Aktuelle Meldungen

Infoveranstaltung rund um Athletinnen – nicht nur aus sportmedizinischer Sicht

Die Veranstaltungsreihe „Sport Trauma Würzburg“ der Klinik und Poliklinik für Unfall-, Hand-, Plastische und Wiederherstellungschirurgie des Uniklinikums Würzburg widmet sich in ihrer diesjährigen Ausgabe den besonderen Herausforderungen in der Betreuung von Sportlerinnen. Beim öffentlichen und fächerübergreifenden Dialog am Freitag, den 15. März 2024, geht es nicht nur um Themen wie gerissene Kreuzbänder im Frauenfußball, sondern auch um geschlechtsspezifisches Lauftraining, Anforderungsprofile im Frauenhandball, Geräteentwicklungen im weiblichen Kunstturnen oder das Syndrom „Relatives Energiedefizit im Sport“.

Fechterin
Die Veranstaltung „Sport Trauma Würzburg“ am Uniklinikum Würzburg fokussiert sich in diesem Jahr auf Mädchen und Frauen im Breiten- und Leistungssport. Bild: Julien Becker, jbc@pressepicture.de

Am Nachmittag des 15. März 2024 steht am Uniklinikum Würzburg (UKW) die Betreuung von Sportlerinnen im Mittelpunkt: Die diesjährige Veranstaltung der Reihe „Sport Trauma Würzburg“ der Klinik und Poliklinik für Unfall-, Hand-, Plastische und Wiederherstellungschirurgie trägt den Titel „Die Athletin“. Zwischen 14:00 und 18:30 Uhr breiten dazu zwölf Expertinnen und Experten aus diversen Professionen ein weites Themenspektrum aus.
Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer bekommen unter anderem Antworten auf Fragen wie: Was unterscheidet eigentlich Frauen und Männer im Sport – anatomisch, endokrinologisch, psychisch? Was ist das beste Alter für eine Athletin in einer bestimmten Sportart? Was waren die historischen Meilensteine in der Entwicklung des Frauensports? Welche Gesundheitsgefahren gehen gerade für Mädchen und Frauen vom Syndrom „Relatives Energiedefizit im Sport“ (RED-S) aus? Wie lassen sich Kreuzbandrupturen im Frauenfußball vermeiden oder im Fall des Falles bestmöglich therapieren? Welche Vorteile bringt ein zyklusorientiertes und auf die weibliche Physiologie abgestimmtes Lauftraining? Wie unterscheidet sich das Anforderungsprofil von Frauen und Männern im Leistungshandball?

Offen für alle Interessierten

Die kostenfreie Veranstaltung im Hörsaal des Zentrums Operative Medizin des UKW an der Oberdürrbacher Straße in Würzburg richtet sich an Ärztinnen und Ärzte, Sportwissenschaftlerinnen und -wissenschaftler, Physiotherapeutinnen und Physiotherapeuten, Studierende, Trainerinnen und Trainer, Sportlerinnen und Sportler sowie Sportbegeisterte allgemein. Weitere Details über die Referentinnen und Referenten sowie ihre Vortragsthemen gibt es auf der Website www.ukw.de/chirurgie2 unter „Veranstaltungskalender“.

Für die Teilnahme ist eine Anmeldung bei Brigitte Hofmann unter Tel. 0931 201-37002 oder E-Mail: hofmann_b7@ ukw.de erforderlich.

Fechterin
Die Veranstaltung „Sport Trauma Würzburg“ am Uniklinikum Würzburg fokussiert sich in diesem Jahr auf Mädchen und Frauen im Breiten- und Leistungssport. Bild: Julien Becker, jbc@pressepicture.de

Innovationspreis für Kabel-Klammer-Implantate bei Beckenverletzungen

Für die Entwicklung von innovativen Kabel-Klammer-Implantaten zur Behandlung von Verletzungen des vorderen Beckenrings nach Hochrasanztrauma erhielt Privatdozent Dr. Martin Jordan vom Uniklinikum Würzburg den mit 10.000 Euro dotierten Innovationspreis der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie (DGU). Zeitgleich wurde der Unfallchirurg in die Exzellenz-Akademie des Konvents der Universitätsprofessuren für Orthopädie und Unfallchirurgie (KUOU) aufgenommen.

