Herzkranke

in Zeiten von

Corona

Immer noch gibt es sehr viel mehr Herzkranke als Coronakranke. Und viel mehr Menschen sterben an Herzschwäche als an Corona. Wenn zur Herzschwäche noch eine Infektion mit COVID-19 kommt, ist das besonders riskant für die Betroffenen. Am Deutschen Zentrum für Herzinsuffizienz Würzburg (DZHI) wird in der G-CHF-Registerstudie geprüft, ob Herzinsuffizienz-Patienten besonders anfällig für eine COVID-19 Infektion sind. Im Notfall solle man aber keinesfalls aus Angst vor einer Corona-Infektion zögern, den Notarzt zu rufen.

Im Herzkatheterlabor und im gesamten Universitätsklinikum Würzburg herrschen höchste Sicherheitsvorkehrungen.

Bei einem Herzinfarkt zählt jede Minute. Das gilt auch in Zeiten von Corona. Viele Betroffene warteten jedoch vor allem zu Beginn der Corona-Krise oft ab, ob sich die Beschwerden legten. „Die Beschwerden legen sich tatsächlich nach sechs bis zwölf Stunden. Dann ist nämlich das Herzmuskelgewebe abgestorben“, sagt Professor Dr. Stefan Frantz. Der Direktor der Medizinischen Klinik und Poliklinik I sah im Frühjahr so viele verschleppte Krankheitsverläufe wie selten zuvor, subakute Infarkte an mindestens jedem zweiten Tag. Die Betroffenen kamen nicht, weil sie Angst hatten, beim Arzt oder in der Klinik mit Corona-Patienten in Kontakt zu kommen und sich zu infizieren. Einigen kostete das Zögern das Leben. „Wir sahen selbst jüngere Menschen versterben an Komplikationen wie Rhythmusstörungen oder Heilungsstörungen vom Herzen, die man hätte verhindern können, wenn man frühzeitig die Gefäße wiedereröffnet hätte.“ Daher sein Appell: „Wenn Sie Krankheitssymptome fühlen - wie vor Corona - gehen Sie zum Arzt!“

Professor Dr. Georg Ertl fügt hinzu: „Alle Patienten wurden und werden mit den gewohnten medizinischen Standards am UKW versorgt. Bitte schieben Sie nichts ohne ärztliche Beratung raus. ­Corona darf nicht auf Kosten unserer Patienten mit Herzkrankheiten, Krebs oder anderen schweren Erkrankungen gehen!“

Wie Corona sich bei Patienten mit einer Herzschwäche auswirkt, das wird gerade an der weltweiten G-CHF-Registerstudie mit 22.000 Patienten geprüft. „Patienten mit Herzinsuffizienz sind meist älter und haben Begleiterkrankungen, stellen also ein ausgeprägtes Risikokollektiv für COVID-19 dar. Wir werden lernen, wie sich eine COVID-19 Infektion bei diesen Patienten auswirkt, und ob sie besonders anfällig sind“, erklärt Professor Georg Ertl, der die Studie gemeinsam mit Professor Stefan Störk in Deutschland leitet. Herzinsuffizienz-Patienten haben als Standardtherapie sogenannte ACE-Hemmer. Das COVID-19-Virus benutzt das Angiotensin-Conversions-Enzym (ACE) 2 als Rezeptor, um in die Zelle zu gelangen. „Welche Bedeutung das für unsere Patienten hat, ist nicht klar“ sagt Stefan Störk, „Klinische Daten gibt es dazu nicht, sodass neue Aufschlüsse aus der G-CHF-Registerstudie zu erwarten sind.“

Damit Herzpatienten möglichst sorgenfrei durch die Corona-Krise kommen, hat der Psychologe Dr. Stefan Schulz von der Universität Würzburg nützliche Hinweise zu einem lösungs­orientierten Umgang mit COVID-19 gesammelt und diese Herzpatienten und ihren Angehörigen auf der Homepage www.icd-forum.de zur Verfügung gestellt. Dazu gehört vor allem die Ein­haltung des Therapieplans, eine gute Strukturierung des Alltags mit reichlich Bewegung an der frischen Luft, den ­Fokus auf Positives setzen und sich von Pessimisten fernhalten.

Autorin: Kirstin Linkamp

Bild: Kirstin Linkamp