Viele Krankheiten werden therapierbar
Die Neurologische Klinik widmet sich mit ihren Schwerpunkten herausfordernden Krankheiten, wie zum Beispiel Parkinson, Schlaganfall und neurologisch bedingten Schmerzen.
Klinikdirektor Prof. Dr. Jens Volkmann präsentiert einen Hirnschrittmacher, eine der fortschrittlichen Therapieoptionen bei Morbus Parkinson.
Die Neurologische Klinik des Uniklinikums Würzburg (UKW) ist ein internationales Referenzzentrum für schwere Formen für Morbus Parkinson und andere Bewegungsstörungen. Prof. Dr. Jens Volkmann, der Direktor der Klinik, ist selbst ein renommierter Fachmann für diese Krankheiten. Er erläutert: „Bisher können wir bei Parkinson nur die Symptome behandeln, nicht aber die Krankheitsursache. Medikamente helfen in frühen Stadien meist gut. Doch irgendwann lässt die Wirkung nach. Dann können Pumpen für eine kontinuierlichere Wirkstoffkonzentration im Körper sorgen.“ Eine andere Option ist die Tiefe Hirnstimulation (THS), bei der ein Hirnschrittmacher elektrische Impulse an bestimmte Areale des Gehirns abgibt. Prof. Volkmann war einer der Experten, die dieses mittlerweile zum Standard aufgestiegene Verfahren in Deutschland etablierten. Nach seinen Worten führen bundesweit nur wenige Kliniken die THS in so hoher Fallzahl wie das UKW durch. Er unterstreicht: „Für den Therapieerfolg ist die hochpräzise Lenkung der Stimulation wichtig. Dabei spielt die Zusammenarbeit erfahrener Neurochirurgen und Neurologen bei Operation und Nachbetreuung die entscheidende Rolle.“ Strukturierte und effiziente Schlaganfallbehandlung Ein weiterer Schwerpunkt der Klinik ist die Behandlung von Schlaganfällen. Im Optimalfall versuchen die Mediziner/innen auf der Schlaganfallstation des UKW das verantwortliche Blutgerinnsel im Gehirn mit Hilfe von Medikamenten schnellstmöglich aufzulösen. Ist ein großes Hirngefäß hochgradig verschlossen, gibt es seit einigen Jahren die Thrombektomie als weitere Behandlungsoption (siehe S. 8). Der Eingriff wird von spezialisierten Neuroradiologen durchgeführt. „Entscheidend ist jedoch, dass die Patienten sehr früh von einem Neurologen gesehen und die richtigen Weichen für die Behandlung gestellt werden“, sagt Prof. Volkmann.
Weil bei der Schlaganfallbehandlung jede Minute zählt, müssen die Patienten auch in dünn besiedelten Regionen schnell und kompetent therapiert werden. Um hier einen Beitrag zu leisten, ist die Neurologische Klinik federführender Teil des Telemedizin-Netzwerks Transit-Stroke. Nervenschmerzen besser verstehen und behandeln Schmerzen und insbesondere Nervenschmerzen bilden den dritten großen Schwerpunkt der Klinik. Auf diesem Gebiet leitete die Arbeit der Professorin Dr. Nurcan Üçeyler mit Team einen Paradigmenwechsel ein. „Patienten mit dem Fibromyalgie-Syndrom, das mit chronischen Schmerzen, Schlafstörungen und Depressionen einhergeht, wurden lange Zeit psychiatrisiert“, berichtet Volkmann. Üçeyler konnte bei den Betroffenen jedoch Schäden an kleinen Nervenfasern nachweisen, sodass das Syndrom heute nicht mehr als psychosomatische Erkrankung eingestuft wird. Die Professorin forscht weiter daran, wie die Schmerzen bei dem Krankheitsbild entstehen. Darüber hinaus wird in Kooperation mit der Anästhesiologie versucht, mehr über die Entstehungsmechanismen von Schmerzen und ihrer Rückbildung zu erfahren. Forschen zu Krankheitsmechanismen Laut Prof. Volkmann stellte der Neurologe noch vor 25 Jahren überwiegend unbehandelbare Diagnosen. Das habe sich durch den medizinischen Fortschritt erheblich gewandelt. „Wir forschen sehr viel zu Krankheitsmechanismen. In zehn bis 15 Jahren werden wir viele Erkrankungen ursächlich behandeln können“, kündigt der Klinikdirektor an. Schon heute sei beispielsweise Multiple Sklerose durch biologische Therapien besser beherrschbar und bei der spinalen Muskelatrophie könne eine Gentherapie den Verlauf verlangsamen.
Bild: D. Peter