„Der Patient hat nur eine Chance.“
Prof. Dr. Detlef Meyer ist heute Chefarzt der Chirurgischen Klinik am Leopoldina-Krankenhaus in Schweinfurt. 1992 war er bei der ersten Lebertransplantation am UKW dabei und erinnert sich noch gut.
„Der Patient hat nur eine Chance.“
Prof. Dr. Detlef Meyer ist heute Chefarzt der Chirurgischen Klinik am Leopoldina-Krankenhaus in Schweinfurt. 1992 war er bei der ersten Lebertransplantation am UKW dabei und erinnert sich noch gut.
Die erste Lebertransplantation am UKW im Jahr 1992: Wie war das damals?
Ich war Assistenzarzt und habe nicht selbst operiert, sondern assistiert. Ich fand damals alles an dem Eingriff spektakulär. Anschließend haben mich die Transplantationen in meiner Uniklinik-Zeit begleitet, von 2005 bis 2007 habe ich selbst transplantiert. Auch meine Habilitation war zu diesem Thema. An das Transplantationsprogramm am UKW habe ich sehr gute Erinnerungen. Es hatte einen umfassenden Ansatz: Wir haben die Patienten vor und nach der Operation intensiv betreut, auch wissenschaftlich wurde das Programm begleitet. Und die sehr zeitaufwendigen Transplantationen haben das Team zusammengeschweißt.
Lebertransplantationen gelten als chirurgisch besonders anspruchsvoll. Warum?
Zum einen haben die Patienten meist eine jahrzehntelange Krankengeschichte. Der Körper hat sogenannte Umgehungskreisläufe gebildet, was die Entnahme des kranken Organs schwierig macht. Das gesamte Blut, das aus der unteren Körperhälfte kommt, muss ab dem Zeitpunkt der Leberentnahme, je nach verwendeter Operationstechnik, zum Teil zum Herzen hin umgeleitet werden. Das ist für den Patienten kreislaufbelastend. Der Operateur arbeitet zudem unter Zeitdruck, weil das Transplantat nur für kurze Zeit überlebensfähig ist.
Hat man zu den Patienten eine besondere Beziehung?
Auf jeden Fall. Wenn die Operation nicht gelingt, kann der Patient nicht weiterleben, außer er bekommt zufällig nochmal ein neues Organ. Die letzte Patientin, die ich in Würzburg transplantiert habe, war eine junge Frau mit akutem Leberversagen nach einer Pilzvergiftung. Bei Lebererkrankungen denkt man meist an Alkoholiker und langjährige, schwere Erkrankungen. Aber es betrifft manchmal auch junge, ansonsten gesunde Patienten, die nur diese eine Chance haben. Da ist man natürlich angespannt.