Geschenke

der Mitmenschlichkeit

An keinem anderen Krankenhaus in Deutschland wurden im Jahr 2021 mehr Gewebe – zum Beispiel Augenhornhäute, Herzklappen oder Blutgefäße – gespendet, wie am Uniklinikum Würzburg. Der Rekord ist ein Anlass, auch die Situation bei den Organ-, Stammzell- und Blutspenden am UKW zu beleuchten.

Laut der Statistik der Deutschen Gesellschaft für Gewebetransplantation (DGFG) war das Uniklinikum Würzburg (UKW) im Jahr 2021 der deutschlandweite Spitzenreiter bei den Gewebe­spenden: Hier stellten 110 Menschen nach ihrem Tod Gewebe für andere Patientinnen und Patienten zur Ver­fügung. Dabei wurden 220 Augenhorn­häute und vier Herzen zur Ge­winnung der darin enthaltenen Herzklappen gespendet. Zusammenarbeit mit der DGFG In der altruistischen Gewebespende arbeitet das UKW seit mehr als zehn Jahren mit der DGFG zusammen. Seit Juni 2019 ist Marina Kretzschmar als Koordinatorin für die DGFG in der Gewebespende am UKW tätig. Sie prüft anhand der Verstorbenenmeldungen, ob jemand für eine Spende in Frage kommt. Ist das der Fall, kontaktiert sie die Angehörigen. In einem einfühlsamen Gespräch wird der geäußerte oder mutmaßliche Wille der oder des Verstorbenen geklärt. Für die Entnahme von Gewebe muss deren/dessen Einwilligung in Form einer mündlichen oder schriftlichen Einverständniserklärung, also zum Beispiel per Organ- und Gewebespendeausweis, vorliegen. Ist der Wille nicht bekannt, können die nächsten Angehörigen im Sinne des Verstorbenen eine Entscheidung für oder gegen eine Gewebespende treffen.

Marina Kretzschmar ist die Koordinatorin für die DGFG in der Gewebespende am UKW.

Modell eines menschlichen Herzens: Die Spende von Herzklappen ist noch bis zu 36 Stunden nach dem Herz Kreislauf-Tod möglich.

Überdurchschnittliche ­Zustimmungsquote am UKW Stimmen die Angehörigen nach dem ergebnisoffenen Aufklärungsgespräch zu, führt Marina Kretzschmar die Gewebeentnahme durch. Die Zustimmungsquote nach den Aufklärungs­gesprächen lag am UKW mit 48 deutlich über dem Bundesdurchschnitt von 42 Prozent.

„Unser hohes Aufkommen an Ge­webespenden freut uns in erster Linie für die vielen Menschen, denen wir mit der Weitergabe dieser ‚Geschenke der Mitmenschlichkeit‘ helfen konnten”, kommentiert Prof. Dr. Jens Maschmann. Der Ärztliche Direktor des UKW fährt fort: „Dabei sind wir natürlich auch ­etwas stolz, dass die Abläufe rund um die Spende bei uns so gut funktionieren.“

