Schwanger und Covid-19:

Gefahr für Mutter und Kind

Würzburger Intensivmediziner untersuchen in der CRONOS-Registerstudie schwere Verläufe bei Schwangeren, die sich mit SARS-CoV-2 infiziert haben.

Illustration: Valenty - stock.adobe.com

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Schwanger und Covid-19: Gefahr für

Mutter und Kind

Würzburger Intensivmediziner untersuchen in der CRONOS-Registerstudie schwere Verläufe bei Schwangeren, die sich mit SARS-CoV-2 infiziert haben.

Bislang galten Erkrankungen des Herz-Kreislaufsystems, der Leber, Niere und Atemwege sowie Diabetes und Krebs aber auch Übergewicht und Rauchen als Risikofaktoren für einen schweren Verlauf einer Covid-19-Erkrankung. Inzwischen muss auch eine Schwangerschaft als Risikofaktor gezählt werden. Denn selbst junge, gesunde Frauen, die ein Kind erwarten und sich mit SARS-CoV-2 infizieren, können einen derart schweren Verlauf haben, dass sie intensivmedizinisch behandelt werden müssen, sofern sie nicht geimpft sind. Das zeigen Daten aus dem bundesweiten CRONOS-Register zu schwangeren Frauen, die wegen Covid-19 intensivmedizinisch behandelt werden müssen. 202 der gemeldeten 4.633 Schwangeren (Stand 11.2.2022) hatten oder haben einen schweren Covid-19 Verlauf. Task Force für schwere Verläufe Um die Auswertung der schweren Verläufe kümmert sich eine Task Force aus Würzburg, der auch die Assistenzärztin Magdalena Sitter und Professor Dr. Peter Kranke, Oberarzt und Bereichsleiter der geburtshilflichen und gynäkologischen Anästhesie am Uniklinikum Würzburg, angehören: „Wir bündeln, was bei welcher Patientin gut und bei welcher nicht so gut angeschlagen hat und versuchen daraus Empfehlungen für die bestmögliche Therapie abzuleiten. Basierend auf ­diesen Erkenntnissen und Auswertungen und im Schulterschluss mit Geburtshilfe und Kinderheilkunde beraten wir Kolleginnen und Kollegen aus anderen Krankenhäusern. Wie lange kann man nicht invasiv beatmen? Wann und in welchem Ausmaß ist eine Heparin-Therapie sinnvoll? Wann eine Kortison-Therapie? In welcher Dosierung, welche Präparate?“

Ihre ersten Auswertungen hat das Team jetzt im Journal of Clinical Medicine veröffentlicht (https://doi.org/10.3390/jcm11030701). Die Frauen, die intensivmedizinisch behandelt werden mussten, waren im Durchschnitt 33 Jahre alt und in der 33. Schwangerschaftswoche. Bei 30 von den 101 untersuchten Fällen war nur eine Behandlung mit Sauerstoff notwendig, 22 erhielten eine nicht-invasive Beatmung, 28 eine invasive Beatmung und 15 eine externe Lungenunterstützung, in der Fachsprache ECMO genannt. Die Frühgeburtenrate bei den Frauen, die eine invasive Beatmungsbehandlung erhielten, war signifikant höher. Und vier von 101 Schwangeren, die intensivmedizinisch behandelt werden mussten, sind gestorben, sechs Föten wurden tot geboren.

Den schweren Verlauf der Covid-­19-Erkrankung während der Schwangerschaft hat Melissa ­Wanner auf der Intensivstation der Uniklinikum Würzburg überlebt und im Dezember ihren gesunden Sohn Kilian zur Welt gebracht. Die 24-Jährige wurde zwei Wochen lang ins künstliche Koma versetzt und erhielt neben der künstlichen Beatmung über einen in der Luft­röhre platzierten Beatmungsschlauch eine externe Lungen­unterstützung, in der Fachsprache ECMO genannt., Bild: P. Wanner

Unbedingt impfen! Vorerkrankungen, wie Diabetes, Bluthochdruck und Adipositas, erhöhen das Risiko für schwere Verläufe. Aber auch Schwangere ohne Vorerkrankungen können schwer erkranken. Doch warum ist die Schwangerschaft an sich eine Risikokonstellation für schwere Verläufe? „Unabhängig von Covid-­19 sind auf Grund physiologischer Veränderungen schwangere Frauen besonders anfällig für virale Infektionen. Eine Infektion mit SARS-CoV-2 kann daher schnell zu Lungenfunktionsstörungen bis hin zum Lungenversagen führen“, berichtet Prof. Dr. Achim Wöckel, Direktor der Universitätsfrauenklinik Würzburg. „Um die Infektionen bei Schwangeren und auch die Schwere potentieller Infektionen zu reduzieren, empfehlen unsere Fachgesellschaften und die Stiko sehr klar eine Impfung ungeimpfter Schwangerer ab dem 2. Trimenon sowie aller ungeimpfter Stillenden mit den mRNA Impfstoffen inklusive einer Booster-Impfung.“