Prof. Dr. Jens Maschmann sitzt am Schreibtisch in seinem Büro im ZOM am Uniklinikum.
Immer den Blick über den Tellerrand
Professor Jens Maschmann ist seit Januar Ärztlicher Direktor des Uniklinikums. Der 51-Jährige bringt neben der klinischen Erfahrung als Arzt für Kinderheilkunde auch Managementerfahrung mit.
Immer den Blick über den Tellerrand
Professor Jens Maschmann ist seit Januar Ärztlicher Direktor des Uniklinikums. Der 51-Jährige bringt neben der klinischen Erfahrung als Arzt für Kinderheilkunde auch Managementerfahrung mit.
Prof. Dr. Jens Maschmann sitzt am Schreibtisch in seinem Büro im ZOM am Uniklinikum.
Für einen Ärztlichen Direktor ist Prof. Dr. Jens Maschmann jung. Wenn nicht der jüngste zurzeit in Deutschland. Kompetenz und Erfahrung bringt er dennoch mit. Davon zeugt die hohe Schlagzahl der Aus- und Weiterbildungen sowie der beruflichen Stationen in seinem bisherigen Werdegang.
Geboren in Frankfurt wächst er ab dem ersten Lebensjahr auf der Schwäbischen Alb auf. Mit der Bundeswehr kommt er zum ersten Mal ins Frankenland nach Klingholz zur Sanitätsgrundausbildung. Nach dem Medizinstudium in Tübingen und Bordeaux (Erasmus, Studentenaustausch-Programm der EU) absolviert Maschmann seinen Facharzt in Kinderheilkunde (Pädiatrie) wieder zurück in Würzburg an der Uni-Kinderklinik bei Professor Christian Speer, dem er bei dessen Wechsel von Tübingen nach Würzburg im Jahre 1999 gefolgt war. „Bielefeld gibt‘s wirklich, ich war da.“ In Würzburg ergibt sich schließlich auch die Gelegenheit, den Blick über den fachlich-klinischen Tellerrand hinaus auf Planung und Prozessmanagement zu werfen. Prof. Maschmann: „Meine IT-Begeisterung und das Interesse an Abläufen kamen damals zusammen und machten Appetit auf die Frage: Wie funktioniert so ein Klinikum?“ Zusatzausbildungen wie Medizinische Informatik und Ärztliches Qualitätsmanagement reihen sich ein.
Von Würzburg aus geht Maschmann 2002 als Leiter der Stabstelle Strategische Planung ans Evangelische Krankenhaus in Bielefeld. Eine Krankenhausfusion gilt es vorzubereiten und durchzuführen. An dieser Stelle kann er sich eine Anspielung auf eine alte PR-Satire der Stadt in Nordrhein-Westfalen nicht verkneifen und schmunzelt: „Bielefeld gibt’s wirklich, ich war da.“ Noch hat die Maultasch‘ die Nase vorn Der Fachwechsel fällt ihm anfangs tatsächlich nicht leicht: Patientenversorgung und Forschung oder Klinikmanagement? „Erfreulicherweise hatte ich das Angebot Speers, jederzeit zurückkommen zu können, das half und dafür bin ich sehr dankbar.“ Der damalige Direktor der Unikinderklinik bezeichnet den Wechsel gutmütig augenzwinkernd als „Verschwendung“, er hätte lieber den Kinderarzt behalten. Doch die Aufgabe in Bielefeld gelingt gut, macht Lust auf mehr und so wechselt der eingebürgerte Schwabe 2006 als Geschäftsführer des Zentralbereichs Medizin: Struktur-, Prozess-, Qualitätsmanagement zurück ans Universitätsklinikum Tübingen.