Das liegt nach seinen Worten zu großen Teilen an der hervorragenden Zusammenarbeit der Klinikumsbeschäftigten mit der DGFG-Koordinatorin. „Zum einen sind unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für das Thema ­Gewebespende bestens sensibilisiert. Zum anderen haben wir in Frau Kretzschmar eine Partnerin, die in der Lage ist, mit den Angehörigen von Verstorbenen gleichsam empathische, wie objektiv informierende Gespräche zu führen“, so Maschmann. Pandemie-Management als einer der Erfolgsfaktoren Eine Covid-19-Infektion auf Spenderseite zählt zu den medizinischen Ausschlussgründen für eine Gewebe­spende. Dass am UKW gerade auch im Corona-Jahr 2021 die Gewebe­spende-Aktivitäten hochgehalten werden konnten, ist nach Einschätzung des Ärztlichen Direktors nicht zuletzt auf das erfolgreiche Pandemie-Management des unterfränkischen Klinikums der Maximalversorgung zurückzuführen. „Dieses ermöglichte es uns, in großer Zahl auch nicht-infizierte Patientinnen und Patienten zu versorgen, unter denen sich dann naturgemäß weiterhin Spenderinnen und Spender fanden“, erläutert der Professor. Die DGFG vermutet außerdem, dass die Pandemie zu einer erhöhten Solidarität führt. So stiegen im Vergleich zur Vor-Corona-Zeit bundesweit sowohl die Zustimmungsquote (2019: 40 %, 2021: 42 %), als auch die Anzahl der realisierten Spenden (2019: 2 764, 2021: 2 897). Hauptsächlich Augenhornhäute gespendet Der überwiegende Anteil der deutschlandweit wie auch am UKW gespendeten Gewebe waren in 2021 Augenhornhäute. Für die Transplantation konnten sie vor Ort aufbereitet werden, denn seit 2013 gibt es an der Universitäts-Augenklinik die Lions-Hornhautbank Würzburg. Die Einrichtung ist Mitglied im bundesweiten Netzwerk der DGFG, das inzwischen 13 Gewebebanken, darunter zehn Hornhautbanken umfasst. In den letzten neun Jahren wurden an der Lions-Hornhautbank insgesamt mehr als 1.500 Augenhornhautspenden bearbeitet. Über 1.000 Patientinnen und Patienten in ganz Deutschland erhielten aus Würzburg bereits ein Hornhauttransplantat.

Ein Großteil der am UKW in 2021 gespendeten Gewebe sind Augenhornhäute.

Ein wesentlicher Unterschied zwischen Gewebe- und Organspenden

Mehr als 90 Prozent der Gewebe­spender versterben an verbreiteten Todes­ursachen, wie zum Beispiel an Herzversagen oder einer Krebs­erkrankung. Abhängig vom Gewebe können Gewebespenden noch bis zu 72 Stunden nach dem Stillstand des Herzkreislaufs entnommen werden. Die Gewebespende ist nicht an die Feststellung des irreversiblen Ausfalls der Hirnfunktion („Hirntod“) gebunden. Spender für Gewebe können praktisch alle Verstorbenen sein. Bei Herz, Lunge, Leber, Bauchspeicheldrüse oder Darm ist das anders. Diese Organe können nur ­Verstorbenen entnommen werden, deren Blutkreislauf nach dem Hirntod auf einer Intensivstation noch durch eine künstliche Beatmung aufrechterhalten wird.

Ein Großteil der am UKW in 2021 gespendeten Gewebe sind Augenhornhäute.

Ein wesentlicher Unterschied zwischen Gewebe- und Organspenden

Mehr als 90 Prozent der Gewebe­spender versterben an verbreiteten Todes­ursachen, wie zum Beispiel an Herzversagen oder einer Krebs­erkrankung. Abhängig vom Gewebe können Gewebespenden noch bis zu 72 Stunden nach dem Stillstand des Herzkreislaufs entnommen werden. Die Gewebespende ist nicht an die Feststellung des irreversiblen Ausfalls der Hirnfunktion („Hirntod“) gebunden. Spender für Gewebe können praktisch alle Verstorbenen sein. Bei Herz, Lunge, Leber, Bauchspeicheldrüse oder Darm ist das anders. Diese Organe können nur ­Verstorbenen entnommen werden, deren Blutkreislauf nach dem Hirntod auf einer Intensivstation noch durch eine künstliche Beatmung aufrechterhalten wird.

Rückgang bei den Organspenden am UKW Im Gegensatz zur florierenden Gewebe­spende ist die Zahl der Organspenden am UKW im vergangenen Jahr merklich gesunken. Spendeten in den beiden Jahren davor jeweils zwölf Patientinnen und Patienten ihre Organe, waren es in 2021 nur sechs. Bundesweit blieben die Zahlen hingegen weitgehend konstant. Als Grund für das vor allem in der ersten Jahreshälfte ­reduzierte Spendenaufkommen am UKW nennt Dr. Anna Laura Herzog, die geschäftsführende Ärztin des dor­tigen Transplantationszentrums, den plötzlichen Tod von Prof. Dr. Wolfgang Müllges, des langjährigen Transplantationsbeauftragten des Klinikums, im Februar 2021. „Dies zeigt, wie wichtig ein kompetenter und empathischer Begleiter für die Patientinnen und Pa­tienten sowie deren Hinterbliebene in dieser schwierigen Situation ist“, unterstreicht Dr. Herzog. Die Nachfolge von Prof. Müllges als Transplantationsbeauftragter traten im Februar 2021 der Neurologe Dr. Thomas Musacchio und im Oktober 2021 der Kardiologe Dr. Dominik Schmitt an. Als dritte Transplantationsbeauftragte kümmert sich Dr. Anna Laura Herzog vornehmlich um administrative Aufgaben (siehe auch Kasten unten). Explantationen auch in der Region durchgeführt Neben der Explantation am Würzburger Uniklinikum selbst unterhält das UKW bei Leber, Niere und Pankreas auch ein Team, das im Bedarfsfall auch an anderen Krankenhäusern in Nordbayern Organe entnimmt. Diese Aufgabe teilt es sich mit dem Universitätsklinikum Erlangen. „Wegen Personalengpässen in Erlangen führten wir in 2021 den Großteil der Explantationen in der ­Region durch“, schildert Prof. Dr. Ingo Klein, der chirurgische Leiter des ­Leber-, Nieren- und Pankreas-Transplantationsprogramms und Operative Sprecher des Transplantationszen­trums am UKW. So kamen zu den sechs Organspenden am UKW weitere 20 hinzu. Pro Explantation können, je nach Gesundheitszustand und dem individuellen Ein- oder Ausschlusswillen der Spenderin oder des Spenders, bis zu acht Organe gewonnen werden und den entsprechenden Empfängerinnen und Empfängern ein neues Leben schenken.

Für Thorakale Organe, also Herz und Lunge, besteht eine gesonderte Lösung: Sie werden vom implantierenden Team abgeholt. Die Klinik für Thorax-, Herz- und Thorakale Gefäßchirurgie des UKW führt die Organentnahme also nur dann selbst durch, wenn es im eigenen Haus eine Empfängerin oder einen Empfänger gibt. Der Ort der Explantation ist hierbei nicht auf Deutschland beschränkt, sie kann in jedem der acht Mitgliedsstaaten des Eurotransplant-Verbands stattfinden. Die letzte Herztransplantation – und damit auch Organentnahme – durch das UKW fand im Jahr 2018 statt. Allerdings ent­nahmen Gastteams in 2021 am Würzburger Uniklinikum drei Spenderlungen und ein Spenderherz.

Dr. Anna Laura Herzog

Dr. Thomas Musacchio

Dr. Dominik Schmitt

Die Aufgaben der Transplantationsbeauftragten

Den Transplantationsbeauftragten und dem Personal auf den Intensivstationen kommt bei der Gemeinschaftsaufgabe Organspende eine Schlüsselrolle zu. Gemäß dem Transplantationsgesetz werden sie von der Klinikumsleitung bestellt und kümmern sich unter anderem um folgende Belange: Sie unterstützen das Ärzte- und Pflegeteam der Intensivstationen beim Erkennen und Betreuen möglicher Organspenderinnen und -spender.

  • Sie begleiten und betreuen die Angehörigen der Organspenderinnen und -spender.
  • Sie führen regelmäßig verpflichtende Fortbildungen zum Thema Organspende durch. Dabei werden Themen wie Voraussetzungen zur Organspende, Ablauf, neurologisches Monitoring, Hirntod­diagnostik oder intraoperatives Vorgehen behandelt.
  • In enger Kommunikation mit der Deutschen Stiftung Organtransplantation (DSO) erfassen sie regelmäßig die Daten aller potenziellen Spenderinnen und Spender für die interne Qualitätssicherung und Dokumentation.
  • Das UKW hat aktuell drei Transplantationsbeauftragte: Dr. Anna Laura Herzog, Dr. Thomas Musacchio und Dr. Dominik Schmitt.

