Zeitzeugen erzählen

100 Jahre Lukra – von Menschen erlebt und gestaltet.

Epoche 1933 – 1945

THEODOR SCHIEBLER (Jg. 1923):

Angehöriger der Studenten­kompanie

MATTHIAS RAUSCH (Jg. 1975):

Meine Oma war Röntgen­assistentin im Lukra

PETER SCHMIEMANN (Jg. 1939):

Luft­angriff aufs Luitpold­kranken­haus

Dr. Liselotte Ott (geb. 1923)

„Zirkus Gauß“ – Vorlesung in der Frauen­klinik

1933–1945: Drittes Reich

Mit der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten verloren jüdische oder „jüdisch versippte“ Professoren, Oberärzte und Assistenten ihre Arbeitsstelle; Medizinstudenten erhielten ohne „Arier-Nachweis“ nach dem Staatsexamen keine Approbation mehr. Später verloren jüdische Ärzte ihre Kassenzulassung, ihre Approbation und ihren Doktortitel; sie wurden systematisch verfolgt, vertrieben und, wenn ihnen die Flucht nicht rechtzeitig gelang, deportiert und ermordet. „Braune Schwestern“ sollten die Krankenpflege übernehmen und die Ordensschwestern ersetzen. NS-Dozentenbund und NS-Studentenbund machten ihren Einfluss auch im Luitpoldkrankenhaus geltend.

Mit Kriegsausbruch wurden Ärzte und Studenten einberufen. Medizinstudenten, die zeitweilig zum Studium „kommandiert“ wurden, nahmen als Angehörige von Studentenkompanien in Uniform an den Vorlesungen teil. Auch in den Universitätskliniken wurden Reservelazarette eingerichtet. Wo möglich, füllten Kriegsgefangene und „Fremdarbeiter“ die Personallücken.

Wegen drohender Bombenangriffe wurden gegen Kriegsende systematisch Kliniken ausgelagert, da es keine Luftschutzbunker gab. Die großen Rot-Kreuz-Markierungen auf den Dächern wie auch die Tarnanstriche der Fassaden bewahrten das Luitpoldkrankenhaus nicht vor der Zerstörung: Der Luftangriff vom 16. März 1945 ebenso wie der Artilleriebeschuss während der Eroberung Würzburgs im April hinterließen große Schäden.

Blick über Ruinen: Privataufnahme eines US-Soldaten.

Gedenkstele Seit 2010 erinnert eine Gedenkstele auf dem Gelände des Zentrums für Psychische Gesundheit an die Opfer nationalsozialistischen Unrechts, darunter die Betroffenen von Zwangssterilisationen in der Frauenklinik, die Ermordeten von Euthanasie-Aktionen sowie die Zwangsarbeiter bzw. Häftlinge des KZ-Außenlagers Flossenbürg in der Universitäts-Nervenklinik Würzburg.

Text: Andreas Mettenleiter, Fotos: Slg. Matthias Rausch, Pathol. Institut der Univ. Würzburg, Andreas Mettenleiter