Startschuss für die neue Strahlenklinik
In den nächsten vier Jahren wird auf dem Altklinikgelände ein neues, modernes Strahlentherapie-Gebäude entstehen.
Noch ist die Strahlentherapie am Uniklinikum Würzburg auf vier verschiedene Gebäude auf dem Campus verteilt. Doch bald wird sich das ändern: In vier Jahren soll die Klinik in einem topmodernen Gebäude auf dem Klinikumsaltgelände an der Josef-Schneider-Straße konzentriert sein. „Die räumliche Verteilung unserer Klinikbereiche führt aktuell zu großen logistischen Herausforderungen und langen Wegen für unsere Patienten und Beschäftigten“, sagt Professor Michael Flentje, Direktor der Klinik und Poliklinik für Strahlentherapie. Der Neubau wird erstmals sämtliche Einrichtungen räumlich zusammenfassen und damit nicht nur deutlich kürzere Wege mit sich bringen, sondern auch einen Innovationsschub, ist Flentje überzeugt.
Kürzere Wege und noch mehr Innovation
In dem siebengeschossigen Bauwerk werden Therapiebereiche, Ambulanzen, eine Tagesklinik und eine Bettenstation Platz finden. „Damit können wir für alle Krankheits-Schweregrade ein angemessenes therapeutisches und pflegerisches Umfeld verwirklichen“, so Flentje. Der Neubau soll außerdem mit einer weitgehenden apparativen Erneuerung einhergehen. Für zukunftsweisende strahlentherapeutische Verfahren, die in erheblichem Maße am UKW entwickelt wurden, stehen dann noch modernere Geräte zur Verfügung. Auch die Palliativmedizin unter der Leitung von Professor Birgitt van Oorschot wird hier eine neue Heimat finden. Flentje: „Die Patienten und Angehörigen werden in schwieriger Zeit von einer großzügigen und ansprechenden Architektur profitieren.“ Und auch die Kooperation mit anderen Fächern wird der Neubau noch weiter erleichtern und verbessern. Denn das neue Gebäude befindet sich in unmittelbarer Nachbarschaft zum Krebszentrum CCC mit seinen Sprechstunden. Nicht zuletzt sollen auch die Forschungslabore vergrößert werden.
Hanglage geschickt genutzt
Das neue Gebäude wurde östlich der Frauenklinik im Hang konzipiert. Drei der sieben Stockwerke sind unterirdisch, wie auch ein weiterer Trakt mit fünf Strahlenbunkern. Durch diesen Entwurf wird eine große Baumasse geschickt im Erdreich verborgen. Die Ebene zur Strahlenbehandlung bekommt außerdem Tageslicht. Kosten soll das Projekt nach jetzigem Stand 59 Millionen Euro. Bauherr ist der Freistaat Bayern. Die Fertigstellung ist für das Jahr 2023 geplant.
Spatenstich bei der neuen Klinik für Strahlentherapie im Beisein von Wissenschaftsminister Bernd Sibler (Mitte) und vielen prominenten Gästen.
Stichwort innovative Strahlentherapie
Jeder zweite Krebspatient erhält im Laufe seiner Krankheit eine Bestrahlung. Oft wird die Strahlentherapie vor oder nach einer Operation eingesetzt. In einigen Fällen können Tumore aber auch durch eine alleinige Strahlenbehandlung geheilt werden – vor allem dann, wenn man die Funktion des betroffenen Organs erhalten will, was zum Beispiel bei Prostatakrebs, Kehlkopfkrebs oder Darm- und Speiseröhrenkrebs in unmittelbarer Schließmuskelnähe der Fall ist.
„Die technischen Möglichkeiten haben sich in den letzten Jahren durch die Entwicklung von CT, MRT und PET enorm verbessert. Durch die Kooperation mit der Radiologie haben wir hier in Würzburg eine sehr starke Position“, sagt Flentje. Ein neues Kapitel in der Strahlentherapie ist die Strahlenchirurgie, bei der Gewebe mit sehr hoher Strahlendosis gezielt zerstört wird. „Dieses Verfahren haben wir in Würzburg mit entwickelt. Lungentumoren etwa können wir heute bestrahlen und dabei bei guter Verträglichkeit eine ähnliche Wirksamkeit erzielen wie bei einer Operation.“
Die neue Klinik für Strahlentherapie liegt in der Nachbarschaft der Universitäts-Frauenklinik (C15), des Comprehensive Cancer Centers Mainfranken (C16) sowie des Zentrums für Experimentelle Molekulare Medizin (E7).
Bei einigen Tumoren hat es sich außerdem als besonders effizient erwiesen, die Strahlentherapie mit einer Immuntherapie zu kombinieren. Diese modernen Medikamente versetzen den Körper in die Lage, die Tumorzellen selbst zu bekämpfen. Wird der Tumor zusätzlich bestrahlt, scheinen sich die Wirkungen der beiden Therapien zu verstärken. „Man sagt, dass Immuntherapien die Bremse des Immunsystems lockern“, erklärt Flentje. „Eine Bestrahlung kann in Kombination damit wie eine Zündkerze wirken, die den Effekt ankurbelt – und das bei geringer Nebenwirkungswahrscheinlichkeit.“
Text: Martina Häring, Fotos: Angie Wolf, Wörner, Traxler, Richter,Uniklinik