Be­un­ru­hi­gen­­de Erkennt­nisse

Herz-Kreislauf-Erkrankungen gehören zu den häufigsten Todesursachen in Deutschland. Im Rahmen der STAAB-Studie wurde nun deutlich, dass in der Würzburger Region überraschend viele Menschen Risikofaktoren dafür aufweisen.

Mehr als ein Drittel aller Todesfälle hierzulande lassen sich auf Herz-Kreislauf-Erkrankungen zurückführen. Um deren Ursachen und Auswirkungen auf den Grund zu gehen, untersuchen das Deutsche Zentrum fürHerzinsuffizienz (DZHI) am Universitätsklinikum Würzburg und das Institut für Klinische Epidemiologie und Biometrie (IKEB) der Universität Würzburg im Rahmen der von der Stadt Würzburg unterstützten regionalen STAAB-Studie, wie häufig Herzschwäche in der WürzburgerBevölkerung auftritt und welche Faktoren die frühen STAdien A und B der Krankheit auslösen. Bioproben von rund 5 000 Teilnehmerinnen und Teilnehmern zwischen 30 und 79 Jahren wurden bereits in der zentralen Biobank ibdw des Uniklinikums eingelagert. Projektleiter Stefan Störk und Peter Heuschmann bedanken sich bei der Stadt Würzburg und den Bürgerinnenund Bürgern für ihr großes Engagement. Bei der Auswertung der Daten sind die Forschenden auf beunruhigende Zahlen gestoßen.

Gesucht ...

„Für dieses spezielle Echokardiographie-Forschungsprojekt haben wir nach herzgesunden Probanden gesucht, also Menschen, die keine bekannten Herzerkrankungen und keine Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen hatten“, erläutert Dr. Caroline Morbach, Senior Clinician Scientist und Leiterin des Academic Core Lab Ultrasound-based Cardiovascular Imaging am DZHI.

Die Daten dieser herzgesunden Probanden sollten dazu dienen, Normwerte für echokardiografische Messparameter festzulegen. Die auch als „Herzecho“ bekannte Ultraschalluntersuchung misst unter anderem, wie schnell und weit sich das Herz während des Schlagens zusammenzieht und wieder ausdehnt. Diese Werte liefern wichtige Erkenntnisse über die Pumpleistung des Herzens und machen krankhafte Veränderungen schon früh sichtbar.

… gefunden

Für diese Messungen wurden herzgesunde Probanden gesucht. „Überraschenderweise waren das sehr wenige“, erläutert Caroline Morbach. „Von 1818 Probanden waren 542 Personen augenscheinlich herzgesund – nicht einmal jeder Dritte!“

Die anderen 1276 Personen wiesen mindestens einen kardiovaskulären Risikofaktor auf, wie Übergewicht, Diabetes mellitus, Nikotinkonsum, Bluthochdruck oder Störungen des Fettstoffwechsels.

Rauchen

Rauchen fördert die Verengung und Verhärtung von Herzgefäßen. Aufhören lohnt sich, denn bereits nach wenigen Jahren sinkt das Herzinfarktrisiko auf ein normales Maß.

Übergewicht

Das Herz muss bei Übergewicht mehr Körpergewebe mit Blut versorgen. Auch Cholesterinwerte, Blutzucker und Blutdruck werden durch Übergewicht ungünstig beeinflusst. Daher sollte das Körpergewicht einen Body-Mass-Index von 30 nicht überschreiten

Bewegungs­mangel

Sitzen ist das neue Rauchen. Aber der innere Schweinehund bremst oft den Bewegungsdrang. Am besten: Gemeinsam Sport machen, feste Termine vereinbaren – und im Alltag statt des Lifts die Treppen nehmen und beispielsweise mit dem Rad zur Arbeit fahren.

Diabetes mellitus

Diabetes kann das Herz auf mehrere Arten schädigen: Verengte Herzkranzgefäße versorgen den Herzmuskel ungenügend mit Sauerstoff und Nährstoffen. Dies führt zu Veränderungen des Herzgewebes, was die Pumpleistung beeinträchtigt. Diabetes kann auch Nervenfasern schädigen, die Herzschlag, Blutdruck und das Pumpvolumen beeinflussen.

Ein gesunder Lebensstil ist auch im Alltag möglich

„Diese Ergebnisse belegen einmal mehr, wie wichtig ein gesunder Lebensstil und Achtsamkeit im Alltag sind“, unterstreicht Professor Stefan Störk, Leiter der Abteilung für Klinische Forschung und Epidemiologie der Herzinsuffizienz am DZHI in Würzburg, und konkretisiert: „Übergewicht stellt eines der größten Risiken im Zusammenhang mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen gleichermaßen bei Männern wie Frauen dar.“

Und trotz der beunruhigenden Zahlen haben die Forschenden vom DZHI noch eine gute Nachricht parat: „Ein herzgesunder Lebensstil ist auch im Alltag möglich. Wer zum Beispiel sein Normalgewicht hält, senkt gleichzeitig das Risiko anderer herzschädigender Einflüsse wie Bluthochdruck, überhöhter Cholesterinspiegel oder Diabetes – dabei helfen Ihnen unsere Ernährungstipps.“

Und es gibt auch noch viele andere Möglichkeiten für einen gesünderen Alltag: „Integrieren Sie regelmäßige Bewegung, beispielsweise dadurch, dass Sie im Büro häufiger aufstehen und umhergehen. Oder steigen Sie auf dem Arbeitsweg im Bus eine Station früher aus. Gönnen Sie sich Pausen gegen den Alltags-Stress. Und nehmen Sie regelmäßige Check-Up-Termine bei Ihrem Hausarzt wahr. Damit tun Sie Ihrem Herzen bereits viel Gutes.“

Professor Stefan Störk

Text: Jörg Fuchs, Fotos: DZHI, Daniel Peter, Gettyimages

So essen Sie herzgesund!

Gesunde Lebensmittel auf den Speiseplan setzen

Frisches Obst und Gemüse: abwechslungsreich, saisonal und regional auswählen

Vollkornprodukte wie Vollkornbrot, ‑nudeln, ‑reis und Getreideflocken verwenden

Hülsenfrüchte, Nüsse und Samen genießen

Blutdrucksenkung und Gefäßschutz durch Salzreduktion

Mit Kräutern und Gewürzen statt mit Salz würzen

Schonende Garverfahren wie Dämpfen und Dünsten bevorzugen

Fertigprodukte mit hohem Salzgehalt meiden

Zuckerkonsum verringern

Schorle statt Fruchtsaft oder Nektar trinken

Gezuckerte Softdrinks vermeiden

Tierische Fette ersetzen

Mageres Fleisch verwenden

Wenig Fertiggerichte konsumieren

Gehärtete (Trans-)Fette vermeide, die oft in frittierten Nahrungsmitteln, Chips und Keksen, Fast-Food, Fertiggerichten und Backwaren vorkommen

Hochwertige Pflanzenöle wie Rapsöl, Walnussöl und Leinöl verwenden

Fleisch öfter einmal durch gesunden Seefisch ersetzen