Ganz oben wird die Luft dünn
Dank des Programmes MENTORING med habilitieren sich mehr Frauen in der Medizin.
Mentees profitieren von der Erfahrung und Unterstützung ihrer habilitierten Mentorinnen und Mentoren.
Sibylle Brückner
Programmleiterin MENTORING med
Nicht selten sind Frauen hin- und hergerissen. Sollen sie neben der Familie in eine Karriere investieren? Das geht Frauen in mehr oder weniger allen Branchen so. Und nicht zuletzt in der Medizin. Aus diesem Grund implementierte die Würzburger Uniklinik zusammen mit der Universität (medizinische Fakultät) vor 15 Jahren das Programm MENTORING med. Das Jubiläum wird im kleinen Kreis mit aktuellen und ehemaligen Mentees und Mentorinnen gefeiert, so Programmleiterin Sibylle Brückner: „Und zwar im Januar, anlässlich des Starts unseres neuen Durchgangs MENTORING med PEER.“
Zwei Programme – eines auch für Männer
Es waren insgesamt 256 Frauen, die MENTORING med bis jetzt nutzten. Die Gesamtzahl der Mentees allerdings liegt höher, nämlich bei 275. Sibylle Brückner erläutert den Grund: Seit 2016 läuft das Programm in zwei Linien. In einer der beiden Programmlinien können auch Männer gefördert werden.
„MENTORING med ONE to ONE“ heißt heute das Programm für promovierte Ärztinnen sowie für Postdoktorandinnen aus der Medizin oder aus anderen Disziplinen. Außerdem richtet es sich an Habilitandinnen in der Medizin. „Pro Durchgang können 20 Frauen teilnehmen“, so Sibylle Brückner. Die zweite Programmlinie nennt sich MENTORING med PEER und richtet sich an 20 promovierte Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler. Hier funktioniert die Karriereförderung über Kleingruppen. Bis zu zehn Männer können teilnehmen.
Auch in anderen Disziplinen ist es nicht immer leicht, an die Spitze zu kommen. Doch vor allem in der Medizin merken Frauen schnell, dass die Luft oben sehr dünn wird. Die Unterstützung durch habilitierte Mentorinnen und Mentoren aus Forschung und Lehre erwies sich in den vergangenen 15 Jahren als äußerst hilfreich. Durch das Programm gab es, wie Sibylle Brückners Bilanz ausweist, mehr Habilitationen von Frauen. „Wir freuen uns auch weiterhin immer über interessierte Mentorinnen und Mentoren, die sich engagieren wollen“, so die Programmleiterin.
Karriererelevante Kompetenzen erlernen
Beim bisherigen Erfolg des Programms wirkten verschiedene Faktoren mit. Neben dem direkten Mentoring werden in beiden Programmschienen während der zweijährigen Durchlaufzeit Trainings und Workshops angeboten. Dabei werden den Mentees karriererelevante Kompetenzen vermittelt.
Sukzessive steigt in Würzburg die Quote der Frauen an der Spitze der Medizin. Mit Stefanie Hölscher-Doht zum Beispiel gibt es an der Uniklinik eine Chirurgie-Professorin, die hochrangig publiziert. Die Mutter eines sechsjährigen Kindes gehört zu den Mentees der ersten Stunde: „Ich nahm vor 15 Jahren an MENTORING med teil.“ Mentees, sagt sie, können immens vom Input ihrer Mentorinnen und Mentoren profitieren. Und zwar vor allem auch durch Vernetzung Gleichgesinnter, Forschungsinteressierter auf Würzburger Fakultätsboden und durch Pläne, die langfristige Ziele formulieren und sie schrittweise erreichen. Inzwischen ist Stefanie Hölscher-Doht selbst Mentorin und engagiert sich als Stellvertreterin im Team der Frauenbeauftragten der medizinischen Fakultät.
Die neue Runde MENTORING med PEER startet im Januar 2023. Bewerben können sich weibliche und männliche Interessierte bis zum 15. November 2023.