Im Großen und Ganzen immer
Herr der Lage
Die Apotheke des Uniklinikums Würzburg musste während der Corona-Pandemie etliche Hürden nehmen, um die Versorgung der Patienten mit bestimmten Medikamenten aufrechtzuerhalten.
Während der Coronakrise konnte ein Teil der auf dem Markt knappen Medikamente in der klinikumseigenen Sterilherstellung selbst produziert werden.
Die intensivpflichtigen Covid-19-Patienten am Uniklinikum Würzburg (UKW) waren zum großen Teil beatmet. Um sie zu sedieren und ihnen die Schmerzen zu nehmen, wurde ihnen eine Medikamentenkombination verabreicht, die man Analgosedierung nennt. „Durch die Pandemie verdreifachte sich am UKW – wie auch weltweit – der Verbrauch an manchen Arzneimitteln für die Analgosedierung“, berichtet Dr. Mareike Kunkel, die Leiterin der Apotheke des UKW. Auf diesen Mehrbedarf waren die pharmazeutischen Firmen nicht vorbereitet. Bei wichtigen Präparaten kam es zu massiven Engpässen. Am UKW gelang deren Kompensation nur mit großer Mühe: In enger Zusammenarbeit mit den Intensivstationen wurden Firmen, Darreichungsformen und Konzentrationen gewechselt. „Alles Dinge, die man aufgrund der Arznei-mitteltherapiesicherheit normalerweise nicht gerne in Ad-hoc-Aktionen durchführt. Aber es hat funktioniert und ging gut“, zeigt sich Dr. Kunkel erleichtert. Eigene Sterilherstellung vorteilhaft Glücklicherweise gibt es meistens mehrere Wirkstoffe für eine Indikation, auf die die Ärztinnen und Ärzte zurückgreifen können. „Allerdings ist hierbei der Plan B nie so gut, wie der Standardplan A“, merkt die Apothekenleiterin an. Vorteil in der Corona-Krise erwies es sich, dass die Krankenhausapotheke des UKW über eine gut aufgestellte Sterilherstellung verfügt. „Einen Teil der Infusionsflaschen stellen wir routinemäßig für die Intensivstationen her, so dass es hier trotz des gesteigerten Verbrauchs nie einen Engpass gab“, schildert Dr. Kunkel. Bei anderen Präparaten konnte nach ihren Worten schnell Rohstoff für eine Eigenherstellung besorgt werden. Auch bei Muskelrelaxantien und Wirkstoffen gegen Thrombose stieg der Bedarf in dieser Zeit immens an, teilweise auf mehr als das Zehnfache des regulären Verbrauchs. Emotional anstrengende Zeiten Für Dr. Kunkel und ihre Mitarbeiter/innen waren die Verknappungen emotional anstrengend: „Wenn man die Tage bis zur nächsten Firmenlieferung zählt und bangen muss, ob man mit den Beständen hinkommt, ist das schon sehr belastend.“ Sehr nervig waren nach ihren Worten auch die täglichen Telefonate mit Pharma-Unternehmen, um die Dringlichkeit von Lieferungen darzustellen. „Leider haben manche Firmen erst im Mai, als die Patientenzahlen bereits wieder abnahmen, verstanden, dass man die Krankenhausapotheken in der Pandemie nach dem Intensivregister der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin beliefern soll – und nicht stur nach Zahlen aus den Vormonaten“, kritisiert Mareike Kunkel. Viel Lob hingegen spricht sie dem Bundesgesundheitsministerium aus, das die Krankenhausapotheken unkompliziert unterstützt habe, zum Beispiel mit der Verteilung von Alkohol für die Herstellung von Händedesinfektionsmittel. Mit Glück gemeistert „Im Großen und Ganzen waren wir immer Herr der Lage. Ich muss jedoch dazusagen, dass wir einfach auch nur Glück hatten, dass die Intensivbettenkapazität nicht erweitert werden musste, denn dann hätte die Versorgung wirklich kritisch werden können“, resümiert die Apothekerin und fährt fort: „Mir persönlich zeigte die Corona-Pandemie wieder, wie gut die Zusammenarbeit bei uns am UKW ist und dass alle an einem Strang ziehen, wenn es darauf ankommt. So kann die Arbeit in der Krise sogar Spaß machen.“
Bild: Daniel Peter