![Dekoratives Bild: Schematische Darstellung zweier Nieren, in Rosatönen vor türkisfarbenem Hintergrund](./assets/images/a_pair_of_human_kidney_cut_out_of_paper_detailed-klein.a51844042bb3.jpg)
Kreuzspenden und künstliche Organe
Welche Lösungen gibt es für den Organmangel? Wie wird sich die Transplantationsmedizin weiterentwickeln? Der Chirurg PD Dr. Johan Lock gibt Einblicke.
Für das grundlegende Problem – viel zu wenig Organe für zu viele Patienten – bräuchte es eigentlich politische Lösungen, ist PD Dr. Johan Lock, Leiter der Transplantations-Chirurgie am UKW, überzeugt. In Deutschland wird seit Jahrzehnten über eine Widerspruchslösung diskutiert, die in vielen anderen EU-Staaten längst Realität ist. Die Spende von Organen herztoter Menschen wäre eine weitere Möglichkeit, um Abhilfe zu schaffen. Werden diese Lösungen kommen? „Da bin ich eher pessimistisch“, sagt Dr. Lock. „Deutschland ist in dieser Frage leider das Schlusslicht.“
Was eventuell kommen soll, sind sogenannte Kreuzspenden. Wenn beispielsweise Ehepartner gerne spenden möchten, aber genetisch nicht zueinander passen, kann man mit einer Kreuzspende passende Paare zusammenbringen. Dann werden zwei Nieren gleichzeitig gespendet und ausgetauscht. Das würde zumindest einem Teil der wartenden Patienten helfen.
Aber auch in der Transplantations-Chirurgie selbst tut sich viel. Die sogenannte Maschinenperfusion etwa löst zwar nicht das Organmangel-Problem, verbessert aber die Ergebnisse von Lebertransplantationen. Normalerweise wird eine Leber von der Entnahme bis zum Einsetzen lediglich gekühlt. Dadurch ist das Zeitfenster für die Operation sehr klein. Bei der Maschinenperfusion wird die Leber an ein Gerät angeschlossen, das eine spezielle Flüssigkeit durch das Organ pumpt. Dadurch bleibt es besser erhalten und kann vorab auf seine Funktion getestet werden. Außerdem werden die Operationen besser planbar. „Wir sind dabei, dieses Verfahren am UKW zu etablieren“, so Dr. Lock.
Kommen bald künstliche Organe?
Ein Bereich, in dem sich relativ viel tut, sind sogenannte Xeno-Transplantationen. Schweinenieren und -herzen, die genetisch so modifiziert wurden, dass die Zelloberfläche der des Menschen ähnelt – daran wird intensiv geforscht. Dr. Lock schätzt, dass das in etwa zehn Jahren Realität werden und für Abhilfe beim Organmangel sorgen könnte. „Bei der Leber wird das aber nicht funktionieren. Dafür ist ihre Funktion zu kompliziert und der Schweinestoffwechsel zu unterschiedlich zu dem des Menschen.“
Und was ist mit Organen, die komplett im Labor gezüchtet werden? Hier ist man leider noch nicht so weit. Um ein ganzes Organ wachsen zu lassen, braucht man einfach zu viele Zellen. Eine Prognose, ob und wann so etwas kommt, sei daher nicht möglich.