Neben der Abklärung von Schlafstörungen erfolgt im HNO-Schlaflabor die Maskenanpassung und Einstellung der implantierten „Zungenschrittmacher“.
Schlafen Sie gut?
Erholsamer Schlaf gehört zu den wichtigsten Kriterien für ein gesundes Leben. Doch derzeit klagt rund ein Viertel der Deutschen über schlechten Schlaf. Die Gründe sind vielfältig und nicht immer leicht herauszufinden.
Schlafen Sie gut?
Erholsamer Schlaf gehört zu den wichtigsten Kriterien für ein gesundes Leben. Doch derzeit klagt rund ein Viertel der Deutschen über schlechten Schlaf. Die Gründe sind vielfältig und nicht immer leicht herauszufinden.
Neben der Abklärung von Schlafstörungen erfolgt im HNO-Schlaflabor die Maskenanpassung und Einstellung der implantierten „Zungenschrittmacher“.
Wer unter Schlafstörungen leidet, ist in der HNO der Uniklinik Würzburg (Klinik und Poliklinik für Hals-, Nasen- und Ohrenkrankheiten, plastische und ästhetische Operationen) genau richtig. Klinikdirektor Prof. Dr. Rudolf Hagen und Oberarzt Dr. Philipp Schendzielorz sind die Ansprechpartner, wenn es darum geht, Gründe für Schlafstörungen zu ermitteln, mögliche Folgekrankheiten zu erkennen und erfolgreiche Therapien zu empfehlen. Was heißt denn schlecht schlafen? Viele Menschen klagen über verzögertes Einschlafen, häufiges Aufwachen, Tagesmüdigkeit, Konzentrationsstörungen, fühlen sich unausgeschlafen, obwohl sie lange genug geschlafen haben. Oder sie ertappen sich im Sekundenschlaf, was besonders beim Führen von Kraftfahrzeugen oder beim Bedienen von Maschinen gefährlich werden kann. Alle genannten Beobachtungen sind, wenn sie immer wieder auftreten, behandlungsbedürftig und es gilt, ihre Ursachen zu ermitteln. Die häufigsten Schlafstörungen Schnarchen ist relativ weit verbreitet, wie Prof. Hagen ausführt: „Fast 30 Prozent der Männer und 20 Prozent der Frauen schnarchen. Problematisch wird es, wenn nächtliche Atemaussetzer hinzukommen, sogenannte Apnoen.“ Ein völliger oder teilweiser Verschluss der Atemwege, so Prof. Hagen weiter, führt dabei kurzzeitig zu einer mangelnden Sauerstoffversorgung des ganzen Körpers, insbesondere des Gehirns. Bluthochdruck, Diabetes und eine Erhöhung des Herzinfarkt- sowie Schlaganfallrisikos sind wahrscheinliche Folgen. Therapien bei Apnoe gibt es einige, wie zum Beispiel Gewichtsreduktion, das Tragen einer Schlafmaske, eine Zahnschiene, eine Operation oder neuerdings das Implantieren eines sogenannten Zungenschrittmachers.
Weitere Schlafstörungen – laut UKW gibt es mehr als 100 – sind Schlaf-Wach-Rhythmusstörungen, wie sie zum Beispiel bei Schichtarbeit oder einem Jetlag auftreten, schlafbezogene Bewegungsstörungen wie das Restless-Legs-Syndrom oder Zähneknirschen und Störungen mit Tagesschläfrigkeit, die ihre Ursache im Gehirn haben. In vielen Fällen werden die Patienten in einer speziellen Schlaf-Sprechstunde eingehend befragt und untersucht und danach eine individuell angepasste Therapie verordnet.
In der „Zahnärztlichen Schlafmedizin“ werden individuelle Zahnschienen angepasst.
Welche Gründe es gibt Und die Gründe für schlechten Schlaf sind vielfältig: Es kann an der Anatomie des Halses liegen, dass man zu wenig Luft durch die Nase bekommt, Allergien, Kieferfehlbildungen, Beinbewegungsstörungen oder an neurologischen Gründen sowie an Herz- und Kreislauferkrankungen – um nur eine kleine Auswahl zu nennen. Dabei muss auch untersucht werden, in welchen Fällen Schlafstörungen die Ursache für andere Erkrankungen sind oder ob eine bestimmte Krankheit die Schlafstörung zur Folge hat. „Ein gestörter Schlaf kann durch viele Faktoren bedingt sein“, betont Dr. Schendzielorz. Zur Diagnose ins Schlaflabor Um Ursachen für Schlafstörungen zu finden, raten die Experten oftmals nach einem Screening zu Hause zu einer Nacht im Schlaflabor der HNO-Klinik. Im Schlaflabor wird der Patient mehrfach „verkabelt“ und verschiedene Körperreaktionen werden gemessen: Hirnströme, Augenbewegungen, Muskelaktivität, Atemfluss, Schnarchgeräusche, Bauch- und Thoraxbewegungen sowie die Bewegung der Beine. „In unserer schlafmedizinischen Sprechstunde finden das Erstgespräch und eine Screening-Untersuchung statt. Im Schlaflabor folgt die umfassende Stufendiagnostik, die entscheidende Hinweise für die Behandlungsmöglichkeiten gibt“, so Prof. Hagen.
