof. Dr. Bernhardt Nieswandt) – ermittelt, dass beim Schlaganfall eine sofortige Entzündung des Gehirns einsetzt (siehe dazu auch klinikum  &  wir 1/2020, S. 20 – 21 und den Beitrag in dieser Ausgabe auf S. 25). „Das Wissen, wie genau diese Entzündung aufgehalten werden kann, steckt in winzigen Bluttropfen, die wir direkt während des Schlaganfalls aus den Gehirngefäßen gewinnen können. Diese Forschungsstrategie ist wichtig, um die Medikamentenentwicklung und -testung in die richtige Richtung zu lenken“, bekräftigt Prof. Pham. Er fährt fort: „Die Chancen stehen gut, dass in den nächsten zehn bis 15 Jahren ein Medikament zur Verfügung steht, um die Zeit im Schlaganfall anzuhalten – bis der Transport ins Krankenhaus zur Gefäßeröffnung erfolgen konnte.“

Bild: D. Peter