Allrounderin an der Pforte
Am UKW gibt es zehn Pforten. Diese sind, bis auf die Pforte in der Hautklinik, rund um die Uhr an allen Tagen des Jahres besetzt. Eine der langjährigen Pfortenmitarbeiterinnen ist Beate Thomas. Im Interview stellen wir sie und ihre Arbeit vor.
Die Pfortenmitarbeiterin Beate Thomas ist seit fast drei Jahrzehnten in unterschiedlichen Positionen am UKW tätig.
Frau Thomas, möchten Sie sich kurz vorstellen? Beate Thomas: Ich bin 65 Jahre alt und seit 1994 am UKW. Angefangen habe ich als Hausangestellte in der Großküche. Im Jahr 2000 wechselte ich aus gesundheitlichen Gründen in den Stationsservice. Hier habe ich neun Jahre lang Betten aufbereitet, Essen ausgeteilt und die Abläufe auf Station unterstützt. Danach ging auch das krankheitsbedingt nicht mehr. Deshalb haben wir gemeinsam wieder eine neue Stelle für mich gefunden: Pfortenmitarbeiterin. Nach drei Tagen Probearbeiten habe ich zugesagt. Für mich als Quereinsteigerin folgte eine intensive Einarbeitung in jede Schicht der einzelnen Pforten. Bis heute arbeite ich an den Pforten der Kinderklinik und Frauenklinik, an der Hauptpforte sowie an der Pforte des Zentrums für Psychische Gesundheit. Eigentlich könnten Sie ja schon in Rente gehen... Beate Thomas: Seit dem 1. Januar 2022 bin ich auch in Rente, ich wollte aber in Teilzeit weiterarbeiten. Zum Jahreswechsel habe ich nochmal reduziert, bleibe den Pforten aber weiterhin treu. Allerdings nicht mehr in der Nachtschicht, sondern nur noch im Früh- und Spätdienst. „Wer rastet der rostet!“, das ist mein Motto. Mein Chef ist auch froh, dass ich noch bleibe und als „Joker“ kurzfristig einspringen kann. Was sind Ihre Aufgaben? Beate Thomas: Jede Pforte hat ihre individuellen Aufgaben. Generell übernehmen wir Pfortenmitarbeiterinnen und -mitarbeiter viele administrative Tätigkeiten, an manchen Pforten müssen zum Beispiel die notfallmäßig aufgenommenen Patientinnen und Patienten in das Krankenhausinformationssystem eingepflegt werden. Hinzu kommen Telefonservice, die Annahme und Distribution von Briefen und Paketen sowie die Beauftragung des (Notfall-)Probenversands an die verschiedenen Labore. Außerdem sind wir Ansprechpartner und Koordinator für alle Personen, die an die Pforte kommen.
In vielen Fällen sind wir die erste Anlaufstelle für Patientinnen und Patienten, auch für Notfälle. Da muss es oft sehr schnell gehen und es sind viele Emotionen im Spiel. An der Pforte der Frauenklinik habe ich zum Beispiel viel Kontakt mit Hochschwangeren kurz vor ihrer Entbindung. Da schaue ich, dass sie schnellstmöglich in den Kreißsaal kommen, kündige sie dort an und weise der Begleitperson einen Parkplatz zu.
Hier spielt das Leben in all seinen Facetten. Wenn ein Patient stirbt, ist es oft emotional, die aufgelösten Angehörigen an der Pforte zu sehen. Kurze Zeit später verlassen frischgebackene Eltern die Klinik durch die Pforte. Was macht Ihnen bei Ihrer Arbeit am meisten Spaß? Beate Thomas: Den Menschen helfen zu können und ihre Dankbarkeit, das ist schön. Ich erlebe jeden Tag etwas Neues und habe viel Kontakt zu verschiedensten Menschen. Auch zu vielen, die kein Deutsch sprechen. Da nützen mir meine Englischkenntnisse, ich habe elf Jahre lang in Texas gelebt. Wie erlebten Sie Ihre Arbeit unter Pandemiebedingungen? Beate Thomas: Leider stieg mit der Pandemie das Aggressionspotenzial der Patienten und Besucher. Viele akzeptierten die Schutz- und Hygieneregeln sowie die Besuchszeiten nicht und wollten mit uns verhandeln. Da gab es immer viel Erklärungs- und Redebedarf. Erleichtert wurde die Sache durch die Zusammenarbeit mit den Security-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeitern, die die Zugangsberechtigung zum Klinikum prüften. Ihr persönliches Highlight am Tag? Beate Thomas: Wenn ich an der Hauptpforte arbeite, halten manche Beschäftigten beim Vorbeifahren an und winken mir zu, das ist total schön! In den Kliniken werde ich morgens sogar oft von den Klinikdirektoren begrüßt und sie freuen sich, dass ich doch noch nicht ganz in Rente gegangen bin. Was ist Ihr Plan für die Zukunft? Beate Thomas: So lange ich noch arbeiten darf und kann, bleibe ich hier an der Pforte. Ansonsten habe ich einen 680 Quadratmeter großen Garten, in dem ich viel zu tun habe. Möchten Sie noch etwas ergänzen? Beate Thomas: Von Anfang an habe ich am UKW immer viel Unterstützung von allen Seiten und Abteilungen erhalten, beispielsweise von der Schwerbehindertenvertretung, vom Personalrat, von meinem Chef oder meinen Kolleginnen und Kollegen. Mein Arbeitsplatz wurde zweimal an meine persönliche Situation angepasst, das ist eine super Sache. Vielen Dank – für Ihre wertvolle Arbeit am Klinikum und das Gespräch!