Schwere MRSA-Infektionen auf ein Viertel gesenkt
Viele Menschen sorgen sich vor einer Ansteckung mit Keimen im Krankenhaus. Dabei ist das Risiko weitgehend beherrschbar. Professor Ulrich Vogel leitet die Stabsstelle Krankenhaushygiene. Er weiß, wo Gefahren lauern und hat Tipps für Patientinnen und Patienten.
Von der Schutzkleidung bis zur Medikation folgt am Uniklinikum alles sehr strengen Hygieneregeln. Wie behalten Sie die Übersicht? Entscheidend für den Überblick über dieses große Thema ist die gute interdisziplinäre Vernetzung innerhalb des Klinikums. Eine wesentliche Rolle spielt die Hygienekommission mit ihren Arbeitsgruppen, die sich mit allen Themen rund um Hygiene befassen – und die sind vielfältig. Sie umfassen Leitlinien für medizinische Eingriffe und Nutzung der Operationssäle, berufsrechtliche Fragen für erkranktes Personal, Qualitäts-Sicherungsmaßnahmen für Wasser und Raumluft, Hygienefragen beim Bau sowie der verantwortungsvolle Umgang mit Antibiotika. Fachspezialisten der einzelnen Abteilungen, wie Hygienefachkräfte und Hygienetechniker, bringen ihre Expertise ein. Wer legt die Hygieneregeln im Uniklinikum fest? Unser Hygienekonzept folgt den Vorgaben des Infektionsschutzgesetzes und der Bayerischen Medizinhygieneverordnung. Darin sind unter anderem Inhalte für Hygieneschulungen, Erfassung von Infektionsraten oder Prüfung des Antibiotikaverbrauchs festgelegt. Zusätzlich orientieren wir uns an den Empfehlungen der Kommission für Krankenhaushygiene und Infektionsprävention des Robert Koch-Instituts. Diese überführen wir, angepasst an unsere lokalen Begebenheiten, in eigene Standards. Wir kümmern uns auch darum, dass neue wissenschaftliche Erkenntnisse sowie medizinische Methoden und Apparate nach Vorgaben unserer Hygienekommission in die klinische Behandlung integriert werden, wenn noch keine gesetzlichen Rahmenbedingungen gibt. Viele Patienten sorgen sich vor einer Infektion bei einem Krankenhausaufenthalt. Wo liegen denn die Risiken? Naturgemäß gibt es – wie überall – in einem Krankenhaus Keime, zu denen auch multiresistente Erreger zählen. Werden bei einem medizinischen Eingriff Schutzbarrieren wie die der Haut beeinträchtigt, ist der Körper anfälliger für Infektionen. Die meisten Infektionen entstehen, wenn Fremdmaterialien wie Harnwegskatheter oder ein Beatmungsschlauch in den Körper gelegt werden. Beim Umgang mit Fremdkörpern muss durch verschiedene Maßnahmen verhindert werden, dass die bakterielle Körperflora nicht über diese Gegenstände in die Lage versetzt wird, Infektionen von Schleimhäuten oder Körperhöhlen zu verursachen.
Auch das Operationsgebiet hat Einfluss auf das Infektionsgeschehen: Operationen am Darm besitzen ein höheres Wundinfektionsrisiko, da dieser stark bakteriell besiedelt ist. Grundsätzlich kann eine gute Krankenhaushygiene das Infektionsrisiko deutlich minimieren – obwohl die Medizin immer kompliziertere Eingriffe an Patienten durchführt, deren Infektabwehr deutlich eingeschränkt ist. Wie begegnet das UKW dem Infektionsrisiko? Viele Infektionsrisiken sind bekannt, und ihnen kann gezielt begegnet werden. Unser detektivischer Spürsinn ist dann gefragt, wenn ein bestimmter Keim mehrere Patienten gleichzeitig betrifft. Dann starten wir unser Ausbruchsmanagement, das Infektketten mithilfe moderner Techniken wie der Genomanalyse auf die Spur kommt und Gegenmaßnahmen festlegt.
Insgesamt hat die Krankenhaushygiene in den letzten Jahren große Fortschritte erzielt, beispielsweise bei der Infektionserfassung, die die Wirksamkeit von Hygienemaßnahmen beständig evaluiert. Eine weitere Revolution ist die konsequente Überwachung des Antibiotikaverbrauchs. Sie nimmt Einfluss auf die Ausbreitung von multiresistenten Keimen und ist nicht nur für den Fachbereich Hygiene von Bedeutung. Das ist einer der Schlüssel, mit denen ein deutlicher Rückgang von MRSA-Infektionen in Deutschland erreicht wurde: In den letzten 10 Jahren konnte die Zahl der Blutstrominfektionen durch MRSA auf ein Viertel reduziert werden.
Professor Ulrich Vogel
Text: Jörg Fuchs, Fotos: Getty Images, Uniklinik
Tipps für Patienten und Besucher: So können Sie sich schützen!
- Falls Sie Bedenken vor einem geplanten Eingriff haben, besprechen Sie diese frühzeitig mit ihrer Ärztin oder ihrem Arzt.
- Viele Eingriffe erfordern prophylaktische Antibiotikagaben. Lassen Sie sich über den Einsatz und die Behandlungsdauer beraten.
- Informieren Sie sich über Hygiene-Vorgaben der Station, auf der Sie behandelt werden – beispielsweise über Dauer und Zahl der erlaubten Besuche, oder ob Kinder mitgebracht werden dürfen.
- Keime übertragen sich häufig über die Hände. Nutzen Sie die vielen Angebote zur Handreinigung und Desinfektion am UKW.
- Sollten Sie ein hygienisches Problem registrieren, scheuen Sie sich nicht davor, dieses anzusprechen – das ist ein wichtiger Baustein im Vertrauensverhältnis von Patienten und medizinischem Personal.
- Informieren Sie sich auf der Startseite des Uniklinikums im Internet über tagesaktuelle Hinweise für einen Aufenthalt am Klinikum. In der Pandemiesituation können sich Regeln schnell ändern.