Kleiner Schnitt – große Wirkung
Sehr starkes Schwitzen kann Menschen so beeinträchtigen, dass sie sich gesellschaftlich immer weiter zurückziehen. Für diese schweren Fälle hat das Uniklinikum Würzburg eine Lösung.
Prof. Ivan Aleksic
Sektionsleiter Thoraxchirurgie
Schwitzen ist gesund. Es funktioniert sozusagen als körpereigene Klimaanlage. Wer allerdings unter Hyperhidrose leidet, der schwitzt so stark, dass es nicht mehr bei dunklen Achselrändern bleibt. Manche Betroffene beginnen dann, für sie unangenehme Situationen zu meiden: zum Beispiel andere an der Hand nehmen, Geschäftstermine oder Sport mit anderen.
In der Regel wird die Hyperhidrose zu Beginn der Pubertät zum Problem. Meist ist eine genetische Veranlagung die Ursache. Erster Ansprechpartner ist in solchen Fällen der Hautarzt (Dermatologe). Er kann konservative Methoden ausprobieren: aluhaltige Deos, die Iontophorese und auch Botox-Spritzen in die betroffene Hautgegend. Bei der Iontophorese werden Füße oder Hände mit Gleichstrom behandelt. Dadurch gerinnen die Oberflächenproteine in der Haut und blockieren teilweise die Schweißkanäle.
Minimalinvasive Blockade
Wenn all das nicht zufriedenstellend wirkt, dann ist die Klinik für Thorax-, herz- und Thorakale Gefäßchirurgie am Uniklinikum Würzburg die nächste Anlaufstelle. Bei der Hyperhidrose dient z. B. das Vapometer, das die Hautfeuchtigkeit misst, als Diagnostik. Sowie der Jod-Stärke-Test, bei dem die Menge der Schweißdrüsen auf den Handinnenflächen angefärbt „schwarz aufleuchtet“. Diese Untersuchungen erfolgen in der Ambulanz der Klinik.
Wenn die konservativen Behandlungsmöglichkeiten mittels aluminiumhaltigen Deos und Iontophorese keine Besserung bringen, kann eine minimal-invasive Blockade des „Sympathikus“, der die Schweißdrüsen reguliert, durchgeführt werden.
So verläuft die OP
Durch zwei kleine Zugangsschnitte von fünf Millimeter unterhalb der beiden Achselhöhlen wird der „Sympathikus“ während einer rund 45-minütigen Operation mit einem Klipp blockiert. Dieser Nervenstrang des vegetativen Nervensystems ist für die Schweißproduktion verantwortlich. Aleksic: „Als Nebenwirkung kann es zum sogenannten kompensatorischen Schwitzen kommen. Das heißt, dass man nun zum Beispiel statt unter den Achseln vermehrt an den Füßen schwitzt. Wenn das zu arg belastet, können wir die Blockierung des Sympathikus auch wieder rückgängig machen.“ Wichtig ist, so Prof. Aleksic, vor der Operation die Zusage der Krankenkasse auf Kostenübernahme einzuholen.