Dr. Philipp Schendzielorz ist Ansprechpartner für Patienten mit Schlafstörungen. Eine umfassende Stufendiagnostik im Schlaflabor liefert Hinweise für Behandlungsmöglichkeiten.
IZGS: Interdisziplinäres Zentrum für gesunden Schlaf Da Schlafstörungen so viele Ursachen haben können, die auch nicht immer auf den ersten Blick eindeutig zu erkennen sind, und selbst viele Krankheiten verursachen, untersuchen die Mediziner um Prof. Hagen und Dr. Schendzielorz Patienten auch mithilfe von Kollegen anderer medizinischer Fachrichtungen am Uniklinikum. Dazu wurde das Interdisziplinäre Zentrum für gesunden Schlaf, IZGS, gegründet. Hierzu gehören Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgen, die Neurologie, die Psychiatrie, Hals-Nasen-Ohrenärzte, Kieferorthopäden, Zahnärzte und andere Mediziner des Uniklinikums. „Wir Ärzte treffen uns regelmäßig und können durch diese intensive Vernetzung schwierige Fälle von Schlafstörungen diagnostisch abklären und so für jeden Patienten eine passende Therapie finden“, erklärt Dr. Schendzielorz.
Text: Dr. Bernhard Rauh, Fotos: Daniel Peter
Unsere Tipps: So schlafen Sie gut!
- Halten Sie jeden Tag regelmäßige Aufsteh- und Bettgehzeiten ein
- Schlafen Sie nicht tagsüber – außer: max. 20-minütiges „Power-Napping“
- Trinken Sie 2 Stunden vor dem Zubettgehen keinen Alkohol mehr
- Trinken Sie 4 bis 8 Stunden vor dem Zubettgehen keinen Kaffee, schwarzen oder grünen Tee und keine Cola mehr
- Rauchen Sie nicht oder zumindest nicht mehr nach 19 Uhr abends – auch nicht während der Nacht
- Vermeiden Sie körperliche Anstrengungen vor dem Zubettgehen
- Nehmen Sie 3 Stunden vor dem Schlafengehen keine größeren Mengen an Essen und/oder Trinken mehr zu sich
- Schaffen Sie zwischen Ihrem Alltag und dem Zubettgehen eine stressfreie Pufferzone
Sechs Schlafmythen im Check:
„Der Schlaf vor Mitternacht ist der beste.“ Immer wieder gerne zitiert, aber dennoch ist diese Aussage falsch. Das erste Drittel des Schlafes mit seinem überwiegenden Tiefschlafanteil tritt unabhängig vom Einschlafzeitpunkt auf. „Schlaf erfolgt geradlinig in die Tiefe und zum Aufwachen flacher werdend.“ Das ist falsch. Schlaf ist ein aktiver, in 90-Minuten-Zyklen ablaufender Prozess. „Acht Stunden Schlaf sind erforderlich, um erholt zu sein.“ Das ist falsch. Die Schlafdauer ist individuell sehr unterschiedlich. Kurzschläfer können mit vier bis fünf Stunden auskommen. Langschläfer benötigen sieben bis neun Stunden Schlaf. „Schlafunterbrechungen zeugen von schlechtem Schlaf.“ Falsch. Mehrmaliges Aufwachen gehört zu einem gesunden Schlaf und ist physiologisch sinnvoll. „Die ganze Nacht muss aus Tiefschlaf bestehen.“ Falsch. Tiefschlaf hat man nur in der ersten Hälfte des Schlafes – maximal 15 bis 20 Prozent des gesamten Schlafes. 50 Prozent der Nacht bestehen aus Leichtschlaf. „Schlechter Schlaf muss in der darauffolgenden Nacht nachgeholt werden.“ Das ist nicht richtig. Der Körper reguliert den Schlafverlust durch die Schlafqualität und nicht durch die Länge des Schlafes.