„Kooperationen weiter ausbauen“
Natürlich hat Prof. Dr. Jens Maschmann, Ärztlicher Direktor des UKW, stets einen wachsamen Blick auf die aktuelle Corona-Lage am Klinikum. Wichtig sei es aber gerade jetzt, auch den Blick auf die zahlreichen Innovations- und Kooperationsprojekte der Universitätsmedizin Würzburg weiter zu schärfen. Das gelte speziell für die Chancen der Digitalisierung und der regionalen Vernetzung.
Prof. Dr. Jens Maschmann, Ärztlicher Direktor des UKW. Bild: privat
Prof. Maschmann, auch ihr zweites Jahr am UKW war stark von der Corona-Pandemie geprägt. Neu war in diesem Jahr die sehr intensive Sommerwelle, die auch das UKW vor besondere Herausforderungen stellte. Während außerhalb des Klinikums Volkfeste und Konzerte stattfanden, kletterten die Zahlen am UKW auf Höchstwerte, bei den Patienten mit positivem Test aber auch beim Personalausfall.... Prof. Maschmann: Das war in der Tat eine kritische Phase mit einer enormen Belastung für die verschiedenen Berufsgruppen und Teams hier an unserem Klinikum. Aber hier hat sich auch erneut gezeigt: Der Zusammenhalt und die gegenseitige Unterstützung an unserem Klinikum ist groß. Ohne dieses tolle Miteinander hätten wir auch diese Welle nicht so gut meistern können. Für diesen großen Einsatz, nicht nur während der Sommerwelle, sondern im gesamten Jahr, möchte ich mich – nochmals auch im Namen meiner Vorstandskollegen bedanken. Ich hoffe sehr, dass es jetzt nicht doch noch zu einer starken Winterwelle kommt. Aktuell (Stand: Anfang Dezember) sind die Zahlen ja zum Glück stabil. Zu den guten Nachrichten des Sommers 2022 zählte dafür die Vergabe des Generalplaner-Auftrages des Freistaates Bayern für den ersten Bauabschnitt des Erweiterungsgeländes Nord. Inzwischen laufen die „Nutzergespräche“. Wie ist hier das weitere Vorgehen? Worum geht es dabei? Prof. Maschmann: Bei diesen intensiven Gesprächen zwischen dem Staatlichen Bauamt, den Architekten und Fachplanern, der Stabsstelle Große Baumaßnahmen und den Baubeauftragten der betroffenen Kliniken wird auf Grundlage des Architektenwettbewerbs eine Vorplanung entwickelt. Diese Vorplanung umfasst für die Gebäude u. a. alle Raumzuordnungen und die technischen Anforderungen. Das ist natürlich eine große Herausforderung. Denn es gilt dabei, bereits jetzt zukünftigen Entwicklungen, sei es technisch, sei es vom Klinikablauf, der kommenden Jahre „mitzudenken“. In einem nächsten Schritt werden dann die Ergebnisse dieser Vorplanung in eine „Planungsunterlage“ zusammengefasst. Diese Planungsunterlage muss dann dem Bayerischen Haushaltsauschuss vorgelegt werden. Der Haushaltsausschuss erteilt schließlich dann die „Projektfreigabe“ – das ist der nächste Meilenstein. Das bedeutet also: Auch, wenn man in den kommenden Jahren noch keine Bagger auf dem Erweiterungsgelände Nord sehen wird, laufen die Vorbereitungen und Planungen mit Hochdruck. Und dabei geht es ja nicht „nur“ um einen Klinik-Neubau. So wird aktuell etwa an einem Mobilitätskonzept gearbeitet, das für die Erschließung des Nordgeländes enorm wichtig ist. Denn viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie Patienten und Besucher kommen ja nicht direkt aus Würzburg, und bleiben daher aus unterschiedlichen Gründen auf den PKW angewiesen. Daher bin ich auch sehr froh über die enge Zusammenarbeit mit dem Staatlichen Bauamt als Bauherrenvertreter. Zu den neu formulierten strategischen Zielen des UKW zählen auch die Themen Digitalisierung und Vernetzung. Was sind hier die aktuellen Entwicklungen und Projekte? Prof. Maschmann: Ein schönes Beispiel für das