Hochpräzise Diagnostik für Myelom-Patienten gefördert
Die Multiparameter-Durchflusszytometrie ist ein weiterer innovativer Baustein für eine individuell angepasste Versorgung von Myelom-Patienten am Uniklinikum Würzburg. Um das hochempfindliche Messverfahren künftig möglichst breit anbieten zu können, finanziert der Verein „Hilfe im Kampf gegen Krebs“ für ein Jahr eine Personalstelle sowie eine erforderliche Analysesoftware mit insgesamt 56.000 Euro.
Bei der Spendenübergabe: Gabriele Nelkenstock vom Verein „Hilfe im Kampf gegen Krebs“ (Mitte), umgeben von Prof. Dr. Andreas Beilhack, Dr. Paula Tabares, Prof. Dr. Hermann Einsele sowie Prof. Dr. Georg Ertl, alle vier vom Uniklinikum Würzburg (von links).
Schon die Zahlen sind beeindruckend: Mit der Multiparameter-Durchflusszytometrie können pro Sekunde 70.000 Blutzellen analysiert werden. Das innovative Messverfahren kann dabei unter 10.000 gesunden Zellen eine einzelne Tumorzelle erkennen. „Wir haben die Technologie im letzten Jahr in unserem Forschungslabor in Betrieb genommen. Seit Beginn dieses Jahres führen wir diesen Bluttest als einzige Einrichtung in Deutschland als routinemäßige Untersuchung bei Patienten durch, die vom Multiplen Myelom betroffen sind“, berichtet Prof. Dr. Andreas Beilhack von der Medizinischen Klinik und Poliklinik II des Uniklinikums Würzburg (UKW). Nach seinen Worten sind die so gewonnenen Befunde zu der bösartigen Untergruppe des Lymphknotenkrebses eine wichtige Entscheidungshilfe für die behandelnden Mediziner/innen. „Mit dieser Technik sind wir in der Lage, quasi in Echtzeit die Krankheitsbelastung des Patienten zu messen. So können wir das Therapieansprechen präzise verfolgen, Übertherapien vermeiden oder – im entgegengesetzten Fall – rechtzeitig weitere Behandlungen einleiten“, erläutert der Forscher. Dieses Wissen zahle sich für die Patienten in einem Gewinn an Lebensqualität aus. Ein weiterer Vorteil ist die einfache und schmerzfreie Probengewinnung: 20 Milliliter aus der Armbeuge abgenommenes Blut reichen aus. Roll-out auf alle Myelom-Patienten gewünscht In den ersten Monaten seit der Inbetriebnahme wurde das neue Verfahren von Mitgliedern des Forschungsteams von Prof. Beilhack umgesetzt: Eine Medizinisch-technischen Assistentin (MTA) übernahm die Probenahme und deren aufwändige Aufbereitung, während die Wissenschaftlerin Dr. Paula Tabares und er selbst die Ergebnisse auswerteten. „Wir wollen in Zukunft diese prognostisch sehr aussagefähige Nachweismethode gerne möglichst allen Myelom-Patienten am UKW anbieten“, kündigt Prof. Beilhack an.
Anschubfinanzierung zum Wohl der Patienten Um dies zu ermöglichen, schaltete sich im Juli dieses Jahres „Hilfe im Kampf gegen Krebs e.V.“ ein und stellte 56.000 Euro zur Verfügung. „Mit diesem Geld finanzieren wir ein Jahr lang eine MTA-Stelle. Außerdem kann für rund 1.000 Euro eine neue Analysesoftware angeschafft werden“, erläutert Gabriele Nelkenstock, die Vorsitzende des Würzburger Vereins. Am UKW stieß diese großzügige Unterstützung auf große Dankbarkeit. So kommentierte Prof. Dr. Hermann Einsele, der Direktor der Medizinischen Klinik II: „Hilfe im Kampf gegen Krebs unterstützte uns schon in der Vergangenheit dabei, diese Diagnostik aufzubauen. Die jetzt beschlossene Fortsetzung ist ein weiteres schönes Beispiel für die mustergültige Konsequenz und Verlässlichkeit von Gabriele Nelkenstock und ihrem Team.“ Und Prof. Dr. Georg Ertl, der Ärztliche Direktor des UKW, ergänzte: „Mit diesem Modell der ‚Anschubfinanzierung‘ hat der Verein schon mehrfach neuen Ideen bei unserer Paientenversorgung aus den Startlöchern geholfen, die dann später in das Routine-Angebot des Klinikums übernommen wurden. Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass dies auch hier – nach einem vorfinanzierten, erfolgreichen ersten Jahr – wieder der Fall ist.“ Um die Arbeit des Vereins „Hilfe im Kampf gegen Krebs“ auch in Zukunft voranzutreiben, sind Spenden immer willkommen unter: Hilfe im Kampf gegen Krebs e.V. Castell Bank Würzburg IBAN: DE74 7903 0001 0000 0092 45 BIC: FUCEDE77XXX
Minimale Resterkrankung bei Multiplem Myelom
Das Multiple Myelom ist eine seltene, unheilbare Krebserkrankung der Plasmazellen, die üblicherweise im Knochenmark entsteht. Nach einer Behandlung bleibt im Körper des Myelom-Patienten vielfach eine minimale Resterkrankung (Minimal Residual Disease – MRD) bestehen. Diese wenigen Krebszellen verursachen häufig zunächst keine Anzeichen oder Symptome, können jedoch letztlich zum Wiederauftreten der Krankheit führen. Selbst kleine Mengen von MRD nach der Behandlung können tiefgreifende Auswirkungen auf den Behandlungserfolg und die Ergebnisse für die Patienten haben. Aufgrund ihrer oft sehr geringen Anzahl lassen sich die im Blutkreislauf zirkulierenden Tumorzellen nur mit hochempfindlichen Tests, wie der Multiparameter-Durchflusszytometrie, erkennen.
Wussten Sie, dass
. . . das Bayerische Krebsforschungszentrum (BZKF) ein Bürgertelefon und eine neue Homepage anbietet? Im Zentrum arbeiten die sechs bayerischen Universitätsklinika zum Nutzen der Krebspatienten im Freistaat aufs Engste zusammen. Zu den selbstgegebenen Aufträgen gehört eine umfassende Informationsvermittlung. Dazu gibt es seit diesem Sommer die neue Hotline „Bayern gegen Krebs“. Unter der kostenlosen Telefonnummer 0800 8510080 beantworten Experten Patienten, Angehörigen und interessierten Bürgern alle Fragen zur Krebsforschung und -behandlung in Bayern. Bei Bedarf werden die Krebskranken sofort telefonisch an ein heimatnahes, spezialisiertes, universitäres Zentrum des BZKF vermittelt.
Außerdem ging unter www.bzkf.de eine neue Homepage mit detailliertem Material, Kontakten und aktuellen Meldungen an den Start. Zu den präsentierten Inhalten gehören Infos zu Forschung, Prävention, Diagnostik, Therapie und Rehabilitation bei Krebserkrankungen, ebenso wie zu laufenden Studien und aktuellen Veranstaltungen.