Der Preisträger Martin Jordan präsentiert beim DKOU die Urkunde des Innovationspreises auf der Bühne.
Preisverleihung auf dem Deutschen Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie am 27.10.2023; v.l.n.r.: Benjamin Lehnen, Prof. Dr. med. Steffen Ruchholtz (Kongresspräsident), PD Dr. Martin Jordan (UKW) und Prof. Dr. Dietmar Pennig (stellvertretender Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie). © Intercongress
Neuartiges Kabel-Klammer-Implantat bei Open-Book-Verletzungen
Unfallchirurgen des Uniklinikums Würzburg haben mit internen und externen Partnern aus der Region innovative Kabel-Klammer-Implantate zur Behandlung von Verletzungen des vorderen Beckenrings entwickelt. © UKW
Die Titan-Klammern mit einer Führungsstruktur für das geflochtene Stahlseil werden fest am Knochen mit zwei Schrauben fixiert. Da sie fest im Implantat fassen und nicht im Knochen, können sie nicht ausbrechen. © UKW

Vor wenigen Monaten wurde die Proof-of-concept-Studie der neuartigen mittels 3D-Druck entwickelten Kabel-Klammer-Implantate im Fachjournal Nature Communications Medicine publiziert. Mit dem Innovationspreis der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie (DGU) für seine vielversprechende Stabilisations-Alternative bei Verletzungen des vorderen Beckenrings hat Privatdozent Dr. Martin Jordan nun einen neuen Meilenstein erreicht. Der geschäftsführende Oberarzt in der Klinik und Poliklinik für Unfall-, Hand-, Plastische und Wiederherstellungschirurgie am Uniklinikum Würzburg hat die mit 10.000 Euro dotierte Auszeichnung Ende Oktober beim Deutschen Kongresses für Orthopädie und Unfallchirurgie 2023 in Berlin stellvertretend für das gesamte interdisziplinäre Team entgegengenommen, die an der Entwicklung der Kabel-Klammer-Implantate beteiligt waren. 
Was ist das Besondere an dem Implantat, das künftig bei so genannten Symphysenrupturen zum Einsatz kommen könnte. Der Autor der Studie erklärt die Problematik dieser Open-Book-Verletzungen, bei denen das Becken wie ein geöffnetes Buch aufklappt, und chirurgisch versorgt werden müssten: „In vielen Fällen kommen Stahlplatten und Schrauben zum Einsatz, die zwar gut geeignet sind zur Knochenbruchbehandlung aber Nachteile bei der Versorgung der Symphyse aufweisen, welche eigentlich eine flexible Faserknorpelverbindung ist. Das heißt: Wir stabilisieren derzeit die eigentlich flexible Symphyse mit einer rigiden Stahlplatte und Schrauben. Da es in diesem knorpeligen Teil des Beckens jedoch keine knöcherne Heilung gibt, sondern nur eine Vernarbung, sind kontinuierliche Mikrobewegungen nicht zu vermeiden. Es kommt zu Lockerungen der Schrauben und bei einer reduzierten Knochenqualität droht ein Implantatversagen.“

Titan-Klammern und Stahlseil stabilisieren flexible Faserknorpelverbindung im vorderen Beckenring

Gemeinsam mit Headmade Materials, einem regionalem Deep Tech-Unternehmen in den Bereichen 3D-Druck und Pulvermetallurgie, entwickelte Martin Jordan komplexe Kabel-Klammer-Implantate, bei denen ein geflochtenes Stahlseil die Schambeinäste zusammenhält. Damit das Seil nicht einschneidet wird es von fest verankerten Titan-Klammern geführt. Bei der Testung im Biomechanik-Labor der Unfallchirurgie wiesen die Kabel-Klammer-Implantate eine äquivalente Stabilität zu herkömmlichen Verfahren auf. „Sie sind nicht schlechter und bisher nicht wesentlich besser als die Platten, aber wir haben hier nicht das Risiko des frühzeitigen Implantatversagens“, erläutert Martin Jordan. Die Passgenauigkeit der Kabel-Klammer-Implantate hat Prof. Thorsten Bley mit seinem Team im Institut für Diagnostische und Interventionelle Radiologie am UKW im neuen hochmodernen Photonenzählenden Computertomografen (CT) ausgewertet. In den nächsten Schritten sollen die Implantate modifiziert und in weiteren Studien getestet werden. 

„Und da die Möglichkeit eines klinischen Nutzens durchaus besteht, was der Innovationspreis noch einmal unterstreicht, haben wir bereits eine internationale Patentanmeldung (PCT) mit Unterstützung des Servicezentrums Forschung und Technologietransfer und der Bayerischen Patentallianz eingeleitet“, erläutert Martin Jordan. 

