#WomanInScience

– Forschende Frauen am UKW

Auf Beschluss der Generalversammlung der Vereinten Nationen ist der Internationale Tag der Frauen und Mädchen in der Wissenschaft auf den 11. Februar gelegt worden. Diesen Tag hat das UKW in diesem Jahr zum Anlass genommen, eine neue Serie zu starten: #WomenInScience.

Dr. Ruping Chen

Dr. Sabrina Prommersberger

Dr. Anna Frey

Laut UNESCO machen Frauen nur ein Drittel der Forschenden weltweit aus. Dabei spielen Frauen und Mädchen eine entscheidende Rolle in Wissenschaft und Technologie. Es sei an der Zeit zu erkennen, dass eine größere Vielfalt zu mehr Innovation führt, so die Forderung von UN-Generalsekretär António Guterres. Ohne mehr Frauen in wissenschaftlichen Bereichen werde die Welt weiterhin von und für Männer gestaltet, und das Potenzial von Mädchen und Frauen ungenutzt bleiben.

Wie Frauen am UKW die medizinische Forschung am UKW und damit auch die Behandlung weltweit nachhaltig prägen, das zeigt die neue Serie #WomenInScience. Den Anfang machen Privatdozentin Dr. Anna Frey, Dr. Sabrina Prommersberger und Dr. Ruping Chen. Hinter die Kulissen schauen Anna Frey hat die ersten 14 Jahre in der Ukraine verbracht. Mutter und Großmutter waren bereits Ärztinnen. „Ich habe quasi mit der Muttermilch das Interesse an der Medizin aufgesaugt und hatte schon in meiner Familie Frauen als role models,“ offenbart die 39-Jährige. Während des Medizin­studiums in Hannover spürte sie den Wunsch nach mehr. „Ich wollte hinter die Kulissen schauen, am Puls der Zeit sein und Neues entdecken.“ Inzwischen ist die Mutter von zwei Kindern Oberärztin in der Kardiologie und Leiterin der internistischen Intensiv- und Notfallmedizin und erforscht nebenbei die Interaktion von Herz und Hirn und die Inflammationsvorgänge am Herzen nach dem Myokardinfarkt. „Mich motiviert jeden Tag aufs Neue, Ursachen von Krankheiten zu verstehen, neue Behandlungsmethoden zu entwickeln und frühzeitig anzuwenden und mein Wissen sowohl an Studierende als auch an junge Kolleginnen und Kollegen weiterzugeben. Ich möchte die Medizin voranbringen.“ Ausgezeichnete Krebsforschung Sabrina Prommersberger wollte als Kind Tiergartendirektorin werden. Der Weg in die Zoologie hätte sogar fast geklappt. „Ich hatte während meines Biologie-Studiums an der Uni Erlangen einen großartigen Zoologie-Professor. Es gab jedoch auch einen Professor aus der Immunologie, der mich für sein Fach extrem begeistert hat“, erzählt die 36-Jährige. Inzwischen lebt sie ihren Forscherinnengeist in der ­Arbeitsgruppe von Prof. Michael Hu­decek in der Medizinischen Klinik und Poliklinik II aus. Das Team entwickelt neuartige personalisierte immunbasierte Krebstherapien, bei denen die Immunzellen, sogenannte T-Zellen, der Patientinnen und Patienten umprogrammiert werden, um sie dann gezielt zur Zerstörung von Krebszellen einzusetzen. Der Biosensor auf den T-Zellen ist ein chimärer Antigenrezeptor, bekannt unter der Abkürzung CAR. Für ihr spezielles Forschungsprojekt hat Sabrina Prommersberger gerade einen Award der Deutschen Knochenmarkspenderdatei DKMS gewonnen. „Es ist spannend, etwas zu erforschen, das nicht nur in der Theorie funktioniert, sondern auch in der Praxis“, schwärmt die Fränkin. „Wenn am Schluss ein Patient von unserer Forschung profitiert, dann hat sich der ganze Aufwand gelohnt." Genlabor statt Backstube