Bei der Aufnahme schon an die Entlassung denken
Das Entlassmanagement, das sind die Organisations-Profis des UKW. Lösungen innerhalb kürzester Zeit bieten: Von Gehstöcken bis Pflegeheimplatz, für Doris Eyrich und ihr Team ist (fast) nichts unmöglich.
Herta Brühmer* fällt ein Stein vom Herzen: „Vor dem Telefonat war ich noch vollkommen verzweifelt, weil ich nicht wusste, was und wie ich alles regeln sollte. Jetzt habe ich einen Plan. Danke, dass es Sie gibt.“ Rückmeldungen dieser Art bekommen Doris Eyrich und ihr Team von der Abteilung Sozialdienst und Pflegeberatung immer wieder zu hören. Die acht Sozialarbeiter, fünf Pflegeberaterinnen, drei Case-Managerinnen und ihre Teamassistentin unterstützen Patienten und ihre Angehörigen, aber auch die Mitarbeitenden des Universitätsklinikums (UKW) selbst, wenn durch einen Pflegefall familiäre, berufliche oder finanzielle Schwierigkeiten entstehen. Die Hilfe reicht von der Beantragung von Rehabilitationsmaßnahmen über Anträge für einen Schwerbehindertenausweis, einen Pflegegrad oder Hilfsmittel wie Gehilfen bzw. Rollatoren bis hin zur Organisation eines Platzes im Pflegeheim.
Vor allem das Organisatorische überfordert die Angehörigen oft, weiß Doris Eyrich: „Unser Hauptklientel sind überwiegend ältere und hochbetagte Menschen. Da ist der pflegende Ehepartner in der Regel auch älter und manchmal selbst schon krank. Außerdem wohnen viele Kinder heutzutage nicht vor Ort oder sind selbst voll berufstätig.“ Aber auch jüngere Patienten und deren Angehörige, die bei manchmal langen Krankheitsverläufen auf Entlassung oder einen Rehaplatz warten, sind dankbar für einen Ansprechpartner, an den sie sich mit ihren Fragen, Sorgen und Anliegen wenden können. Mehr als 1000 Anfragen pro Jahr Wie beim 87-jährigen Valentin Jagtreiter*: Der Witwer wohnte ganz allein im großen Einfamilienhaus, Tochter und Sohn leben in Norddeutschland. Die Beraterin erzählt: „Herr Jagtreiter war mit der korrekten Behandlung seiner Diabeteserkrankung zunehmend überfordert gewesen. Dazu kamen immer wieder Entgleisungen seine Stoffwechsels, und er wurde jedes Mal zu uns in die Klinik eingeliefert.“ Das Team aus Sozialarbeitern und Pflegeberatern hatte nach Absprache mit Patient und Angehörigen zunächst einen ambulanten Sozialdienst für die Medikamentengabe und eine Haushaltshilfe organisiert. Nach einem Aufenthalt war er sogar in einer Geriatrischen Reha gewesen. Doch all das reichte irgendwann nicht mehr. Die Pflegeberaterin: „Wir haben unseren Patienten und seine Familie beraten, und Herr Jagtreiter konnte jetzt in ein Seniorenwohnheim umziehen.“
Im vergangenen Jahr haben sich in über 15.000 Fällen Patienten sowie rund 30 Mitarbeiter an die Abteilung gewandt. Auf den Klinik-Stationen weisen Flyer oder das Pflegepersonal auf diesen gesetzlichen Anspruch der Unterstützung hin.
Lösungen für einen Berg von Problemen innerhalb kürzester Zeit anbieten, das ist die tägliche Herausforderung für das Team der Beratungsstelle. Kann das immer so gut klappen? „In der Tat ist manchmal Kreativität gefragt“, schmunzelt Doris Eyrich. „Aber wir wissen genau, was der Reihe nach zu tun ist, und wir haben die Strukturen, um auch mal schnell etwas organisieren zu können.“ Dabei helfen die „gute Zusammenarbeit“ mit den Rehakliniken, ambulanten und stationären Pflegeeinrichtungen, den Krankenkassen sowie der „super Service“ der umliegenden Sanitätshäuser: „In Würzburg Stadt und Landkreis sind wir auch bei den ambulanten Pflegediensten gut aufgestellt.“ Und wenn wirklich mal keine Kapazitäten mehr vorhanden sind? „Dann schulen wir zur Not auch einen nahen Angehörigen im Verbandswechsel. Das kriegen wir in den meisten Fällen hin“, so Doris Eyrich. Tipp der Expertin „Gerade bei einem schleichenden Krankheitsverlauf nicht bis auf den letzten Drücker warten, sondern rechtzeitig auf uns zukommen.“ Es lohne sich, schon bei der Aufnahme an die Entlassung zu denken. Die 37-jährige Annika Birn* war für das Beratungsteam ein „leichter Fall“: Nach einem Sportunfall musste der Unterschenkelbruch operiert werden und das Bein durfte anschließend sechs Wochen lang nicht belastet werden. „Wir haben die notwendigen Hilfsmittel wie Unterarmgehstöcke, Toilettenstuhl und Duschhocker für zu Hause bestellt. Und ein ambulanter Pflegedienst war nötig, weil die Wunde schlecht heilte und daher regelmäßig versorgt und verbunden werden musste“, berichtet Doris Eyrich. Nach der abschließenden Untersuchung in der chirurgischen Ambulanz des UKW, sechs Wochen später, konnte die junge Frau eine Anschlussheilbehandlung starten. Antrag und Suche nach einem Platz liefen, dank des Beratungsteams, problemlos.
Ein Zukunftsprojekt der Beratungsstelle wird sein, Nachsorge auch für Patienten im Anschluss an einen Klinikaufenthalt zu Hause anbieten zu können. „Wir planen z. B. Pflegetrainings, die wir auf Station schon beginnen und mit Hausbesuchen daheim fortführen wollen.“ Die Verhandlungen mit den Krankenkassen laufen.
* Namen von der Redaktion geändert
Foto: Doris Eyrich, Leiterin der Beratungsstelle Sozialdienst und Pflegeberatung.
Text: Martina Häring, Fotos: Daniel Peter, Getty Images