Gepflegt versorgt
Für die meisten Menschen bricht eine Welt zusammen, wenn ein „künstlicher“ Darmausgang gelegt werden muss. Die gute Nachricht: Pflegeexpertinnen helfen beim Umgang damit.
Maria Czerwionka (li.) und ihre Kollegin Jasmin Endres-Streit
Gepflegt versorgt
Für die meisten Menschen bricht eine Welt zusammen, wenn ein „künstlicher“ Darmausgang gelegt werden muss. Die gute Nachricht: Pflegeexpertinnen helfen beim Umgang damit.
Eine Stomaanlage ist ein großer Eingriff in das Leben von betroffenen Patienten, weiß Pflegeexpertin Maria Czerwionka vom Viszeralonkologischen Zentrum der Uniklinik, die sich vor zehn Jahren zur Stomatherapeutin hat weiterbilden lassen. Zusammen mit ihren beiden Kolleginnen, Katharina Heilos und Jasmin Endres-Streit, kümmert sie sich um alle Belange der Stomapatienten. Rund 160.000 Patienten in Deutschland leben mit einem Stoma. Was wird gemacht? Mittels Operation wird ein Darmausgang durch die Bauchdecke geschaffen, so dass der Stuhlgang in einem stabil angeklebten Beutel aufgefangen werden kann. Die häufigsten Diagnosen für eine Stomaanlage sind Darm- und Blasenkrebs, entzündliche Darmerkrankungen, Durchblutungsstörungen, Verletzungen durch Unfälle und angeborene Fehlbildungen. „Meist kann das Stoma nach drei bis vier Monaten wieder zurückverlegt werden“, erklärt Czerwionka.
Stomatherapeutin Maria Czerwionka
Maria Czerwionka im Gespräch mit einer Patientin.
Wie reagieren die Patienten? Das Thema ist stark mit Schamgefühlen behaftet und die Vorstellung, mit den eigenen Ausscheidungen „hantieren“ zu müssen, belastet die Menschen. „Für viele ist das psychisch oft schlimmer als z. B. die Grunderkrankung Darmkrebs, den man ja nicht sieht“, weiß Czerwionka. „Unsere Aufgabe als speziell qualifizierte Pflegekräfte ist es, sich um unsere Patienten zu kümmern und ihnen die Zuversicht zu geben, dass sie trotz Stoma eine gute Lebensqualität haben.“ Die Stomatherapie Schon vor der geplanten Operation findet ein Gespräch mit der Stomatherapeutin im UKW statt. „Diese psychologische Begleitung ist sehr wichtig. Wir lernen den Patienten kennen und beantworten ihm alle Fragen“, sagt Czerwionka. Nach der Operation bespricht die Therapeutin die nächsten Schritte, gibt wichtige Tipps z. B. zur Ernährung und übt mit dem Patienten den Versorgungswechsel, um ihm ein unabhängiges Leben zu ermöglichen. Je nach Bedarf werden verschiedene Spezialisten hinzugezogen: Ärzte, ein Ernährungsteam, eine Wundmanagerin, der Sozialdienst, Psychoonkologen und schließlich der Nachversorger, in der Regel ein Sanitätshaus oder ein sogenanntes Homecare-Unternehmen mit ausgebildeten Stomatherapeuten. Dieser Nachversorger bleibt nach dem Krankenhausaufenthalt der erste Ansprechpartner für den Patienten. „Darüber hinaus wird auf Wunsch die Stoma-Selbsthilfegruppe ILCO in Würzburg kontaktiert. Dort merkt der Patient, dass er nicht allein ist und kann Erfahrungen und Tipps mit anderen Stomaträgern austauschen“, sagt Czerwionka abschließend. www.ukw.de/behandlungszentren/viszeralonkologisches-zentrum
Text: Dr. Bernhard Rauh, Fotos: Daniel Peter