Antworten auf interessante wissenschaftliche Fragen zu finden, die der Gesellschaft nutzen, das motiviert auch Ruping Chen. Die Biomedizinerin und Mutter eines Sohnes hat sich auf Alterungsprozesse spezialisiert und erforscht im Department für Kardiovaskuläre Genetik am Deutschen Zentrum für Herzinsuffizienz genetische Ver­änderungen im LEMD2-Gen. Es kann einen grauen Star im frühen Kindes­alter auslösen oder zu Frühalterungskrankheiten führen wie die Progerie. „Wir haben zudem elektronenmikroskopische Veränderungen der Kernmembran entdeckt, die uns vermuten lassen, dass ein gestörter Reparaturmechanismus in der Kernmembran eine Rolle bei der Entstehung einer Kardiomyopathie spielen kann. Was in der Kernmembran nicht in Ordnung ist, das gilt es jetzt herauszufinden“, erläutert die gebürtige Chinesin, die als Kind eher von einer Karriere als Bäckerin geträumt hatte. Weniger Wettbewerb, mehr Kooperation Warum sind Frauen in der Wissenschaft und in Führungsetagen unter­repräsentiert? Schlechtere Forscherinnen seien Frauen jedenfalls nicht, meint Sabrina Prommersberger. „Sie können sich nur oft schlechter ver­kaufen.“ Zudem verhielten sich Frauen oft defensiv und machten es sich dadurch schwerer. Männer können sich ihrer Meinung nach oft besser präsentieren und zögen somit mehr Gelder an Land, die wiederum wichtig für die Forschung sind. Ihr Fazit: „Es sollte in der Wissenschaft weniger Konkurrenz, sondern mehr gemeinschaftliches Arbeiten und offener Austausch statt­finden. Dadurch steigt nicht nur der Frauenanteil, sondern davon würde die Forschung an sich profitieren, und Ergebnisse könnten schneller und effizienter erzielt werden.“ Zudem sollten auch Versuche publiziert werden, die nicht funktioniert haben. Schließlich müsse es mehr Festanstellungen in der Wissenschaft geben. Frauen hätten da ein höheres Sicherheitsbedürfnis. Wertschätzung wichtiger als monetäre Anreize Frauen sollten allerdings auch keine Angst vor alternativen Wegen haben, findet Anna Frey. Sie sollten dem Druck von außen widerstehen, sich anzupassen und den Spagat akzeptieren, den Frauen eben oft machen müssen. „Viel wichtiger als weitere monetäre Anreize ist meiner Meinung nach die Wertschätzung. Wenn man tolle Arbeit macht, muss sie wertgeschätzt werden. Menschen, die gewohnt sind, ihren komplexen Alltag zu strukturieren, und das sind vor allem berufstätige Mütter, sind auch im Beruf strukturiert. Ein Halbtagsjob heißt daher nicht halbe Leistung. Durch fokussiertes Arbeiten wird die fehlende Zeit mit Leichtigkeit kompensiert.“ Ruping Chen moniert ebenfalls, dass die Rolle als Wissenschaftlerin, ja sogar als weibliche Führungskraft weniger anerkannt wird als die Rolle der Betreuerin zu Hause. Ändern werde sich das wohl nur, wenn die Frauen auch in Wissenschaft und Führungspositionen gesehen und geachtet werden und der Beruf besser mit der Verantwortung in der Familie vereinbart werden kann. Tipp für beide Geschlechter „Man sollte das tun, was einem vom ganzen Herzen Spaß macht. Und man muss die Arbeit so gut und so korrekt ausführen, dass man jeden Tag unbeschwert in den Spiegel schauen kann“, rät Anna Frey beiden Geschlechtern. Ruping Chen fügt hinzu: „Wählen Sie eine Frage, die Sie wirklich interessiert, und lassen Sie sich von Ihrer Neugier und Leidenschaft leiten.“

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