Der Kaufmännische Direktor des UKW, Philip Rieger, trat sein Amt im April 2020 an – kurz nach dem Ausbruch der Corona-Pandemie. Welche Vorteile persönliche Gespräche bieten, warum es gerade jetzt wichtig ist, die strategischen Ziele des UKW neu auszurichten und wie sich diese mit den Bauprojekten am UKW verzahnen, erklärt er im Interview mit „klinikum & wir“.
Herr Rieger, Sie sind aktuell viel auf dem Campus mit dem Dienstrad zu sehen und führen u.a. viele Planungsgespräche mit den Kliniken. Wie wichtig ist dieser persönliche Austausch nach der langen Phase der Kontaktbeschränkungen, die teilweise ja noch andauern?
Rieger: Wir haben 2020 am UKW die Umstellung auf den digitalen Austausch hervorragend geschafft, aber natürlich: Der persönliche Kontakt schafft nochmal eine ganz andere Gesprächs- und Vertrauensbasis, im Idealfall auch mehr Verständnis füreinander. Natürlich muss ich als Kaufmännischer Direktor einen klaren Blick auf die Zahlen haben. Termine vor Ort helfen dabei, die Hintergründe hinter den Zahlen zu verstehen und einzuordnen. Das ist eine wichtige Basis für eine belastbare und verantwortungsvolle Investitionsplanung, an der wir gerade arbeiten.
Bei den aktuellen Gesprächen geht es auch um die strategischen Ziele des UKW, die nun in einem breiten Beteiligungsprozess neu geschärft wurden….
Rieger: Ja, genau. Und es freut mich sehr, dass sich so viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf allen Ebenen in den Strategieprozess eingebracht haben. Es ist sehr wichtig, dass diese strategischen Ziele (siehe Seiten 6/7) auf einer breiten Basis entwickelt wurden, denn sie sind die wichtigen Eckpfeiler für die Entwicklung unseres Klinikums in den kommenden Jahren.
Und es ist für mich dabei völlig normal, dass diese Ziele in ganz unterschiedlichen Stadien verfolgt werden: Manches bedarf noch einer grundlegenden Ausarbeitung und auch ggf. weiterer Konzepte, etwa wenn es um die Strukturen der Altersmedizin geht. Andere Projekte, z.B. im Themenfeld „Arbeitgeberattraktivität“ können nun bereits in einem nächsten Schritt konkretisiert und angegangen werden. Ich freue mich sehr auf diesen Prozess!
Die Rahmenbedingungen dafür sind natürlich herausfordernd: Wir befinden uns im dritten Jahr der Pandemie und die Folgen des Krieges gegen die Ukraine mit den Entwicklungen am Energiemarkt betreffen auch das UKW….
Rieger: Natürlich, auch damit beschäftigen wir uns intensiv. Aber zunächst möchte ich einen Schritt zurück gehen in der Betrachtung: Auch in diesem Jahr haben wir – trotz intensiver Corona-Sommerwelle und sehr hoher Belastung – unseren Versorgungsauftrag mit großem Einsatz sicherstellen können. Das ist eine enorme Leistung, die allen Kolleginnen und Kollegen sehr viel abverlangt hat. Das hat uns auch in der KEL beschäftigt – und ich will auch an dieser Stelle meinen persönlichen Dank ausdrücken!
Hier konnten wir erneut unsere Stärken als Uniklinik unter Beweis stellen. Das gilt ebenso die Versorgung von geflüchteten Menschen aus der Ukraine: Hier haben viele Bereiche unseres Klinikums Außergewöhnliches geleistet und leisten es noch immer.
Auf der anderen Seite stehen die Preissteigerungen, u.a. bei Energie und Gas. Wir gehen hier aktuell für 2021 von Mehrkosten in Höhe von rund sieben Millionen Euro aus. Alle Kliniken stehen gerade vor dieser Entwicklung. Die Deutsche Krankenhausgesellschaft fordert daher einen Inflationsausgleich und Hilfen für Krankenhäuser wegen der extrem gestiegenen Energiepreise. Sie hat die aktuelle Entwicklung Anfang September nochmals klar herausgearbeitet und deutlich an die Politik adressiert. Wir als UKW sind ein wirtschaftliches gesundes Klinikum, aber auch für uns ist dies ohne Ausgleichsmaßahmen eine Herausforderung.
Auch abgesehen von den Kosten, liegt es uns am Herzen, Energie zu sparen. Dabei können wir an unser bestehendes Energiemanagementsystem anknüpfen. In diesem Rahmen wurden bereits zahlreiche Maßnahmen umgesetzt. Aber natürlich können alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter einen Beitrag leisten, wenn es darum geht, Energie zu sparen – so wie es viele Menschen ja derzeit auch im Privaten tun. Mit Blick auf die Größe des UKW können daher viele einzelne Beiträge hier im Ganzen viel leisten.
Blicken wir auf das Thema „Bauen“: Seit Juli liegt der Planungsauftrag für den 1. Bauabschnitt der Erschließung für das Erweiterungsgelände Nord vor. Damit können nun die Planungen für die Neubauten weiter vorangehen….
Rieger: Über diese Entscheidung und das Vertrauen des Freistaates freue ich mich natürlich sehr. Damit haben wir als UKW die Chance, uns baulich zu modernisieren, die Patientenversorgung spürbar zu verbessern und auch bessere Arbeitsbedingungen für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu schaffen. In den kommenden Wochen führt das Staatliche Bauamt als Bauherrenvertreter Nutzergespräche mit den Kliniken, die in den Neubau ziehen werden, und den beteiligten Verwaltungsbereichen. Diese Gespräche sind von enormer Bedeutung für das Projekt – auch wenn es noch dauern wird, bis die ersten Bagger rollen. Auch unsere strategischen Ziele fließen bestmöglich in die Planungen ein – das ist eine gewaltige Chance für das gesamte UKW. Daher ist nun ein optimaler Zeitpunkt gewesen, um unseren Strategieprozess in die nächste Umsetzungsstufe zu bringen, einen klaren Kurs zu haben und unsere Stärken nutzen.
Ebenso wichtig für die zukünftige Entwicklung sind aber auch die weiteren Baumaßnahmen auf unserem Gelände: Der Neubau der Klinik für Strahlentherapie macht große Fortschritte, für den Neubau der Apotheke auf dem Altcampus liegt nun die Baugenehmigung und erste Arbeiten sind gestartet. Und auch beim Neubau eines eigenen Rechenzentrums gehen die Planungen voran – das ist ein wichtiger Baustein für die zukünftige IT-Entwicklung am UKW. Einen großen Schritt haben wir auch bei den Planungen für die neue Kita mit 110 zusätzlichen Betreuungsplätzen gemacht und mit der Diakonie einen starken Träger gefunden. Die Inbetriebnahme ist für das Jahr 2025 vorgesehen. Das hilft uns dabei, auch zukünftig als attraktiver Arbeitgeber aufzutreten und unsere Stärken weiter auszuspielen. Daher bin ich – trotz aller bestehenden Herausforderungen – absolut optimistisch, dass wir diese Vielzahl von Projekten gemeinsam erfolgreich weiter voranbringen und umsetzen!
Zu guter Letzt: Stimmt, dass Sie nun auch „komplett“ nach Würzburg gezogen sind?
Rieger: Ja, das stimmt! Ich hatte noch einen zweiten Wohnsitz in München. Den habe ich nun aufgegeben und bin seit diesem Sommer ausschließlich Würzburger – wenn auch nicht gebürtig, aber doch ganz „offiziell zugezogen“.
Das Interview führte Stefan Dreising.