Aufnahme in Exzellenz-Akademie der KUOU

Seine Leistung haben auch den Konvent der Universitätsprofessuren für Orthopädie und Unfallchirurgie (KUOU) überzeugt. Im Rahmen des Deutschen Kongresses für Orthopädie und Unfallchirurgie in Berlin hat der Konvent Martin Jordan in Anerkennung seiner wissenschaftlichen Qualifikation und akademischen Eignung in die Exzellenz-Akademie aufgenommen. Ziel der Exzellenz-Akademie ist es, klinisch und wissenschaftlich engagierte Kolleginnen und Kollegen mit hohem Potenzial für die Besetzung von universitätsklinischen Leitungspositionen zu identifizieren und frühzeitig zu fördern.

Link zur Pressemitteilung anlässlich der Publikation inklusive Film zum Kabel-Klammer-Implantat.

 

Der Preisträger Martin Jordan präsentiert beim DKOU die Urkunde des Innovationspreises auf der Bühne.
Preisverleihung auf dem Deutschen Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie am 27.10.2023; v.l.n.r.: Benjamin Lehnen, Prof. Dr. med. Steffen Ruchholtz (Kongresspräsident), PD Dr. Martin Jordan (UKW) und Prof. Dr. Dietmar Pennig (stellvertretender Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie). © Intercongress
Neuartiges Kabel-Klammer-Implantat bei Open-Book-Verletzungen
Unfallchirurgen des Uniklinikums Würzburg haben mit internen und externen Partnern aus der Region innovative Kabel-Klammer-Implantate zur Behandlung von Verletzungen des vorderen Beckenrings entwickelt. © UKW
Die Titan-Klammern mit einer Führungsstruktur für das geflochtene Stahlseil werden fest am Knochen mit zwei Schrauben fixiert. Da sie fest im Implantat fassen und nicht im Knochen, können sie nicht ausbrechen. © UKW

Schwerstverletztenversorgung: UKW-Lehrfilm auf Youtube mit mehr als 200.000 Aufrufen

Großer Erfolg für Online-Format / Abläufe im Schockraum werden dargestellt

Interdisziplinäre und multiprofessionelle Zusammenarbeit bei der (simulierten) Schwerverletztenversorgung.
Interdisziplinäre und multiprofessionelle Zusammenarbeit bei der (simulierten) Schwerverletztenversorgung. Foto: UKW / Dr. Nikolas B. Schrader

Die Versorgung von Schwerstverletzten im Schockraum muss auf höchstem Niveau erfolgen und lebt von der interdisziplinären und multiprofessionellen Zusammenarbeit der Teams.
Um trotz der erschwerten Bedingungen der Coronapandemie eine adäquate Ausbildung zu ermöglichen, hat die Klinik für Klinik für Anästhesiologie, Intensivmedizin, Notfallmedizin und Schmerztherapie am Universitätsklinikum Würzburg (UKW) gemeinsam mit Kolleginnen und Kollegen aus Unfallchirurgie, Allgemein- und Viszeralchirurgie und Radiologie einen Lehrfilm konzipiert. In dem Film werden die einzelnen Schritte der Schwerverletztenversorgung (u.a. Primary Survey, Diagnostik, Secondary Survey und Verlegung) strukturiert abgearbeitet und kommentiert.

Obwohl der Lehrfilm erst ein gutes Jahr online verfügbar ist, wurde der Film über 200.000 Mal auf dem Videoportal youtube aufgerufen.

Dr. Christian Markus, Oberarzt der Klinik, ist begeistert über die zahlreichen positiven Rückmeldungen und ergänzt: „Das Lob gebührt allen Mitwirkenden, die im Abspann namentlich aufgeführt sind.“. Klinikdirektor Prof. Dr. Patrick Meybohm hebt die Bedeutung derartiger Lehrformate hervor: „Den Lehrfilm konnten wir sehr gut in die Ausbildung von Weiterbildungsassistentinnen und -assistenten der Kliniken, sowie von Studierenden und Notfallsanitätern und Pflegepersonal integrieren“. 

Hier der Link zum Video:

Zum UKW-Lehrfilm zur Schwerstverletztenversorgung auf Youtube

Interdisziplinäre und multiprofessionelle Zusammenarbeit bei der (simulierten) Schwerverletztenversorgung.
Interdisziplinäre und multiprofessionelle Zusammenarbeit bei der (simulierten) Schwerverletztenversorgung. Foto: UKW / Dr. Nikolas B. Schrader

