Für Krebs­immun­therapien

„Made in Europe“

Die Entwicklung von Krebsimmuntherapien in Europa beschleunigen und den Zugang von Patienten zu dieser innovativen Behandlung verbessern – das sind die Hauptziele der neuen Allianz T2EVOLVE. Das Uniklinikum Würzburg führt das EU-Projekt an.

Eine Tumorzelle (links: blau gefärbter Zellkern, grün gefärbte Zelloberfläche) wird von einer umprogrammierten Immunzelle (rechts: gelb gefärbter Chimärer Antigen-Rezeptor – CAR) bekämpft.

Die Krebsimmuntherapie mit T-Zellen, die durch genetisches Engineering mit einem synthetischen Chimären Antigen-Rezep­tor (CAR) oder einem T-Zell-Rezeptor (TZR) auf Tumorerkennung „scharfgestellt“ werden, hat das Potenzial, Krebs mit einer einzigen Spritze zu heilen. Bislang ist sie in der EU für die Behandlung von Leukämie zugelassen. „Es besteht darüber hinaus die berechtigte Hoffnung, dass mit diesem Wirkprinzip in Zukunft auch andere Krebsarten sowie Infektions- und Autoimmunkrankheiten bekämpft werden können“, sagt Prof. Dr. Michael Hudecek, Leiter des CAR-T-Zell-For­schungs­programmes an der Medizinischen Klinik II des Uniklinikums Würzburg (UKW). Dazu müsse die T-Zell-Behandlung allerdings für jede Krebsart im Forschungslabor angepasst werden und die prä-klinische und klinische Entwicklung durchlaufen. „Die europäischen Forschungspipelines sind voll mit neuartigen T-Zell-Produkten, doch die Umsetzung in klinische Studien und der Markteintritt in der EU laufen zu langsam“, bedauert Prof. Dr. Hermann ­Einsele, der Direktor der Medizinischen Klinik und Poliklinik II. Laut dem Krebsexperten liegt Europa in diesem zukunftsträchtigen Feld derzeit hinter den USA und China zurück. 27 Partner aus neun europäischen Ländern Das soll sich nach dem Willen des im Januar dieses Jahres gestarteten T2EVOLVE-Konsortiums ändern. Hinter der Allianz stehen 27 Partner aus neun europäischen Nationen: universitäre und ­außeruniversitäre Forschungseinrichtungen, Pharma- und Biotechnologieunternehmen, Zulassungsbehörden sowie Patienten- und Berufsverbände. Ihnen gemeinsam ist, dass sie sich intensiv da­für engagieren, die bestehenden Lücken zwischen Forschung und klinischer Anwendung für die Krebsimmuntherapie in Europa zu schließen. „Wir sind stolz, diese Allianz anführen zu dürfen, um Europa an die Spitze dieses weltweit beachteten Zukunftsfeldes zu bringen“, freut sich Prof. Einsele.

Um die gewünschten Verbesserungen zu erzielen, hat T2EVOLVE folgende Ansatzpunkte identifiziert:

  • Die Entwicklung neuer Modelle und Testsysteme, um während der prä-klinischen Entwicklung die Sicherheit und Wirksamkeit neuer Immuntherapien noch besser vorhersagen zu können.
  • Die Etablierung von neuen „Gold-Standards“ bei der Herstellung und beim Monitoring nach der Verab­reichung der Immunzellinfusion, um die Therapieergebnisse von Patient zu Patient und Studie zu Studie ­besser vergleichen zu können.
  • Die Optimierung der Vorbehandlung – der sogenannten Lymphodepletion – vor der Immunzellinfusion, um das Anwachsen und den Verbleib der Immunzellen zu unterstützen.
  • Die Verbesserung der Herstellungsverfahren und die Vereinheitlichung sogenannter Standard-Produktprofile, um die Verfügbarkeit der Krebsimmun­therapie zu erhöhen und zu beschleunigen.
  • Die Entwicklung von maßgeschneiderten, modernen Informations­materialien für Patient*innen sowie von Trainingsmaterialen für Ärztinnen und Ärzte, um allen europäischen Patient*innen den Zugang zu diesen neuen Krebsimmuntherapien zu ­ermöglichen.

Koordiniert wird das Konsortium vom Uniklinikum Würzburg – namentlich von Prof. Hudecek – und dem französischen Pharmaunternehmen Servier. Das UKW bringt insbesondere seine an der Medizinischen Klinik II vorhandene Expertise bei der präklinischen Entwicklung und dem klinischen Einsatz der CAR-T-Zell-Therapie in das Projekt ein.