Es geht auch
digital
Angetrieben durch die Kontaktbeschränkungen der Corona-Pandemie ersetzte das Uniklinikum Würzburg in diesem Frühjahr erstmals „analoge“ Veranstaltungen für Patienten und die interessierte Öffentlichkeit durch erfolgreiche Videokonferenzen. Damit verbunden sind neue Chancen und Vorteile auch für die „Nach-Corona-Zeit“.
Aufgrund der Beschränkungen im Rahmen der Corona-Pandemie konnte die für den 28. März dieses Jahres geplante 15. Würzburger Mukoviszidosefortbildung nicht wie üblich im Hörsaal der Universitäts-Kinderklinik stattfinden. Um die Veranstaltung nicht auf ungewisse Zeit verschieben zu müssen, lud der Organisator – das am Uniklinikum Würzburg (UKW) angesiedelte Christiane Herzog-Zentrum für Mukoviszidose Unterfranken – am selben Termin zu einer dreistündigen Videokonferenz über die Software Skype für Business ein. Mit aus dem Stand hohem Zuspruch: An 68 zugeschalteten Computern, Tablets und Handys nahmen Betroffene und deren Angehörige – teilweise ganze Familien – sowie Behandler/innen, wie Ärztinnen und Ärzte, Physiotherapeutinnen und Sozialpädagoginnen, teil. „Auch die Resonanz war überaus positiv“, freute sich Prof. Dr. Helge Hebestreit, der Leiter des Zentrums. Besonders gut kam die neue digitale Lösung bei Mukoviszidose-Patienten mit multiresistenten Keimen an. „Es war eine tolle Fortbildung. Endlich konnte ich mal wieder an einer Informationsveranstaltung teilnehmen, was aufgrund meiner Keimsituation schon lange nicht mehr möglich war.“ Dieser und viele andere lobende Kommentare konnten im anschließend stattfindenden Chat gelesen werden.
Das Zentrum plant, auch nach der Corona-Krise die jährlich stattfindende Fortbildung per Video zu übertragen – zusätzlich zum „realen“ Treffen im Hörsaal. „Damit können zukünftig auch all jene, die aufgrund von Krankheit oder anderen Umständen verhindert sind, von den Inhalten profitieren“, unterstreicht Prof. Hebestreit.
Dr. Alexandra Hebestreit war eine der Expertinnen des Christiane Herzog Zentrums für Mukoviszidose Unterfranken, die Ende März dieses Jahres bei einer digitalen Fortbildung referierten.
Selbsthilfe: Erster digitaler Qualitätszirkel Die Erfahrungen des Christiane Herzog Zentrums dienten Ende April als Blaupause für den ersten digitalen Qualitätszirkel „Selbsthilfefreundliches Krankenhaus“ am UKW. Die Qualitätszirkel sind Informations-, Diskussions- und Planungsveranstaltungen, bei denen mehrmals im Jahr Vertreter/innen der Selbsthilfegruppe und der Selbsthilfekontaktstellen mit den Mitgliedern einer Steuerungsgruppe des Klinikums zusammenkommen. „Die bisherigen Treffen fanden in Hörsälen und Seminarräumen statt, was unter den Corona-Kontaktbeschränkungen derzeit nicht mehr möglich ist“, berichtet Gabriele Nelkenstock, die externe Selbsthilfebeauftragte des UKW. Dennoch sollte nach dem Willen des Klinikumsvorstands die wichtige Austauschplattform nicht bis nach der Krise ruhen. Stattdessen wurde gemeinsam mit dem Aktivbüro der Stadt Würzburg und dem Paritätischen Wohlfahrtsverband eine Videokonferenz initiiert und durchgeführt. „Ein wichtiger Aspekt ist dabei der Datenschutz. Da die dafür erforderliche Software auf den Servern des Uniklinikums liegt, sind wir hier auf der sicheren Seite“, erläutert die Selbsthilfebeauftragte. Insgesamt wählten sich Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus 19 verschiedenen Selbsthilfegruppen per Computer oder Smartphone in die rund zweistündige Konferenz ein und konnten so den Präsentationen und Diskussionen in Wort und Bild folgen. Auch eine Teilnahme per Telefon war möglich – bei dieser Option waren die Folien der Präsentation natürlich nicht zu sehen.