In seiner ehemaligen Studienstadt freut er sich wieder auf alle „Varianten von Maultaschen“. Auf die hiesige Spezialität „Fränkische Bratwoarscht“ vom Würzburger Markt angesprochen, wiegt er den Kopf hin und her: „Schmeckt auch klasse, aber noch hat die ‚Maultasch‘ die Nase vorn.“ Aber nicht nur kulinarisch, vor allem inhaltlich war das Spektrum der Arbeit in Tübingen eng am Vorstand einer Universitätsklinik sehr facetten- und lehrreich. Qualitätsmanagement: fundamental wichtig In dieser Zeit kommt auch die Zusatzausbildung KTQ®-Visitor (KTQ®: Kooperation für Transparenz und Qualität im Gesundheitswesen; zertifiziert z. B. Kliniken) und die aktive Mitarbeit in der Gesellschaft für Qualitätsmanagement in der Gesundheitsversorgung (GQMG), derzeit als ihr Vorsitzender, hinzu. „Das Qualitätsmanagement halte ich für fundamental wichtig. Wir arbeiten immer daran, besser zu werden.“ Maschmann ist überzeugt davon, dass es wesentlich ist, offen an Sachverhalte ranzugehen und eine Fehlerkultur zu leben, die freilich nicht zu Lasten der Patienten gehen darf: „Wenn wir etwa Probleme in den Abläufen, auch ohne Auswirkungen für unsere Patienten, entdecken, dann wäre es die denkbar schlechteste Idee zu sagen, Schwamm drüber. Zur Risikominimierung für unsere Patienten untersuchen und optimieren wir unsere Prozesse regelmäßig.“ Schlaf: gut, aber oft etwas zu kurz In Tübingen legt er betriebswirtschaftlich noch eine Schippe drauf und absolviert berufsbegleitend den MBA (Master of Business Administration). Und der Johnson&Johnson Citizenship Trust gewährt ihm ein einjähriges Stipendium „Innovative Health Care of Tomorrow“ an der Wirtschaftshochschule INSEAD, Frankreich. Die Frage nach seinem Schlafbedürfnis an dieser Stelle quittiert der neue Klinikchef mit einem Lachen: In der Tat schläft er gerne und gut, aber häufig etwas zu kurz.
Nach acht Jahren als Geschäftsführer in Tübingen bewirbt sich Jens Maschmann 2014 erfolgreich als Medizinischer Vorstand der Uniklinik Jena. „Die Stellenausschreibung hörte sich sehr spannend an und ein Klinikum in der Letztverantwortung führen zu dürfen, war immer mein Ziel.“ In dieser Zeit habilitiert er auch für das Fach Kinder- und Jugendmedizin, die außerplanmäßige Professur für das Fach erhält er an der Universität Tübingen im vergangenen Jahr. Großbaustellen: hohe Schlagzahl Mit der Inbetriebnahme des Neubaus an der Uniklinik in Jena kann Maschmann sich vieles aneignen, was ihm jetzt in Würzburg zugutekommen werden wird: „Das war eine tolle Herausforderung, weil das halbe Uniklinikum, also über zehn Kliniken umzogen und rund 700 Betten wieder in Betrieb genommen werden mussten. Das bot auch die Möglichkeit, Strukturen und Abläufe neu auszurichten.“
2021 als Ärztlicher Direktor in Würzburg: Das bedeutet, ein Großbauprojekt von Anfang an mit zu gestalten. „Die Planungen hier für die baulichen Erweiterungen im Bereich Nord von Anfang an mitzuerleben, das hat den Ausschlag gegeben.“ Aber auch bis es so weit ist, stehen Herausforderungen an. Etwa Kliniken bis zum Umzug patienten- und forschungsoptimiert am Laufen zu halten. Oder den Standort Würzburg mit den vorhandenen Expertisen wie zum Beispiel das CCCM (Comprehensive Cancer Center Mainfranken), also das überregionale Behandlungs- und Forschungszentrum für Krebserkrankungen, mit dem neuen NCT (Nationales Centrum für Tumorerkrankungen) weiterzuentwickeln. Oder den Schwerpunkt der Infektionsforschung und den der Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu unterstützen. „Auch im Bereich Wirtschaftsförderung und Ausgründungen sehe ich hier im Bereich Nordbayern noch gute Potenziale.“
Die Anforderungen in Würzburg klingen also auch nicht wirklich nach reduzierter Schlagzahl. Im Gegenteil. Aber immerhin findet der Hobby-Triathlet Maschmann abends ein wenig Zeit, durch Weinberge oder am Main entlang zu joggen. Zum Abschalten und fürs Gesundbleiben.
Text: Anke Faust, Fotos: Daniel Peter
Vier Fragen an Jens Maschmann
Mit welchen drei Adjektiven würden Ihre ehemaligen Mitarbeiter Sie beschreiben? Ausdauernd, zielstrebig, freundlich. Was halten Sie für die beste medizinische Errungenschaft? Impfungen. Das hätte ich übrigens auch schon vor einem Jahr geantwortet. Was werden Sie nach dem Lockdown in Würzburg als erstes aufsuchen? Das Adami-Bad, ein 50-Meter-Becken, ein Traum! Eher Wein oder Bier? Alkoholfreies Bier.