Gezielt berufliche

Handlungs­kompetenz

erwerben

Am 8. September dieses Jahres öffnete die neue Berufsfachschule für Pflege in neuen Räumen ihre Türen für die zukünftigen Pflegefachfrauen und -fachmänner geöffnet. Im Interview beantwortet die Schulleiterin des Staatlichen Beruflichen Schulzentrums für Gesundheitsberufe, Christine Hildebrandt, Fragen zu dieser zukunftsweisenden, generalistischen Karrierechance.

Christine Hildebrandt, die Leiterin des Staatlichen Schulzentrums für ­Gesundheitsberufe Würzburg.

Frau Hildebrandt, was ist denn nun neu an der neuen Pflegeausbildung?

Christine Hildebrandt: Aus drei Be­rufen entsteht ein Beruf: Die Pflegefachfrau/der Pflegefachmann. Mit diesem Abschluss kann man sowohl in der Altenpflege, in der Kinderkrankenpflege wie in der Pflege des Erwachsenen arbeiten. Damit verbunden sind ein neuer Lehrplan mit neuem pädagogischem Konzept sowie viele organisatorische, rechtliche und finanzielle Änderungen.

Gibt es für die neuen Pflegefachkräfte dennoch Spezialisierungen?

Hildebrandt: Ja, durch die Vertiefungsgebiete. Wir bieten die Vertiefungen Pflege am Kind und Pflege am Erwachsenen an.

Wie unterscheidet sich dabei die Aus­bildung?

Hildebrandt: Wer „Pflege am Kind“ wählt, verbringt im praktischen Einsatz mehr Zeit in der Kinderklinik. Wer „Pflege am Erwachsenen“ wählt, ist länger auf den allgemeinen Stationen.

Welche praktischen Einsätze sind ­außerdem vorgesehen?

Hildebrandt: In der Altenpflege, in der ambulanten Pflege – d.h. in Sozialstationen – und in der Psychiatrie.

Am Uniklinikum Würzburg gibt es ja keine Altenpflegeplätze. Wie funktioniert das dann?

Hildebrandt: Wir kooperieren mit externen Einrichtungen, wie der AWO, der Caritas und dem Kommunalunternehmen Würzburg. Unsere Schülerinnen und Schüler lernen dort die Pflege kennen. Im Austausch kommen Schülerinnen und Schüler dieser Einrichtungen ans Uniklinikum Würzburg.

Was ändert sich im Unterricht?

Hildebrandt: Die Schülerinnen und Schüler lernen exemplarisch anhand von konkreten beruflichen Situationen, zum Beispiel „Badeunfall“ oder „Im ­Leben mit Demenz unterstützen“. Aus den einzelnen Fächern wird dann das jeweilig Relevante erarbeitet, also beispielsweise medizinisches Fachwissen, pflegerische Fertigkeiten, rechtliche Grundlagen und soziale Fähigkeiten. Nicht mehr die einzelnen Fachsystematiken stehen im Vordergrund, sondern das konkrete berufliche Problem, das zu lösen ist. Das Besondere ist, dass der schuleigene Lehrplan von den Lehr­kräften gemeinsam entwickelt wurde.

Wie verändert sich das Würzburger Schulzentrum räumlich?

Hildebrandt: Die Berufsfachschule für Kinderkrankenpflege ist in der ersten Septemberwoche von ihren Räumen am Berliner Platz mit in das Gebäude der früheren Krankenpflegeschule am Straubmühlweg umgezogen. Die Umbauarbeiten konnten rechtzeitig fertiggestellt werden, so dass nun genügend Klassenzimmer und Büros für die Lehrkräfte zur Verfügung stehen.

Wie stehen die Lehrkräfte zu der Veränderung?

Hildebrandt: Am Anfang waren schon viele traurig und hätten lieber in der gewohnten Art und Weise weitergearbeitet. Dadurch, dass wir seit eineinhalb Jahren gemeinsam mit allen Lehr- und Verwaltungskräften die neue Pflegeschule entwickelt haben und beide Teams sich stark in die Entscheidungen und in die Gestaltung eingebracht haben, ist aus meiner Sicht jetzt ein tolles neues Team gewachsen. Inzwischen sind alle auf den Verlauf der neuen Ausbildung gespannt und freuen sich, dass es nun endlich losgegangen ist.

Wer leitet die neue Pflegeschule?

Hildebrandt: Das machen Amal Abbas Harraz, die Leiterin der Kinderkrankenpflege, und Frank Engels, der Leiter der Krankenpflegeschule, gemeinsam als „Doppelspitze“.

Was gewinnen die Schülerinnen und Schüler durch die neue Ausbildung?

Hildebrandt: Weniger pauken, mehr lernen im Sinne von „berufliche Handlungskompetenz erwerben“. Der Unterricht orientiert sich an echten beruflichen Situationen, nicht an Fachsystematik. Praxis und Theorie sind unmittelbar verknüpft. Die Praxisanleiterinnen und -anleiter des Uniklinikums auf den Stationen können durch das neue Pflegegesetz die Schülerinnen und Schüler länger und intensiver begleiten.

Was bringt die neue Ausbildung nach dem Examen?

Hildebrandt: Wie schon gesagt, kann man mit dem Abschluss „Pflege­fach­frau/-mann“ in allen drei Bereichen arbeiten. Zudem ist der Abschluss europaweit anerkannt. Das Besondere ist, dass den so ausgebildeten Frauen und Männern bestimmte Aufgaben vorbehalten sind, wie zum Beispiel die Pflegeplanung. Das stärkt auch die Pflege gegenüber anderen Berufsgruppen wie der Ärzteschaft.

Was wünschen Sie sich persönlich?

Hildebrandt: Dass die zukünftigen Pflegefachfrauen und -fachmänner durch die detailliert und mit viel Herzblut erstellten Ausbildungspläne des Uniklinikums und der Schule bestens auf die sich stetig wandelnden Anforderungen im Pflegeberuf vorbereitet sind.

Worüber freuen Sie sich bei dem Projekt?

Hildebrandt: Dass so viele Lehrkräfte und Verwaltungskräfte und vor allem auch alle Beteiligten des Klinikums so ausdauernd, kreativ und fleißig mit an der neuen Ausbildung mitgestaltet ­haben. So sehe ich uns auf einem sehr guten Weg zu einem neuen Berufsbild. Das finde ich richtig toll – das bewegt mich!

Bilder: R. Gerber, C. Bischof, D. Peter

Eines der beiden neuen Klassenzimmer, für die der ehemalige Speisesaal der Krankenpflegeschule weichen musste.

Als Pflegefachfrau oder Pflegefachmann kann sowohl in der Kinderkrankenpflege, in der Pflege des Erwachsenen wie auch in der Altenpflege arbeiten.

20 exami­nier­te ­Diät­assisten­tinnen

Trotz Mundschutz strahlten im Juli die 20 Absolventinnen des Kurses 2017–2020 der Berufsfachschule für Diätassistenten des Uniklinikums Würzburg. Die Abschlussprüfung wurde unter Beachtung strenger Hygieneregeln durchgeführt. Die Zeugnisübergabe fand ohne Eltern und Gäste, dafür mit reichlich Abstand und ohne das gewohnte Buffet statt.