1.000 Patienten
sei Dank!
Herzinsuffizienz ist hierzulande die häufigste Diagnose für einen stationären Krankenhausaufenthalt. Aus dem AHF Register erwartet das Uniklinikum Würzburg neue Erkenntnisse über dieses lebensbedrohliche Krankheitsbild.
Das AHF-Team v.l.n.r.: Studienärztin Nina Scholz, die drei Studienschwestern Daniela Vilsmeier, Anett Heyne, Gabriele Hartner, die Leiterin des Echo-Labors Caroline Morbach und der Studienleiter Stefan Störk.
Ziel erreicht! Mehr als 1.000 Patienten wurden seit August 2014 ins Register für Akute Herzinsuffizienz (AHF Register) aufgenommen. All diese Patienten wurden am Universitätsklinikum Würzburg stationär mit dem Krankheitsbild akuten Herzschwäche aufgenommen. Sie willigten allesamt ein, dass ihr Krankheitsverlauf genau dokumentiert wird – sowohl auf der Station als auch nach der Entlassung. Das bedeutet: ein halbes Jahr nach dem Krankenhausaufenthalt sowie in den folgenden fünf Jahren einmal pro Jahr werden die Patienten zu umfangreichen Kontrolluntersuchungen in das DZHI eingeladen. Patienten, die nicht ins DZHI kommen können, werden von einer speziell geschulten Studienschwester telefonisch nach dem körperlichen und seelischen Wohlbefinden befragt. Die Schwester holt auch Informationen bei den behandelnden Hausärzten ein. Von 1.000 weiteren Herzinsuffizienz-Patienten, die nicht an der Beobachtungsstudie teilnehmen können, dürfen zusätzlich die klinischen Informationen über ihren stationären Aufenthalt anonymisiert wissenschaftlich ausgewertet werden. Dies sind vorwiegend Patienten, die ein besonderes Krankheitsprofil und eine höhere Sterblichkeit aufweisen. „So entsteht erstmals ein komplettes Bild aller Patienten mit einer akuten Herzinsuffizienz, auch der Schwerstkranken“, resümiert Prof. Dr. Stefan Störk, Leiter der Klinischen Forschung am DZHI und Leiter der Studie. Die klinische Studiendatenbank des AHF Register erlaubt die Analyse zahlreicher wissenschaftlicher Fragestellungen. So haben sich bereits bei der Erhebung der Daten zwölf Doktoranden mit der Qualität und der Bedeutung für die Kurzzeitprognose der Patienten beschäftigt und wertvolle Erkenntnisse daraus gewonnen. Sie haben unter anderem die Bedeutung der Informationen untersucht, die aus EKG, Röntgenbildern, verschiedenen Laboruntersuchungen und Echokardiografien ableitbar sind. „Die Anwendung innovativer Echokardiografie-Methoden wie zum Beispiel die Untersuchung der Herzarbeit (Myocardial Work), könnte dazu beitragen, das Krankheitsbild besser zu verstehen und die Therapie gezielter anzuwenden“, berichtet Dr. Caroline Morbach, Leiterin des Echo-Labors im DZHI.
Das Team dahinter Hinter dieser beachtlichen Leistung steht ein starkes Team aus zahlreichen Studienschwestern, Studienärzten und Dokumentaren, die über Jahre gewissenhaft die Patienten identifiziert, in die Studie eingeschlossen, detailliert charakterisiert und dokumentiert haben. Nina Scholz ist aktuell die betreuende Studienärztin, Daniela Vilsmeier, Diana Oppmann und Anett Heyne die Studienschwestern auf Station. Dr. Caroline Morbach als Senior Clinician Scientist, Gabriele Hartner als Lead Nurse und Dr. Peer Papior als Projektmanager sind neben der Studienleitung Prof. Dr. Stefan Störk und Prof. Dr. Christiane Angermann für die Koordination und den reibungslosen Ablauf der Studie zuständig. Weil die Datenerhebung in den klinischen Alltag integriert sein musste, war über den gesamten Zeitraum auch die intensive Unterstützung durch das Personal der Stationen der Medizinischen Klinik und Poliklinik I erforderlich.
Die Studienschwestern und Studienärztin bedanken sich bei der 1.000 Patientin für die Teilnahme am AHF Register. Manuela Henn ist 51 Jahre alt und kam ins Uniklinikum Würzburg, da ihr Körper zu viel Wasser eingelagert hatte – ein typisches Symptom einer Herzinsuffizienz.
Prognose hängt von Art und Zeitpunkt der Diagnose ab Akute Herzschwäche ist nach wie vor mit einer schlechten Prognose verbunden. Leider leben inzwischen nur noch 60 Prozent der Patienten des Registers. Gut ein Drittel ist an den Folgen der Herzinsuffizienz verstorben. Diese Zahl stimmt überein mit anderen Studienergebnissen. Die Wahrscheinlichkeit für einen Patienten mit chronischer Herzinsuffizienz, die nächsten fünf Jahre nach der Diagnosestellung zu überleben, liegt bei etwa. 50 Prozent. Jede Krankenhauseinweisung wegen einer Verschlechterung der Herzinsuffizienz mindert die Prognose. „Das klingt zunächst erschreckend. Ist es auch“, sagt Prof. Störk. „Doch für etwa die Hälfte der Patienten – diejenigen, die an einer systolischen Herzinsuffizienz leiden – stehen immer bessere Therapien zur Verfügung. Mit der richtigen Behandlung und der Bereitschaft des Patienten, sich und seine Werte kontinuierlich im Auge zu behalten und die Medikamente regelmäßig einzunehmen, sind die Chancen auf ein längeres Leben und mehr Lebensqualität stark verbessert. Für die sogenannte diastolische Herzinsuffizienz, an der die andere Hälfte der Patienten leidet, sind die Behandlungsstrategien noch nicht so gut entwickelt. Doch die Wissenschaftler arbeiten mit Hochtouren daran, auch hier am DZHI.“ Von entscheidender Bedeutung für beide Patientengruppen sei jedoch laut Störk die gut strukturierte Versorgung im Netzwerk. „Dies bedeutet, dass alle Versorger, vom Hausarzt über den Kardiologen bis hin zur Klinik, kontinuierlich und gut informiert sind über den Gesundheitszustand ihres Patienten. Am DZHI wurden hierzu Netzwerkstrukturen entwickelt und wird gezielt Personal für diese Netzwerke ausgebildet.“ Am besten ist die Prognose natürlich, wenn es erst gar nicht zur Krankenhauseinweisung kommt. Je früher die Diagnose gestellt wird, desto besser kann die Herzinsuffizienz oftmals behandelt werden.
Beitrag: Kirstin Linkamp | Bilder: F. Sahiti
Von den 1.000 Studienteilnehmern im AHF-Register sind 601 männlich und 399 weiblich. Im Schnitt sind die Probanden 77 Jahre alt, die Frauen zwischen 27 und 102 Jahren, die Männer zwischen 19 und 98 Jahren.