Nicht nur Männersache
Die Urologie wird oft mit der männlichen Gesundheit in Zusammenhang gebracht. Ein Blick hinter die Kulissen zeigt, dass der Fachbereich am Uniklinikum viel mehr beinhaltet.
In der Urologie beschäftigen wir uns vor allem mit Prävention, Diagnose und Therapie von Erkrankungen der Niere, der ableitenden Harnwege und auch der männlichen Geschlechtsorgane“, sagt Professor Dr. Hubert Kübler, der am UKW die Klinik für Urologie und Kinderurologie leitet. „Insgesamt sind rund ein Drittel unserer Patienten weiblich. Bei Frauen stehen im Rahmen urologischer Behandlungen vor allem Steinbildungen, zum Beispiel Harnsteine, aber auch Harnwegsinfektionen oder Inkontinenz im Vordergrund.“
Bei den männlichen Patienten dominieren Probleme mit der Prostata – von der gutartigen Vergrößerung bis hin zu schwerwiegenden Erkrankungen: „Prostatakrebs ist die häufigste Krebserkrankung bei Männern hierzulande. Sie betrifft jährlich rund etwa 65.000 Patienten. Die vielen Interessenten an unseren öffentlichen Informations-Tagen zu diesem Thema zeigen uns stets, wie groß das Informationsbedürfnis auf diesem Gebiet ist“, so Kübler. „Als zertifiziertes Prostatakarzinom-Zentrum können wir sowohl etablierte als auch innovative Therapien in Kooperation mit weiteren Fachbereichen am Standort Würzburg anbieten.“
Neue Methoden durch Vernetzung
Die gute Vernetzung innerhalb der Uniklinik sowie die vertrauensvolle Zusammenarbeit mit den niedergelassenen Fachärztinnen und -ärzten in der Region bieten Zugänge zu zielgerichteter interdisziplinärer Diagnostik und Behandlung. „So ist die Radiologie einer unserer wichtigen Partner, da ihre Methoden bei der Diagnose von Prostatakrebs Gewinn bringend eingesetzt werden können“, beschreibt Hubert Kübler. Als Beispiel dafür nennt er die Fusionsbiopsie: „Normalerweise werden bei Verdacht auf Prostatakrebs unter Ultraschallkontrolle rund ein Dutzend Proben aus unterschiedlichen Geweben der Prostata entnommen.“ Die am Uniklinikum in Würzburg angewandte Fusionsbiopsie optimiert dieses Verfahren: „Hier wird vor der Probenentnahme ein Kernspintomogramm von der Vorsteherdrüse angefertigt. Dessen Darstellung zeigt uns mit höchster Genauigkeit die befallenen oder verdächtigen Gewebebereiche. Dadurch kommen wir bei der Behandlung mit weniger und gezielteren Entnahmeeingriffen aus.“
Eine weitere bildgebend unterstützte Maßnahme zielt auf das „Prostataspezifische Membran-Antigen“ (PSMA). Dabei handelt es sich um einen Eiweißkörper, der auf der Oberfläche von Prostatakrebszellen häufig in großer Zahl vorhanden ist. Da diese Moleküle im Körper von Patienten sonst nicht vorkommen, bieten sie ideale Ziele für die Diagnostik und auch für zielgerichtete Therapien von Prostatakrebs. Durch die Verabreichung eines nuklearmedizinischen Markers, der sich an die Eiweißzellen heftet, lassen sich die PSMA-Moleküle – und dadurch die Tumorausbreitung – mittels einer Positronenemissionstomografie (PET) sehr genau darstellen.
Durch die interdisziplinäre Vernetzung mit weiteren Fachbereichen bietet die Klinik für Urologie und Kinderurologie den Patientinnen und Patienten die bestmöglichen Voraussetzungen für Diagnose und erfolgreiche Behandlung. „In unserem Tumor-Board werden Diagnosen und Therapiemöglichkeiten bei Krebserkrankungen aus verschiedenen fachlichen Perspektiven heraus betrachtet und bewertet“, erklärt Kübler. „Daraus leiten wir Behandlungspläne ab, die sich an den neuesten medizinischen Methoden orientieren und auf individuelle Bedürfnisse abgestimmt sind.“ Dabei können ganz verschiedene Behandlungsformen zum Einsatz kommen – vom operativen Eingriff bis hin zu Hormontherapien.
Forschen für neue Behandlungskonzepte
Neben der Behandlung von Patientinnen und Patienten spielt die Forschung eine wichtige Rolle am Uniklinikum. „Vor allem die Funktionen des Tumorstoffwechsels stehen bei uns im Mittelpunkt“, sagt Hubert Kübler. „Hier suchen wir nach Therapieoptionen, die in diese Zellfunktionen eingreifen können. Auch erforschen wir die charakteristischen Merkmale, mit denen sich Krebs früher erkennen und gezielter behandeln lässt.“
Dazu arbeitet das Team der Urologie eng mit dem Comprehensive Cancer Center Mainfranken zusammen, um die Ergebnisse gemeinsamer Grundlagenforschung in darauf basierenden Studien zu testen und an das Patientenbett zu transferieren.
Unterstützt werden die Medizinerinnen und Mediziner bei ihrer Arbeit von modernster Technik: An der Urologie am UKW steht bei nervschonenenden Eingriffen ein Operations-Roboter zur Seite. Dieser wird vor allem bei der sogenannten „radikalen Prostatektomie“ eingesetzt. Diese Behandlungsmethode zielt auf die vollständige Entfernung des Tumors ab. Neben der Heilung soll dieser Eingriff die Kontrolle über den Harnfluss sowie die Erektionsfähigkeit gewährleisten.
Wie diese Behandlungsmethode von der modernen Unterstützung durch den Roboter-Assistenten profitiert, erläutert Hubert Kübler: „Das Operationsbesteck wird durch den Roboter äußerst beweglich und wendig geführt, sodass innerhalb filigraner Gewebestrukturen ermüdungsfreie und millimetergenaue Anwendungen möglich sind. Das erleichtert uns den Eingriff und kann sich positiv auf den weiteren Heilungsverlauf auswirken.“
Der Mensch im Mittelpunkt
Die bestmögliche Diagnostik und Behandlung mittels neuer und etablierter Methoden, wissenschaftliche Forschung, die Ausbildung des medizinischen Nachwuchses sowie die vertrauensvolle Zusammenarbeit mit Kolleginnen und Kollegen aus mehreren Fachbereichen innerhalb und außerhalb der Uniklinik: Das sind die Säulen, auf die sich die erfolgreiche Arbeit der Klinik für Urologie und Kinderurologie in Würzburg stützt. „Im Mittelpunkt“, betont Professor Kübler, „stehen unsere Patientinnen und Patienten mit all ihren Sorgen und Fragen. Unsere Anstrengungen zielen darauf, ihnen eine bestmögliche Behandlung und rasche Genesung zu ermöglichen.“
Prof. Dr. Hubert Kübler
Text: Martina Häring, Fotos: Daniel Peter