Fördererfolge bei Forschungsverbunden
Im Jahr 2021 starteten zwei neue Sonderforschungsbereiche mit Beteiligung der Würzburger Universitätsmedizin. Vier bestehende Vorhaben wurden verlängert.
Angriff aus dem Blutstammzelltransplantat: Alloreaktive zytotoxische T-Zellen (gelb und gelbgrün) attackieren das Epithel der Dünndarmschleimhaut. Bild: H. Genç, M. Ryma, D. Schneidereit
Sonderforschungsbereiche (SFB) mit Förderung durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) sind langfristig angelegte Forschungsvorhaben der Hochschulen, in denen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler fächerübergreifend und hochinnovativ zusammenarbeiten. In der Programmvariante Sonderforschungsbereich/Transregio kooperieren bis zu drei Universitäten für ein gemeinsames Forschungsziel.
Hilfreiche Modifikationen an Lymphozyten Im Juli 2021 startete der neue, in den kommenden vier Jahren mit rund zwölf Millionen Euro ausgestatte SFB/Transregio „LETS-IMMUN – Lymphozyten-Engineering für Therapeutische Synthetische Immunität“. Die Würzburger Universitätsmedizin ist hier als Antragssteller beteiligt. Gemeinsam mit Forschenden der TU und der LMU München sollen neue Techniken und Strategien entwickelt werden, um Immunzellen – meist Lymphozyten – über verschiedene genetische und andere Verfahren so zu verändern, dass sie neue Erkennungsstrukturen tragen oder in ihrer Funktionalität modifiziert werden. Mittelfristig sollen sie zu einer optimierten Bekämpfung von Infektionen, Tumor- sowie Autoimmunerkrankungen genutzt werden. Standortsprecher in Würzburg ist Prof. Dr. Hermann Einsele, der Direktor der Medizinischen Klinik II des UKW.
Zusammenhänge zwischen Immunsystem und Herzerkrankungen Von der Würzburger Universitätsmedizin angeführt wird der im November 2021 ebenfalls neu eingerichtete SFB „Kardio-immune Schnittstellen“. Sein Ziel ist es, die komplexen Wechselwirkungen zwischen dem Immunsystem, Entzündungsprozessen und Herzerkrankungen aufzuklären. Im Idealfall können damit Grundlagen für neue Therapien geschaffen werden. Hinter dem Vorhaben steht ein Konsortium aus elf Instituten und Einrichtungen des UKW und der Uni Würzburg. Außerdem sind Forscherinnen und Forscher aus dem Würzburger Helmholtz-Institut für RNA-basierte Infektionsforschung, dem Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf und der Harvard Medical School in Boston/USA beteiligt. Sprecher des SFB ist der Direktor der Medizinischen Klinik I des UKW, Prof. Dr. Stefan Frantz. Die DFG fördert das Vorhaben vier Jahre lang mit insgesamt über zwölf Millionen Euro.
Interaktionen mit pathogenen Pilzen besser verstehen Der seit 2013 bestehende SFB/Transregio „Netzwerke der Interaktion zwischen pathogenen Pilzen und ihren menschlichen Wirten – FungiNet“ erhielt für weitere vier Jahre knapp zehn Millionen Euro. Damit erforschen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in Jena und Würzburg die Interaktion von unterschiedlichen Immunzellen und verschiedenen krankheitserregenden Pilzen. Die vor allem durch eine aufwändige bioinformatische Modellierung analysierten Interaktionen sollen helfen, die Infektionsprozesse besser zu verstehen und schließlich neue Diagnostik- und Therapieoptionen bei krankheitserregenden Pilzen eröffnen. Standortsprecher in Würzburg ist Prof. Einsele.
Im SFB/Transregio FungiNet werden die krankmachenden Eigenschaften von Pilzerregern untersucht. Bild: Anna Schroll | Leibniz-HKI
Wechselwirkungen der Nebenniere entschlüsseln Parallel zu den neuen Sonderforschungsbereichen verlängerte der Bewilligungsausschuss der DFG in 2021 auch vier bereits bestehende SFB mit Würzburger Beteiligung um jeweils eine weitere Förderperiode. Hierzu gehört der seit 2017 geförderte SFB/Transregio „Die Nebenniere: Zentrales Relais in Gesundheit und Krankheit“. Mit einem interdisziplinären Ansatz sollen die komplexen Wechselwirkungen innerhalb der Nebenniere sowie mit anderen Organsystemen weiter entschlüsselt werden. Auf dieser Basis und mit Hilfe der in 2021 neu bewilligten knapp 14 Millionen Euro können im Idealfall neue diagnostische und therapeutische Strategien für die Behandlung von Nebennierenerkrankungen, aber auch damit assoziierter Volkserkrankungen, wie Bluthochdruck und Diabetes mellitus, entwickelt werden. Neben dem UKW sind die TU Dresden und die LMU München an dem Vorhaben beteiligt. Würzburger Standortsprecher ist Prof. Dr. Martin Fassnacht, der Leiter des Lehrstuhls für Endokrinologie und Diabetologie an der Medizinischen Klinik I des UKW.
Funktionale Gewebemodelle standardisiert herstellen Der von der Uni Würzburg geleitete SFB/Transregio „Von den Grundlagen der Biofabrikation zu funktionalen Gewebemodellen“ startete im Jahr 2018. Unter Biofabrikation versteht die Wissenschaft die Verwendung automatisierter 3D-Druck-Prozesse für die gleichzeitige Verarbeitung von lebenden Zellen und Biomaterialien. Dies birgt die Möglichkeit einer automatisierten und damit standardisierten Herstellung funktionaler Gewebemodelle, die als Tierversuchsersatz, für die Pharma- und Krebsforschung sowie als regenerative Therapieoption von unschätzbarem Wert wären. In der zweiten, mit mehr als zwölf Millionen Euro ausgestatteten Förderphase konzentrieren sich die Forschenden auf die Optimierung der schon entwickelten Biotinten für eine Kontrolle der Zellfunktion nach der Fabrikation. Sprecher des SFB ist Prof. Dr. Jürgen Groll, Inhaber des Würzburger Lehrstuhls für Funktionswerkstoffe der Medizin und der Zahnheilkunde. Beteiligt sind ferner die Universitäten Bayreuth, Erlangen-Nürnberg und das Universitätsklinikum Erlangen.
Die Immunantwort nach Stammzellspende steuern Steuerung der Transplantat-gegen-Wirt- und Transplantat-gegen-Leukämie-Immunreaktionen nach allogener hämatopoetischer Stammzelltransplantation – so heißt der vierte verlängerte SFB/Transregio. Dem Ende 2017 bewilligten Verbundvorhaben gehören die Universitäten und Universitätsklinika in Regensburg, Erlangen-Nürnberg und Würzburg an. Ihr gemeinsames Ziel ist es, innovative immunmodulatorische Strategien zu entwickeln, die einerseits den antileukämischen Effekt des Transplantats verstärken. Anderseits soll das Phänomen, dass Spenderlymphozyten gesundes Körpergewebe attackieren (Beispiel im Bild), abgeschwächt werden. Die DFG-Förderung innerhalb der kommenden vier Jahre beträgt 13 Millionen Euro. Als Sprecher der Würzburger Sektion fungiert Prof. Einsele.