Thema „Vernetzung“ ist sicher die Einrichtung einer gemeinsamen Stiftungsprofessur für die Palliativmedizin mit dem Klinikum Würzburg Mitte (KWM). Durch diese Kooperation wird die Palliativmedizin in Würzburg nochmals gestärkt, das gilt für die Versorgung an beiden Standorten und natürlich auch für die studentische Lehre. Ich hoffe, dass wir im kommenden Jahr mit der Ausschreibung starten können. Dieses Beispiel zeigt, welche Vorteile in regionaler Kooperation und Vernetzung liegen – sowohl für die Projektpartner aber auch für die Versorgung in unserer Region. Daher wollen wir auch solche Kooperationen weiter ausbauen. Wie sieht es beim Thema Digitalisierung aus? Prof. Maschmann: Gerade hier sind es Anwendungen aus dem SMI bzw. dem 2018 gegründeten Digitalisierungszentrum Präzisions- und Telemedizin (DZ.PTM), um die uns andere Standorte wirklich beneiden – ohne jetzt überheblich sein zu wollen. Zum Beispiel gibt es ein anschauliches Beispiel mit der Antiinfektiva-App, die 2022 gestartet ist. Damit können die Ärztinnen und Ärzte von ihren Smartphones und Tablets aus schnell und unkompliziert auf die geltenden Standards in der Antibiotikaversorgung zugreifen. Das spart Zeit und steigert gleichzeitig Qualität in der Versorgung. Das gilt ebenso für die App „UKW. Mobile“. Auch hier gelingt es, durch IT-Lösungen Prozesse im Klinikalltag einfacher und schneller zu gestalten, etwa bei den Anforderungen radiologischer Untersuchungen – und das datenschutzkonform, denn die Daten verlassen ja unseren Campus nicht. Solche Lösungen zeigen, wie IT helfen kann, Abläufe im Klinikalltag zu vereinfachen und den Aufwand für Dokumentationen oder SAP-Anforderungen zu reduzieren. Aktuell läuft ja auch ein Projekt zum Einsatz von Teleintensivmedizin, in dem beides zusammenkommt: Die Vernetzung mit Kliniken in der Region und neue digitale Lösungen, die vor zehn bis fünfzehn Jahren noch nicht denkbar waren. Abgesehen von solchen Prozess-Lösungen werden wir mit dem Neubau eines Rechenzentrums in der Nähe des Parkhauses in den kommenden Jahren unsere Server- und Speichernetzwerkinfrastruktur entscheidend ausbauen. Gerade für die Verarbeitung immer größerer Datenmengen ist dies notwendig. Beim Blick zurück auf 2022. Was ist noch besonders in Erinnerung geblieben? Prof. Maschmann: Trotz aller Belastungen und Einschränkungen durch Corona und einer Vielzahl von Projekten konnten wir, wenn auch eingeschränkt, wieder gemeinsame Aktionen am UKW starten, wie z.B. unser Sommerfest oder beim Würzburger Firmenlauf mit dem zahlenmäßig stärksten Team antreten. Solche Aktionen, solche direkten Begegnungen sind wichtig für uns als Klinikum. Denn auch wenn wir ein großes Klinikum sind: Wir sind nicht anonym. Das müssen wir uns erhalten, das zeichnet die Universitätsmedizin Würzburg aus. Und daher wird es im kommenden Januar auch wieder ein „Angrillen“ auf den ZOM | ZIM-Terrassen geben! Das wurde uns übrigens von der Ende November durchgeführten KTQ-Rezertifizierung von den Visitoren genauso gespiegelt: Sie waren persönlich und fachlich sehr beeindruckt von der Begeisterung, die ihnen während ihrer einwöchigen Prüfung überall am UKW entgegenschlug, was selbst sie als erfahrene Visitoren in der Form noch nicht erlebt haben. Das Resultat war eine abermalige Steigerung der Fremdeinschätzung unseres Klinikums auf unglaubliche 83,6 Prozent! Das ist wirklich beeindruckend, nachdem die letzten drei Jahre seit der vorigen Rezertifizierung fast ausschließlich mit der Bewältigung der Corona-Pandemie zugebracht wurde.
Das Interview führte Stefan Dreising.