An Weihnachten nicht sauer werden
Die Feiertage rund um Weihnachten stehen vor der Türe. Und sie sind ein Härtetest für unser Verdauungssystem, dem wir dann oft viel zumuten. Eine mögliche Folge: Sodbrennen.
An Weihnachten nicht sauer werden
Die Feiertage rund um Weihnachten stehen vor der Türe. Und sie sind ein Härtetest für unser Verdauungssystem, dem wir dann oft viel zumuten. Eine mögliche Folge: Sodbrennen.
"Sodbrennen ist in der westlichen Welt eine Volkskrankheit“, weiß Professor Alexander Meining. „Hierzulande leidet rund jeder Fünfte gelegentlich darunter.“ Im Mittelpunkt steht die Magensäure: „Sie dient der Verdauung, vor allem von Eiweißen. Und sie gehört ausschließlich in den Magen!“ Wenn sie in der Speiseröhre auftritt, beginnen die Probleme.
Um sie an Ort und Stelle zu bewahren, ist zwischen Speiseröhre und Magen ein Schließmuskel, Fachleute bezeichnen ihn als „unteren Ösophagus-Sphinkter“. Er öffnet sich, um Nahrung passieren zu lassen. Ist der Schließmuskeldruck zu schwach, oder öffnet er zur falschen Zeit, kann Säure in die Speiseröhre zurückfließen, deswegen der Name „Reflux“.
Dann treten Symptome auf: „Wir nehmen ein Brennen hinter dem Brustbein wahr. Steigt die Magensäure in der Speiseröhre hoch, kann es zu einem unangenehmen Geschmack im Mund und häufigem Räuspern kommen“, so der Gastroenterologe. Auch asthmaähnliche Symptome mit Hustenattacken treten mitunter auf, die man zunächst nicht direkt mit Sodbrennen in Verbindung bringen würde. Sodbrennen – alle Jahre wieder Diese Erfahrung machen viele Menschen vor allem rund um Fest- und Feiertage: „Reichliches und fetthaltiges Essen kurbelt die Magensäureproduktion an und verlangsamt die Magenentleerung. Dies begünstigt Reflux,“ erläutert der Mediziner. Das Naschen von Süßigkeiten sowie eventuell vorhandenes Übergewicht belasten die Verdauungsorgane zusätzlich.
Auch die Getränke spielen eine Rolle: Ein Glas Sekt zum Anstoßen, Riesling zum Abendessen, davor ein Aperitif – und anschließend Dessertwein oder Likör. Was für manche zu einem Festmahl dazugehört, ist für den Magen eine Herausforderung: Denn Alkohol begünstigt die Muskelentspannung, was auch den Schließmuskel der Speiseröhre betrifft. Außerdem schädigt Alkohol direkt die Schleimhäute der Speiseröhre.
Wer mit einem Glas Wasser Abhilfe schaffen will, greift am besten zu einem ohne oder mit nur sehr wenig Kohlensäure. Denn kohlenstoffdioxidhaltige Getränke reizen zum Aufstoßen, dabei fließt oft auch Magensäure in die Speiseröhre zurück. Lasst uns froh und munter sein Eine frohe Botschaft kann uns der Mediziner aber zu den Festtagen mit auf den Weg geben: „Sodbrennen ist zwar lästig und schlägt auf die Feiertagslaune – aber es ist in der Regel nicht gefährlich.“ Auch mögliche Folgeerscheinungen wie Tumorbildungen durch gereizte Schleimhäute sind eher die Ausnahme.
Gewöhnliches Sodbrennen ist daher auch kein Fall für einen Gang in die Notaufnahme. In der Regel wirken frei verkäufliche säurehemmende Medikamente (sogenannte Antacida) gut. Ein Spaziergang nach dem Essen hilft, den Magen rascher zu leeren.
„Einige Änderungen des Lebensstils, wie der Verzicht auf das Rauchen oder Abnehmen bei Übergewicht, sind bei Sodbrennen sehr hilfreich“, unterstreicht der Mediziner. Vom Gabentisch zum Gastroenterologen? Den Hausarzt oder Gastroenterologen sollte man dann aufsuchen, wenn Sodbrennen ohne erkennbaren Anlass, langanhaltend oder verstärkt auftritt. Dann kann zunächst versucht werden, durch stärkere Medikamente, sogenannte Protonenpumpenhemmer, die Säurewerte im Magen zu senken.
Spricht die medikamentöse Therapie auch dann nicht ausreichend an, oder sind über einen längeren Zeitraum durchgehend hohe Dosen der Protonenpumpenhemmer notwendig, können die Ärztinnen und Ärzte am Universitätsklinikum den Symptomen weiter auf den Grund gehen: „Dank der Einbindung verschiedener Fachbereiche in Diagnose und Behandlung, betrachten wir das Problem aus mehreren Perspektiven“, so der Spezialist. „Dazu stehen hochauflösende Endoskope sowie Instrumente zu Druck- und Säuremessungen zur Verfügung. Manchmal sind auch andere bildgebende Verfahren wie Röntgen oder Computertomographie notwendig.“ In einigen wenigen Fällen kann ein minimal-invasiver operativer Eingriff am Magenschließmuskel notwendig sein.
„Einige besondere Alarmzeichen dürfen aber nicht übersehen werden“, warnt Professor Alexander Meining: „Habe ich das Gefühl, dass Essen stecken bleibt, oder wenn heruntergeschluckter Speisebrei wieder in den Mund fließt, ohne den Magen erreicht zu haben, sollte zeitnah ein Arzt aufgesucht werden. Auch bei ungewolltem Gewichtsverlust sowie bei familiärer Vorbelastung mit Krebserkrankungen der Speiseröhre sollte eine endoskopische Abklärung erfolgen!“ www.ukw.de/chirurgie1/refluxkrankheit
Tipps gegen Sodbrennen an den Feiertagen: Feiern, nicht „völlen“
- Zwischen Mahlzeit und Schlafengehen rund zwei Stunden Zeit lassen.
- Kommt es beim flachen Liegen zu Sodbrennen, sollte das Kopfende des Bettes hochgestellt werden. Manchmal hilft es auch, auf der linken Körperseite zu schlafen.
- Beim Festmahl stets gut kauen und langsam essen.
- Hausmittel wie stilles Wasser, aufgelöstes Natron oder warme Milch können helfen.
- Ein Verdauungsschnaps fördert das Sodbrennen eher.
- Machen Sie nach dem Essen einen Winterspaziergang. Das leert den Magen, stärkt die Abwehrkräfte und hilft gegen Feiertags-Trägheit.
Ernährungsfachkraft Constanze Wolz erklärt, welche Ernährung bei Reflux die richtige ist.
Text: Jörg Fuchs, Fotos: Getty Images, Daniel Peter