Störende Signale mit der 3-D-Landkarte aufspüren
Dank Expertenwissen und moderner Technologie lassen sich in der Med. I auch komplexe Herzrhythmusstörungen dauerhaft beseitigen.
Herzrasen, Herzstolpern, Aussetzer: So äußern sich Herzrhythmusstörungen. Oft ist die Ursache harmlos, eine Abklärung aber immer erforderlich. Denn Herzrhythmus-störungen können gefährlich werden, wenn sie die Leistung des Herzens beeinträchtigen. Oder wenn sich durch den veränderten Blutfluss Blutgerinnsel bilden. Oder wenn sie sogar unmittelbar lebensbedrohlich sind.
Muss eine Rhythmusstörung behandelt werden, gibt es verschiedene Möglichkeiten. Eine davon ist die Katheterablation. Dabei werden die Stellen im Herz, die falsche elektrische Signale senden und damit die Rhythmusstörung verursachen, mit Hochfrequenzstrom oder Kälte dauerhaft verödet. Häufig ist dadurch eine Heilung möglich.
Die Disziplin, die sich mit der Katheterablation von Rhythmusstörungen beschäftigt, nennt man interventionelle Elektrophysiologie. Ein Experte für diese Methode ist PD Dr. med. Thomas Fischer, der die Abteilung der Med. I seit 2019 leitet. Ein großer Teil seiner Patienten hat Vorhofflimmern, die häufigste Form von Herzrhythmusstörungen. Aber auch andere Arrhythmie-Formen können am UKW auf diese Weise behandelt werden. „Wir bieten das gesamte Spektrum der interventionellen Elektrophysiologie an“, sagt Fischer.
Dabei kommt dem Team die Technologie des neu ausgestatteten elektrophysiologischen Herzkatheterlabors zugute. Hier wurden im letzten Jahr knapp 400 solcher Eingriffe durchgeführt, die meisten davon mit Hilfe von 3-D-Mapping. „Mittels spezieller, magnetisch markierter Katheter kann in einem Magnetfeld eine detaillierte Landkarte der jeweiligen Herzregion erstellt werden, die eine zielgenaue Verödung ermöglicht“, erläutert Fischer. Ein weiterer positiver Effekt der Technik ist die geringe Röntgendosis, die sich dadurch meist auf einen Bruchteil reduziert.
3-D-Mapping der linke Herzkammer: Die violetten Bereiche zeigen gesundes Herzgewebe. Die roten Bereiche signalisieren Narbengewebe. Innerhalb einer solchen Narbe kann es zu kreisenden Erregungen durch Zonen verlangsamter Leitung kommen (weiße Linien). Diese Zonen können im Rahmen der Ablation erfolgreich mittels Radiofrequenzenergie verödet werden (rote Punkte), sodass keine elektrischen Störfeuer mehr ausgesendet werden.
Sicher, effektiv und schonend In der Med. I stehen zwei verschiedene Mapping-Systeme zur Verfügung, deren individuelle Vorteile patientenangepasst genutzt werden können. Anpressdruck-Sensoren an der Spitze des Verödungskatheters machen die Ablation noch effektiver und sicherer. In Kürze wird zusätzlich ein System eingeführt, das Informationen eines direkt ins Herz vorgebrachten Ultraschallkatheters in das 3-D-Map integriert und so die Ablation von Herzrhythmusstörungen erleichtert, die aus dem inneren der Herzhöhle herrühren. Auch für Ablationen mit Kältetechnik gibt es ein System der neuesten Generation: Der Kryo-Ballon wird bei Vorhofflimmern eingesetzt, und mit Hilfe des Kryo-Katheters lassen sich Bereiche im Herz schonend veröden, die in der Nähe wichtiger Reizleitungsbahnen liegen.