Dr. Anna Laura Herzog

Dr. Thomas Musacchio

Dr. Dominik Schmitt

Die Aufgaben der Transplantationsbeauftragten

Den Transplantationsbeauftragten und dem Personal auf den Intensivstationen kommt bei der Gemeinschaftsaufgabe Organspende eine Schlüsselrolle zu. Gemäß dem Transplantationsgesetz werden sie von der Klinikumsleitung bestellt und kümmern sich unter anderem um folgende Belange: Sie unterstützen das Ärzte- und Pflegeteam der Intensivstationen beim Erkennen und Betreuen möglicher Organspenderinnen und -spender.

  • Sie begleiten und betreuen die Angehörigen der Organspenderinnen und -spender.
  • Sie führen regelmäßig verpflichtende Fortbildungen zum Thema Organspende durch. Dabei werden Themen wie Voraussetzungen zur Organspende, Ablauf, neurologisches Monitoring, Hirntod­diagnostik oder intraoperatives Vorgehen behandelt.
  • In enger Kommunikation mit der Deutschen Stiftung Organtransplantation (DSO) erfassen sie regelmäßig die Daten aller potenziellen Spenderinnen und Spender für die interne Qualitätssicherung und Dokumentation.
  • Das UKW hat aktuell drei Transplantationsbeauftragte: Dr. Anna Laura Herzog, Dr. Thomas Musacchio und Dr. Dominik Schmitt.

Bilder: DGFG

Organspendenaufkommen generell viel zu niedrig Wie oben schon dargelegt, ist die Organspende in Deutschland während des zweiten Pandemie-Jahres trotz der großen Belastung der Intensivstationen durch Covid-Patientinnen und -Patienten nicht wesentlich eingebrochen. „Das ist für die Frauen, Männer und Kinder, die auf ein Organ warten, allerdings nur sehr bedingt eine gute Botschaft, denn das Spendenaufkommen ist schon seit vielen Jahren zu niedrig“, bedauert Dr. Herzog. Zwar konnte nach ihren Angaben hierzulande in 2021 über 2.800 Menschen ein lebensrettendes Organ transplantiert werden, es stehen aber weiterhin fast 9.000 auf den Wartelisten. Allein in Würzburg versterben jährlich etwa 20 bis 25 Pa­tientinnen und Patienten, weil sie nicht rechtzeitig ein Spenderorgan erhalten. Stammzellkonzentrate für Patienten weltweit Neben den klassischen Gewebe- und Organspenden werden am Klinikum seit vielen Jahren auch Blut- und Stammzellspenden durchgeführt. „Wir gewinnen jährlich am Apheresezentrum des Instituts für Klinische Transfusionsmedizin und Hämotherapie 300 bis 400 autologe und 20 bis 30 allogene Stammzellkonzentrate“, berichtet der Institutsdirektor Prof. Dr. Markus Böck. Bei der autologen Stammzelltransplantation bekommt die Patientin oder der Patient eigene Blutstammzellen übertragen, die ihr oder ihm zuvor entnommen wurden. Bei der allogenen Stammzelltransplantation kommen die Blutstammzellen von einer anderen Person. Der größte Teil dieser Präparate wird für Patientinnen und Patienten des UKW selbst benötigt. Ein dennoch nicht unerheblicher Teil insbesondere der allogenen Präparate wird für ­Empfängerinnen und Empfänger anderer Kliniken hergestellt – nicht nur in Deutschland, sondern weltweit. So wurden in den letzten Jahren Präparate unter anderem nach Australien, Argentinien, Israel, Russland, Südafrika, in die Türkei und die USA sowie andere Staaten geliefert. Gespendet werden diese Präparate meist von Freiwilligen der Stammzellspenderdatei Netzwerk Hoffnung des Uniklinikums. Das Apheresezentrum der Transfusionsmedizin gewinnt aber auch Präparate von Spenderinnen und Spendern anderer deutscher Dateien. Das ist in der Regel dann der Fall, wenn diese Menschen zwar in einer anderen Datei in Deutschland registriert, aber im unterfränkischen Raum wohnhaft sind und gerne heimatnah spenden wollen.