Neuartige Kabel-Klammer-Implantate bei Beckenverletzungen

Beckenbrüche gehören zwar zu den eher seltenen Frakturen, können aber lebensgefährlich sein. Und trotz moderner medizinischer Implantate ist die operative Behandlung von Verletzungen des vorderen Beckenrings, insbesondere der Symphyse, immer noch eine Herausforderung in der Unfallchirurgie. In vielen Fällen kommen Stahlplatten und Schrauben zum Einsatz, die zwar gut geeignet sind zur Knochenbruchbehandlung aber Nachteile bei der Versorgung der Symphyse aufweisen, welche eigentlich eine flexible Faserknorpelverbindung ist. Ein interdisziplinäres Team des Uniklinikums Würzburg und regionalen Partnern hat im Rahmen eines DFG-geförderten Forschungsprojekts nun mittels 3D-Druck alternative Kabel-Klammer-Implantate entwickelt, die diese Defizite möglicherweise ausgleichen können.

Illustrationsbild: Beckenimplantat
Unfallchirurgen des Uniklinikums Würzburg haben mit internen und externen Partnern aus der Region innovative Kabel-Klammer-Implantate zur Behandlung von Verletzungen des vorderen Beckenrings entwickelt. © UKW
Illustrationsbild: Beckenimplantat
Die Titan-Klammern mit einer Führungsstruktur für das geflochtene Stahlseil werden fest am Knochen mit zwei Schrauben fixiert. Da sie fest im Implantat fassen und nicht im Knochen, können sie nicht ausbrechen. © UKW
Neuartige Kabel-Klammer-Implantate als Unterstützung bei Beckenverletzungen im Einsatz am UKW.

Unfallbedingte Beckenverletzungen können alle Menschen jeden Alters treffen. Die Art der Verletzung unterscheidet sich jedoch durch den Unfallmechanismus aber auch durch das Alter der jeweiligen Person. Der junge Motorradfahrer nach Frontalkollision, die agile Seniorin nach Sturz vom E-Bike oder der Hochbetagte, der beim Gehen gestolpert ist, sind hierbei typische Patientinnen und Patienten mit teils unterschiedlichsten Verletzungsmustern. Allen gemein ist, dass eine von vorne auf das Becken einwirkende Kraft eine Symphysensprengung verursachen kann. Hierbei zerreißt die nicht-knöcherne Faserknorpelverbindung am vorderen Beckenring und es kommt zur sogenannten Open-Book-Verletzung des Beckens. Das Becken klafft quasi wie ein geöffnetes Buch auf. Chirurgisch muss dieser Spalt geschlossen werden. Der Erfolg der konventionellen Behandlung mit Symphysenplatte und Schrauben hängt jedoch oft vom Alter des Unfallopfers ab. Denn mit steigendem Alter sinkt die Knochenqualität und damit die Stabilität der Schrauben. 

Hohe Versagensrate bei herkömmlichen Implantaten 

Privatdozent Dr. Martin Jordan, geschäftsführender Oberarzt in der Klinik und Poliklinik für Unfall-, Hand-, Plastische und Wiederherstellungschirurgie am Uniklinikum Würzburg, erklärt die Problematik der Symphysenrupturen, die eben kein klassischer Knochenbruch ist, jedoch weltweit wie ein solcher behandelt wird: „Wir stabilisieren die eigentlich flexible Symphyse mit einer rigiden Stahlplatte und Schrauben. Da es in diesem knorpeligen Teil des Beckens jedoch keine knöcherne Heilung gibt, sondern nur eine Vernarbung, sind kontinuierliche Mikrobewegungen nicht zu vermeiden.“ Eine unbedenkliche Lockerung der Symphysenplatte sei bei nahezu allen Patientinnen und Patienten zu beobachten. Wenn zusätzliche Faktoren für eine schlechte Implantatverankerung hinzukommen, wie zum Beispiel eine reduzierte Knochenqualität, dann könne es jedoch sehr zügig zu einem nachteiligen Implantatversagen kommen. Und weil die Lebensqualität zunehmend steigt, ältere Menschen also immer aktiver werden, nehme dementsprechend die Zahl der Beckenverletzungen mit reduzierter Knochenqualität stetig zu, wodurch das Thema eine zunehmende Relevanz habe. 

Bei einigen Patientinnen und Patienten mit schlechter Knochendichte haben die Chirurgen bereits zur Verstärkung der Platte als Augmentation ein Stahlseil um die Schambeinäste gelegt. Diese so genannte Cerclage habe zwar eine gute zusätzliche Stabilität, könne aber unter Umständen in den Knochen einschneiden, wenn dieser ohnehin altersbedingt geschwächt sei. 