Ein besonderes Augenmerk liegt auf der Ablation von lebensbedrohlichen Herzrhythmusstörungen aus der Herzkammer (VT-Ablation) bei Patienten mit Herzinsuffizienz. Meist sind diese Patienten zum Schutz vor dem plötzlichen Herztod mit einem Defibrillator (ICD) versorgt. Fischer: „Einige dieser Patienten erleiden trotz optimaler medikamentöser Therapie wiederholt ICD-Schocks, die gravierende Auswirkungen auf Lebensqualität und Psyche haben können. Dank modernster Technologien und entsprechender Expertise können wir heute auch bei diesen Patienten effektive und sichere Ablationen durchführen.“ Betreuung aus einer Hand Ob ein Kathetereingriff im Einzelfall sinnvoll ist, wird in der elektrophysiologischen Spezialambulanz beurteilt, wo auch die Nachbetreuung erfolgt. „Hier sehen wir im Team circa 1000 Patienten pro Jahr. Diese Betreuung aus einer Hand ist ein entscheidendes Kriterium für die hohe Behandlungsqualität“, so der Kardiologe. Zusätzlich profitiert das Team vom Austausch mit weiteren Experten am Deutschen Zentrum für Herzinsuffizienz (DZHI), die sich unter anderem mit Kardiomyopathien befassen. Diese Herzmuskelerkrankungen sind meist genetisch bedingt und können auch mit Herzrhythmusstörungen einhergehen.
PD Dr. med. Thomas Fischer hat sich auf die interventionelle Elektrophysiologie spezialisiert.
Text: Martina Häring, Fotos: Daniel Peter
Patientengeschichte: Elektrischer Sturm im Herz
Jeder Herzinfarkt hinterlässt Narben. Manchmal führen diese Narben dazu, dass das Herz nicht mehr optimal pumpen kann. Und manchmal entstehen in solchen Narben auch elektrische Signale, die das Herz aus dem Takt bringen.
So war es auch bei Michael K. (Name geändert). Nach zwei schweren Herzinfarkten lebt der 66-Jährige mit einer Herzschwäche und einem erhöhten Risiko für den plötzlichen Herztod – verursacht durch Rhythmusstörungen. Ihm wurde deshalb ein ICD – also ein implantierbarer Defibrillator – als Lebensretter eingesetzt.
Im März kam dann der Schock – im wahrsten Sinne des Wortes: „Ich saß gemütlich auf dem Sofa, hatte die Füße hochgelegt“, erzählt K. Scheinbar aus dem Nichts tritt eine lebensbedrohliche Arrhythmie auf, die der „Defi“ zum Glück erkennt und mit einer Schockabgabe therapiert. Für den Patienten ist es ein kräftiger, schmerzhafter Schlag, der ihn umwirft. Leider lassen sich die Rhythmusstörungen zunächst nicht kontrollieren, sodass der ICD mehrere Schocks abgeben muss. Eine traumatisierende Erfahrung für den Rentner, der im Laufe dessen das Bewusstsein verliert. Der Notarzt, den seine Frau gerufen hatte, beendet mit Medikamenten den „elektrischen Sturm“, wie Ärzte solche wiederkehrenden, in den Herzkammern entstehende Arrhythmien nennen.
Michael K.s Erinnerung setzt erst wieder ein, als er im Uniklinikum aufwacht. Dort hatte man ihn sofort einer Ablationsbehandlung unterzogen: Die Ärzte spürten die Herzmuskelzellen, die die fehlgeleiteten elektrischen Impulse erzeugten, mit dem Herzkatheter auf und verödeten sie. Auch der ICD wurde getauscht – denn durch die vielen Schockabgaben war die Batterie entladen.
Ohne den Schutz des ICD hätte K. den „Sturm“ wohl nicht überlebt. Seit der Verödung ist er in dieser Hinsicht zum Glück beschwerdefrei. „Die Psyche spielt eine extrem große Rolle bei dieser Erkrankung“, weiß der Patient. Deshalb war er neben der medizinischen Kompetenz auch froh über die gute menschliche Betreuung in der Med. I: „Die Ärzte haben sich viel Zeit genommen und alles erklärt. Das hat mir sehr geholfen.“