Glücksmomente zaubern
Nach dem Motto „Lachen ist die beste Medizin“ sorgen Tatjana Kapp, Jochen Heil und Karin Laug als Klinikclowns dafür, dass erkrankte Kinder und ihre Eltern unbeschwerte Augenblicke erleben.
Wenn Schlawine im gepunkteten Kleid, Jojo mit seinem schwarzen Hut – auf der Nase natürlich die rote Nase – aus der Umkleide im Universitätsklinikum Würzburg treten, erwarten sie so manche junge Patienten schon sehnlichst. Tatjana Kapp und Jochen Heil vom Verein „Klinikclowns Lachtränen Würzburg“ bieten eine willkommene Abwechslung vom Krankenhausalltag. Als Schlawine und Jojo besuchen sie regelmäßig Kinder und Jugendliche auf verschiedenen Stationen im UKW.
Im Gegensatz zu Bühnenclowns mit festem Programm setzen die Klinikclowns vor allem auf Improvisation, um Menschen zum Lachen zu bringen. „Unsere Hauptfähigkeit liegt in der Sensibilität“, sagt Jochen Heil. Da gelte es zunächst einmal, die Stimmung im Zimmer zu erspüren. Tanzen, singen, ein Rollen- oder Puppenspiel: Es entsteht im Zusammenspiel mit den jungen Patienten, was in dem Moment passt. „Unser Ziel ist es, Glücksgefühle zu vermitteln und eine tolle Stimmung zu erzeugen. Wenn wir gehen, lassen wir dieses Gefühl zurück, in der Hoffnung, dass es sich auf den Heilungsprozess auswirkt. Nach dem Motto ‚Lachen ist die beste Medizin‘“, erzählt Jochen Heil. Verschiedene Studien bestätigen die positive Wirkung von Klinikclowns (siehe Kasten). In den USA geboren, hat sich das Konzept in den vergangenen Jahrzehnten international ausgebreitet.
In Würzburg besteht der Verein seit 2005. Rund ein Dutzend Klinikclowns sind hier aktiv. Die meisten von ihnen kommen aus dem Gesundheits- und therapeutischen Bereich oder der Theaterpädagogik. Vereinsmitbegründerin Tatjana Kapp ist von Beruf Krankenschwester, Jochen Heil Heilpädagoge. Für die Clowntätigkeit in Krankenhäusern und Senioreneinrichtungen erhalten sie ein Honorar, doch ist es weit mehr als ein Nebenjob. Denn ohne Begeisterung, Engagement und die Motivation, sich fachlich aus- und stetig weiterzubilden, geht es bei den Klinikclowns nicht.
Vor der Clownvisite geht es in die Maske ...
... und aus Tatjana Kapp wird Schlawine.
Wenn die Klinikclowns loslegen, hier Schlawine (links) und Flora (alias Karin Laug), ist pure Freude Programm.
Unter Clowns ist Lachen Programm
Die Vereinsmitglieder haben ein Jahr lang berufsbegleitend eine Clownschule besucht oder sich in Seminaren ausgebildet. Auch der Verein organisiert regelmäßig Workshops. Klar, dass der Spaß dabei nicht zu kurz kommt, wenn mehrere Clowns aufeinandertreffen. „Wir lachen da so viel zusammen“, sagt Jochen Heil. Doch liegen auch bei einem Clown manchmal Freud‘ und Trauer nah beieinander. Und auch dafür ist der Verein da: um sich auszutauschen und sich gegenseitig zu unterstützen.
Denn wenn die rote Nase in der Tasche verschwunden, das Kostüm eingepackt ist, lässt das Schicksal manch junger Patienten die Klinikclowns nicht unberührt. Zwar sind sie vor ihren Visiten auf den Stationen nur knapp über die Erkrankungen der Kinder informiert, wobei auch für sie die Schweigepflicht gilt. Doch entstehen zu Langzeitpatienten, die chronisch krank sind oder an einer Krebserkrankung leiden, über die Zeit natürlicherweise Beziehungen. Wenn dann der Tod zum Abschied zwingt, geht das auch dem Menschen im Kostüm nahe.
„Was mich tatsächlich schützt, ist mein Alter Ego Schlawine. Und es ist ein großes Geschenk, dass ich meine Clownsfreunde habe und wir die Seelsorgerin der Uniklinik an unserer Seite wissen“, sagt Tatjana Kapp. Außerdem können die Vereinsmitglieder eine Supervision in Anspruch nehmen. In der Erinnerung bliebe aber vor allem eine schöne Zeit. „Wir haben diese spielerischen Momente, in denen wir gelacht haben, und das ist das, was ich mitnehme“, ergänzt Tatjana Kapp.
Auch wenn es manchmal nach einem Stationsbesuch „im Kopf rumort“, es sind auch für Jochen Heil die positiven Momente, die für ihn im Vordergrund stehen. Ablenkung, Freude, Beschwingtheit: Diese Glücksmomente verzaubern nicht nur die jungen Patienten, sondern auch die Klinikclowns selbst. „Als Jojo bin ich in einer anderen Welt. Ich kann loslassen, den Alltag ausblenden und in der Situation eine wunderbare Zeit haben“, erzählt er. „Und es kommt so viel zurück. Es ist einfach schön zu sehen, wie dankbar die Kinder und ihre Eltern sind.“
Lachen wirkt
Auch die Forschung interessiert sich dafür, wie sich Besuche von Klinikclowns auf die Gesundheit von Patienten auswirken. Verschiedene Studien zeigen, dass durch ihre Besuche Ängste vor einer Operation und Stress reduziert werden. Sogar die Schmerzempfindlichkeit kann sinken. Darüber hinaus soll Lachen das Immunsystem stärken und den Blutdruck senken.
Nachwuchs gesucht
Die Klinikclowns freuen sich über personelle Verstärkung. Interessierte, die mitwirken wollen, sind herzlich willkommen. Vorerfahrungen im Clown- oder Theaterspiel sind dabei von Vorteil. Gelegentlich werden im Raum Würzburg Schnupperworkshops zum Thema „Entdecke den Clown in dir“ angeboten.
Weitere Infos per E-Mail über info@lachtraenen.de. Auf www.lachtraenen.de gibt der gemeinnützige Verein Einblick in seine Arbeit. Er finanziert sich über Spenden. Wer einen Beitrag leisten möchte, findet die Bankverbindung ebenfalls auf der Website.
Auch die ganz Kleinen werden besucht.
„Es ist einfach schön zu sehen, wie dankbar die Kinder und ihre Eltern sind.“
Klinikclown Jochen Heil alias Jojo