Alles, was meiner Seele guttut
Portrait: Dietmar Berger sitzt am Fenster im Zimmer der Palliativstation. Auf seinen Knien ruht ein Skizzenblock, mit der rechten Hand bewegt er flink und konzentriert seinen Bleistift.
Bild: Das Eingangsportal im Innenhof des Gebäudes D20 reizte den Hobby-Zeichner besonders. Er zeigt das Bild auf dem Flur der Palliativstation.
Sein Motiv: Der Erker der Hautklinik, den er von seinem Fenster aus sieht. Das Zeichnen schenkt ihm Ruhe und Kraft.
Seit 2013 spielt die Palliativstation in seinem Leben eine zentrale Rolle. Damals wurde seine an Krebs erkrankte Frau auf der Station mehrere Wochen begleitet, bevor sie verstarb. Für den 78-Jährigen war es ein tiefer schmerzvoller Einschnitt, seine Frau nach 46 Jahren Ehe zu verlieren.
2016 erkrankte er selbst an Darmkrebs und musste sich operieren lassen. 2018 bekam er eine Chemotherapie, die bei ihm starke Nebenwirkungen, vor allem Übelkeit, auslöste. Dietmar Berger suchte zusätzlich den Kontakt mit der Leiterin des Palliativzentrums UKW, Prof. Dr. Birgitt van Oorschot, und entschied sich nach reiflichem Überlegen für einen Wechsel des Behandlungszieles: Die Chemotherapie wurde durch eine individuelle medikamentöse Schmerztherapie ersetzt. Diese schlug bei Dietmar Berger gut an. Parallel dazu macht er alle zwei Wochen eine Gesprächstherapie. „Meine Lebensqualität ist seitdem deutlich gestiegen. Die Medikamente führen dazu, dass ich meistens schmerzfrei bin, und die begleitende persönliche Betreuung, dass ich seelisch viel stabiler bin“, so Berger zufrieden.
„Was das Palliativteam fachlich und menschlich leistet, kann man nicht in Worte fassen.“
Neue Kraft und Lebensfreude schenkt dem Mainbernheimer auch die Selbsthilfegruppe für trauernde Angehörige von Krebspatienten. Er war einer der ersten Teilnehmer, als die Selbsthilfegruppe am Uniklinikum vor fünf Jahren von Dr. Elisabeth Jentschke, der Leiterin der Abteilung Neuropsychologie, ins Leben gerufen wurde. Bis heute ist er als „Dauergast“ dabei. Einmal im Monat treffen sich die etwa 15 Teilnehmer und tauschen sich über Themen und Fragen aus, die sie bewegen. Sich zuhören, ermutigen und gegenseitig stärken – das verbindet. Längst treffen sich die Teilnehmer auch außerhalb der Gruppentermine zu gemeinsamen Ausflügen oder verabreden sich zum Essen. Dies sind Oasen im Alltag für Dietmar Berger, die seine Lebensfreude steigern.
Professorin Birgitt van Oorschot mit der Zeichnung des Eingangsportals von Dietmar Berger. Sie freut sich, dass dieser der Palliativstation seine beiden Kunstwerke als Zeichen der Wertschätzung schenkt.
Das der Palliativmedizin zugrundeliegende ganzheitliche Behandlungskonzept sieht neben der medizinischen eine individuell zugeschnittene Betreuung der Patienten vor, wobei die Sorgen, Ängste und Wünsche der Patienten besondere Berücksichtigung finden. „Alle Wünsche werden mir erfüllt. Vor allem bekomme ich hier alles, was meiner Seele guttut“, beschreibt Dietmar Berger dankbar. „Was das Palliativteam fachlich und menschlich leistet, kann man nicht in Worte fassen“, so seine persönliche Bilanz. Aus Überzeugung spendet er jedes Jahr für die Palliativstation: „Ich sehe, wie wichtig die Arbeit ist und möchte, dass möglichst viele Menschen davon profitieren können – so wie ich.“
Die Zeichnung vom Erker der Hautklinik ist fertig. Dieses und ein weiteres Motiv – die Eingangstür des Gebäudes D 20 – wird Dietmar Berger der Palliativstation hinterlassen. Aus Dankbarkeit und Wertschätzung dafür, dass das Team ihm eine würdevolle Begleitung schenkt.
Berger zeichnete den Erker der Hautklinik: Von seinem Zimmer aus blickte er auf dieses Motiv.
Text: Rita Börste, Fotos: Uniklinik, Daniel Peter
Die Palliativstation des UKW
Die Palliativstation am Uniklinikum Würzburg gibt es seit 2009. Vier Ärzte, 16 Pflegekräfte, Psychologen, Physiotherapeuten, Sozialarbeiter und Seelsorger gehören zum Team. Seit 2011 ist sie im Gebäude D20 auf dem Altcampus untergebracht, im Februar 2020 steht ein Umzug in die Kopfklinik an. Organisatorisch gehört das Interdisziplinäre Zentrum Palliativmedizin zur Klinik und Poliklinik für Strahlentherapie. Auf der Palliativstation werden jährlich etwa 320 Patienten behandelt. Zusätzlich gibt es einen Palliativdienst: Er unterstützt und begleitet die Behandlung von Patienten in den verschiedenen Kliniken während eines stationären Aufenthaltes. Der PMD betreut etwa 900 Patienten pro Jahr. Zudem bietet er Schulungen in der Akademie des Uniklinikums an. Die Palliativambulanz als dritte Säule wendet sich an ambulante mobile Patienten, die Bedarf an einer palliativmedizinischen Unterstützung haben. Dazu gehören zum Beispiel Beratungen zu Palliativ- und Hospizangeboten in der Region sowie zu Patientenverfügung und Vorsorgevollmacht, Schmerztherapie und die Behandlungen anderer belastender Symptome.
Selbsthilfegruppe für trauernde Angehörige von Krebspatienten
und weitere Gruppenangebote: