Mehr Mut zum Training!
Bild: Klaus Ebert
„Sport mit schwachem Herzen? Unmöglich!“ Das denken viele Betroffene, aber auch Trainerinnen und Trainer. Die Angst vor einem kardiovaskulären Ereignis während des Trainings ist auf allen Seiten zu groß. Doch eine Pilotstudie des Deutschen Zentrums für Herzinsuffizienz Würzburg (DZHI) hat gezeigt, dass ein ärztlich überwachtes körperliches Training für Patientinnen und Patienten mit Herzinsuffizienz durchaus machbar und sicher ist. Es kann sowohl die Lebensqualität als auch den Schweregrad der Herzschwäche verbessern.
Ein Jahr lang haben zwölf Männer und Frauen zwischen 42 und 77 Jahren mit eingeschränkter Pumpleistung des Herzens (Ejektionsfraktion < 45 Prozent, NYHA Klasse II/III) unter ärztlicher Aufsicht und nach Anleitung von speziell ausgebildeten Übungsleitern einmal pro Woche ihre Ausdauer, Kraft und Koordination trainiert. Vor jedem Training wurden die Basiswerte wie Bluthochdruck und Puls gemessen und somit die Trainingstauglichkeit geprüft. Das wöchentliche Training konnte von allen Beteiligten sehr gut absolviert werden und hätte laut Erstautorin Prof. Dr. Gülmisal Güder sogar noch etwas intensiver ausfallen können.
Vor Studienbeginn sowie nach vier, acht und zwölf Monaten wurden die Teilnehmerinnen und Teilnehmer im DZHI umfassend untersucht. Neben einem Herzultraschall, Herz-Lungen-Belastungstest und 6-Minuten-Gehtest gab es einen Fragebogen zur Lebensqualität. Die Ergebnisse, die in Kooperation mit den Instituten für Informatik und für Sportwissenschaft der Universität Würzburg ausgewertet wurden, unterstreichen einmal mal mehr den Erfolg der Sporttherapie: Nach einem Jahr halbierte sich der Biomarker für Herzinsuffizienz, der so genannte NT-proBNP-Wert. Die Auswurffraktion erhöhte sich von durchschnittlich 36 Prozent auf 41 Prozent. Die Leistungsfähigkeit und Aktivität im Alltag wurden maßgeblich verbessert und somit auch die Lebensqualität. Das Studienteam ist so begeistert von den Ergebnissen, die in der Fachzeitschrift Clinical Research in Cardiology veröffentlicht wurden, dass in einer Folgestudie Patientinnen und Patienten aktiviert werden sollen, die derzeit noch weniger belastbar sind und sich ausschließlich in der NYAH-Klasse III befinden.
Lorbeeren für Genmutationsforschung
Mit der Entdeckung einer Mutation im LEMD2-Gen haben Brenda Gerull und Ruping Chen vom Deutschen Zentrum für Herzinsuffizienz Würzburg (DZHI) bereits im Jahr 2019 das Spektrum der genetischen Ursachen für eine Herzinsuffizienz erweitert. Für die nachfolgende Entschlüsselung der molekularen Mechanismen, die der Mutation im Kernmembranprotein LEMD2 zugrunde liegen, wurde Ruping Chen von der European Society of Cardiology beim virtuellen Winter Meeting der Heart Failure Association mit dem Young Investigator Award ausgezeichnet. Darüber hinaus unterstützt die Deutsche Stiftung für Herzforschung die Biomedizinerin mit 60.000 Euro bei der Beantwortung der Frage, wie Mutationen im Kernhüllenprotein eine Kardiomyopathie auslösen können. Weiterhin darf sich die gebürtige Chinesin über ein Stipendium der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie (DGK) in Höhe von 50.000 Euro freuen. Im Rahmen dieses Stipendiums möchte die Wissenschaftlerin LEMD2-Mutationen im Stammzellenmodell charakterisieren.
Vernetzte Versorgung von Menschen mit Herz-Kreislauferkrankungen
Um die bestmögliche Therapieentscheidung treffen zu können, müssen Medizinerinnen und Mediziner das Gesamtbild eines individuellen Krankheitsverlaufes beurteilen können. Ein Schlüssel dazu ist der Austausch von Informationen, die in vielen Bereichen entstehen – wie in der Notfallversorgung, während der Rehabilitation sowie bei Haus- oder Fachärztinnen oder -ärzten. Damit dieser Austausch noch effizienter gelingen kann, müssen die Daten in Zukunft noch strukturierter und nach einheitlichen Standards erhoben werden. Hier setzt das Projekt CAEHR an. Der Name steht für „CArdiovascular diseases – Enhancing Healthcare through cross-sectoral Routine data integration”, was aussagt, dass am Beispiel von Menschen mit Herz-Kreislauferkrankungen digitale Lösungen für eine bessere sektorenübergreifende Versorgung entwickelt und erprobt werden sollen. Zu den Partnern des im August 2021 gestarteten, multizentrischen Vorhabens zählen auch das UKW und die Uni Würzburg, unter anderem mit folgenden beteiligten Fachleuten: Prof. Dr. Peter Heuschmann, Prof. Dr. Jens-Peter Reese und Prof. Dr. Rüdiger Pryss vom Institut für Klinische Epidemiologie und Biometrie, Prof. Dr. Andrea Szczesny vom Lehrstuhl für Betriebswirtschaftslehre, Controlling und Interne Unternehmensrechnung, Prof. Dr. Karl Georg Häusler von der Neurologischen Klinik sowie Prof. Dr. Stefan Störk vom Deutschen Zentrum für Herzinsuffizienz Würzburg. Von der technisch-organisatorischen Seite bringt sich zudem das von Helmut Greger geleitete Servicezentrum für Medizininformatik des UKW in das Vorhaben ein. Das Bundesforschungsministerium fördert die Durchführung von CAEHR mit rund zehn Millionen Euro.
Längeres EKG-Monitoring nach Schlaganfall sinnvoll
Ein verlängertes EKG-Monitoring bei stationär behandelten Schlaganfallpatientinnen und -patienten detektiert ein intermittierendes Vorhofflimmern häufiger, als der bisher etablierte diagnostische Standard in Krankenhäusern mit zertifizierter Stroke Unit. Das ist das zentrale Ergebnis einer randomisierten Studie unter Leitung der Charité – Universitätsmedizin Berlin. An der im Mai 2021 in Lancet Neurology veröffentlichten Forschungsarbeit waren Prof. Dr. Karl Georg Häusler, Leitender Oberarzt der Neurologischen Klinik des UKW, und Prof. Dr. Peter U. Heuschmann, Direktor des Instituts für Klinische Epidemiologie und Biometrie der Uni Würzburg, maßgeblich beteiligt. Die MonDAFIS-Studie konnte jedoch keinen signifikanten Effekt der stationären Intervention auf die Häufigkeit der Verordnung einer oralen Antikoagulation nach zwölf Monaten nachweisen.
Mit Oberflächen-Elektrostimulation gegen Zittern
Eine Studie, die am University College London und am Imperial College London erstellt wurde, zeigt, dass eine nicht-invasive Stimulation mit Oberflächenelektroden bei Patientinnen und Patienten mit Essentiellem Tremor die Intensität des Händezitterns reduzieren kann. Dr. Dr. Sebastian Schreglmann und Dr. Robert Peach, Hauptautoren der Studie, arbeiten seit 2020 an der Neurologischen Klinik des UKW. Veröffentlicht wurde ihre Arbeit im Januar 2021 in Nature Communications.
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