Beim Qualitätszirkel wurde unter anderem abgefragt, ob bei den Selbsthilfegruppe Interesse bestehe, auch in Zukunft digitale Angebote im Rahmen der Kooperation mit dem UKW zu nutzen. Diese Frage beantworteten 94 Prozent der Teilnehmer/innen mit Ja. „Damit zeigte sich die Krise auch als Chance zur Weiterentwicklung. Digitale Ergänzungen zu den persönlichen Treffen werden in Zukunft noch mehr Interessierten, wie zum Beispiel den Angehörigen von Betroffenen, die Teilnahme und den Informationsgewinn vereinfachen“, ist sich Gabriele Nelkenstock sicher.
Dr. Elisabeth Jentschke bei ihrem Online-Vortrag „Aus Krisen lernen, an Herausforderungen wachsen! Was sagt uns die Resilienzforschung?“.
Start einer neuen Online-Vortragsreihe Inspiriert durch diese Anfangserfolge startete das UKW eine neue digitale Vortragsreihe für Selbsthilfegruppen. Bei der Auftaktveranstaltung am 30. Mai referierte Dr. Elisabeth Jentschke, die am Comprehensive Cancer Center Mainfranken die Abteilung für Psychoonkologie und an der Neurologischen Klinik des UKW die Abteilung für Neuropsychologie leitet, über die Erkenntnisse der Resilienzforschung und die Rolle dieser besonderen „Widerstandskraft“ bei der Bewältigung von kritischen Lebensereignissen – wie zum Beispiel der Corona-Krise. Der Zuspruch war auch hier groß: Über 100 Personen schalteten sich nach vorheriger Anmeldung zu. Neben viel Lob für die Referentin und die vermittelten Inhalte gab es im Anschluss auch Anerkennung für die Arbeit der Organisatoren. So schrieb ein Teilnehmer im Chat: „Vielen Dank auch für die viele Mühe, die Sie sich gemacht haben, um uns zu erreichen. Das alleine stellt schon eine Wertschätzung des Einzelnen dar und hilft auch weiter.“
Ermutigt durch das so positive Gesamtbild kündigt Prof. Dr. Georg Ertl, der Ärztliche Direktor des UKW, an: „Wir wollen auch nach der Corona-Krise digitale Projekte weiter ausbauen. Ob zur Vernetzung über große Entfernungen hinweg, zur Kommunikation in Chats und Foren oder zur Verbesserung des eigenen Krankheitsmanagements – es ist richtig und wichtig, dass wir diese Möglichkeiten auch langfristig nutzen.“
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Landrat lernt Liberal-Studie kennen
Anfang März dieses Jahres besuchte Eberhard Nuß das UKW. Dabei informierte Prof. Dr. Patrick Meybohm, der Direktor der Klinik und Poliklinik für Anästhesiologie, den scheidenden Würzburger Landrat über die von ihm geleitete, bundesweite Liberal-Studie. Diese untersucht erstmalig, ob bei Patienten über 70 Jahren ein höherer Ziel-Hämoglobinwert mittels Fremdbluttransfusionen geeignet ist, potenzielle Dysfunktionen von Herz, Gehirn, Niere oder Darm während und nach einer Operation zu vermeiden. Ein weitere Frage: Lässt sich die Lebensqualität operierter Patienten mithilfe einer bestimmten Transfusionsstrategie verbessern? Landrat Nuß zeigte sich bei dem Treffen, an dem auch eine 77-jährige Liberal-Studienteilnehmerin des UKW teilnahm, von dem Projekt begeistert: „Aus der zwischenmenschlichen Perspektive finde ich es genial, dass sich die klinische Forschung hier ein weiteres Mal gezielt um das Wohlergehen der älteren Generation kümmert, der wir so viel verdanken.“ Darüber hinaus sei das damit erneut dokumentierte Bemühen um eine möglichst optimale medizinische Versorgung ein wichtiger Standortvorteil für Würzburg und die Region..
Der mittlerweile ehemalige Würzburger Landrat Eberhard Nuß (Dritter von links) beim Besuch der Klinik für Anästhesiologie zusammen mit Prof. Dr. Peter Kranke, Dr. Dr. Benedikt Schmid, der Patientin Renate Gerloff, Prof. Dr. Patrick Meybohm und der Studienassistentin Eva-Maria Kranke (von links).
Die Aufnahme entstand vor den Corona-Abstandsregeln.