Stammzellapherese: Hier werden nach einer Vorbehandlung mithilfe eines Zellseparationsgerätes gezielt Stammzellen aus dem Blut entnommen. Bild: A. Wolf

Die pro Jahr am UKW benötigten etwa 6.000 Thrombozytenkonzentrate werden fast vollständig am Apheresezentrum der Transfusionsmedizin des Klinikums gewonnen. Bild: D. Peter

Pandemie-Effekte bei der Blutspende „Während die Corona-Pandemie erfreulicherweise auf die Stammzellspende so gut wie keinen Einfluss hatte, war dies bei der Blutspende anders“, verdeutlicht Prof. Böck. Neben der klassischen Vollblutspende werden am Institut für Klinische Transfusions­medizin und Hämotherapie vorwiegend Thrombozytenspenden durchgeführt. Das UKW benötigt pro Jahr rund 6.000 Thrombozytenkonzentrate, die nahezu ausschließlich durch das Apheresezentrum der Transfusionsmedizin gewonnen werden. „Zu Beginn der ­Pandemie bestanden große Befürchtungen, dass die Bereitschaft der Bevölkerung zur Blut- und Thrombozytenspende während der Lockdown-Phasen deutlich zurückgehen und dadurch Ver­sorgungsprobleme entstehen könnten“, erinnert sich Prof. Böck. Dies war laut dem Direktor erstaunlicher- und erfreulicherweise nicht der Fall. Vielmehr ­traten nach seiner Beobachtung die Probleme insbesondere nach dem Lockdown auf, als die Infektionsschutzmaßnahmen wieder gelockert wurden. Einerseits reduzierte sich zu diesem Zeitpunkt die Zahl der Blutspenden deutlich, weil offenbar viele potenzielle Spenderinnen und Spender versäumte Urlaubsreisen oder andere Freizeitaktivitäten nachholten. Anderer­seits wurden die Kliniken bundesweit wieder hochgefahren und der Bedarf an Blutkomponenten stieg sprunghaft an. „Viele Kliniken, insbesondere in Norddeutschland, aber auch in Bayern, hatten damals erhebliche Versorgungsprobleme und auch am UKW mussten wir die interne Warnstufe 1 in Kraft ­setzen“, schildert Prof. Böck. Aufgrund einer ganzen Reihe von Maßnahmen, die von der Transfusions­medizin er­griffen wurden – wie zum Beispiel die Ver­doppelung der Vollblutspende-­Zeiten, die Intensivierung von Werbemaßnahmen zur Blutspende oder eine verstärkte Kooperation mit anderen Blutspendediensten – konnten allerdings größere Engpässe vermieden und die Versorgung des Klinikums trotz des bundesweiten Mangels an Blutkonserven in nahezu gewohntem Umfang aufrechterhalten werden.

Keine Organspende mit Covid-19-Infektion

Um Organspenderin oder -spender zu werden, muss der Hirntod eingetreten sein, das heißt die vollständige Gehirn­funktion muss unumkehrbar erloschen sein. Bei einer Corona-Infektion, die zu einer Hirnschädigung führt, sind fast immer alle Organsysteme so schwer betroffen, dass die Patientin oder der Patient an einem Multiorganversagen verstirbt. Diese Menschen sind einerseits schlichtweg zu krank, um ihre Organe zu spenden. Andererseits kommt es bei einer Organspende häufig zu einer Übertragung von Infektionskrankheiten vom Spender auf den Empfänger. „In Fällen von gut behandelbaren Erkrankungen ist das Risiko einer Übertragung kalkulierbar, bei einer Infektion mit Covid-19 will man dieses Risiko allerdings nicht eingehen“, sagt Dr. Anna Laura Herzog. Die geschäftsführende Ärztin des Transplantationszentrums des UKW fährt fort: „Zudem benötigt die Empfängerin oder der Empfänger lebenslang – und anfangs in hohen Dosen – Medikamente, die das Immunsystem unterdrücken. Dadurch können Infektionen nach einer Organtransplantation viel schneller lebensgefährlich werden.“