Neue Prototypen: Titan-Klammern und Stahlseil stabilisieren Symphyse 

Was kann hier verbessert werden? Dieser Frage gingen Martin Jordan und Professor Dr. Rainer Meffert, Direktor der Chirurgie II am UKW, gemeinsam mit Headmade Materials, einem regionalem Deep Tech-Unternehmen in den Bereichen 3D-Druck und Pulvermetallurgie, nach. Benötigt wird eine feste Verankerung eng am Knochen, eine breite Auflagefläche, eine stabile Führung des Kabels und dennoch wenig Implantatmaterial um umliegende anatomische Strukturen wie etwa die Blase nicht zu irritieren. Entstanden sind zwei Prototypen, die so genannten Kabel-Klammer-Implantate. „Die Titan-Klammern mit einer Führungsstruktur für das geflochtene Stahlseil werden fest am Knochen fixiert, mit zwei Schrauben, die nicht ausbrechen können, da sie fest im Implantat fassen. Durch die Kompression der Schambeinäste soll die Symphyse so idealerweise dauerhaft und komplikationsärmer adaptiert werden“, erklärt Martin Jordan das Prinzip. 

Äquivalente Stabilität zu herkömmlichen Verfahren – kein Versagen 

Für die Entwicklung und Testung der Prototypen im Rahmen eines von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) geförderten Projekts wurde das Know-how von weiteren Disziplinen aus der Würzburger Universitätsmedizin und der Regiopolregion Mainfranken herangezogen: Die Forschungsabteilung Additive Fertigungstechniken des Süddeutschen Kunststoffzentrums unterstützte bei der Projektgründung. Headmade Materials brachte sich ein bei der Fertigung der komplexen Kabel-Klammer-Implantate mithilfe eines innovativen metallbasierten 3D-Druck-Verfahrens namens ColdMetalFusion. Die Testung der Implantate erfolgte im Biomechanik-Labor der Unfallchirurgie unter der Leitung von Prof. Stefanie Hölscher-Doht. Ergebnis: Die Kabel-Klammer-Implantate wiesen sowohl bei Kunstknochen als auch bei den Knochen von Körperspendern aus der Anatomie eine äquivalente Stabilität zu herkömmlichen Verfahren auf. „Sie sind nicht schlechter und bisher nicht wesentlich besser als die Platten, aber wir haben hier nicht das Risiko des frühzeitigen Implantatversagens“, fasst Martin Jordan zusammen. 

Neuer operativer Zugangsweg zur Implantation 

Die Erprobung eines bisher nicht verwendeten operativen Zugangswegs zur Implantation wurde in Kooperation mit dem Institut für Anatomie der Julius-Maximilians-Universität unter der Leitung von Prof. Süleyman Ergün durchgeführt. Die Passgenauigkeit der Kabel-Klammer-Implantate hat Prof. Thorsten Bley mit seinem Team im Institut für Diagnostische und Interventionelle Radiologie am UKW im neuen hochmodernen Photonenzählenden Computertomografen (CT) ausgewertet. Noch eine Vision, aber durchaus ein Ziel sei es, eines Tages anhand der CT-Datensätze der Patientinnen und Patienten vom Unfalltag passgenaue personalisierte Klammern zu drucken. 

Modifikation und klinische Evaluierung 

Ein finaler Rückschluss auf eine klinische Überlegenheit ergibt sich aus den bisher gesammelten Daten zwar noch nicht. Dennoch besteht die Möglichkeit eines klinischen Nutzens, weshalb eine internationale Patentanmeldung (PCT) mit Unterstützung des Servicezentrums Forschung und Technologietransfer und der Bayerischen Patentallianz eingeleitet wurde. „Ich freue mich sehr, dass wir durch diese enge und hervorragende Kooperation vor Ort die Vorteile, Limitationen und Risiken bei der Implantation ideal herausarbeiten konnten“, sagt Martin Jordan. In den nächsten Schritten sollen die Implantate modifiziert werden. Außerdem soll die Kooperation um einen Industriepartner zur gemeinsamen Entwicklungsarbeit erweitert werden.

Das mustergültige Beispiel translationaler Forschung wurde jetzt im renommierten Fachjournal Nature Communications Medicine publiziert.

Link zur Bayerischen Patentallianz GmbH

Illustrationsbild: Beckenimplantat
Unfallchirurgen des Uniklinikums Würzburg haben mit internen und externen Partnern aus der Region innovative Kabel-Klammer-Implantate zur Behandlung von Verletzungen des vorderen Beckenrings entwickelt. © UKW
Illustrationsbild: Beckenimplantat
Die Titan-Klammern mit einer Führungsstruktur für das geflochtene Stahlseil werden fest am Knochen mit zwei Schrauben fixiert. Da sie fest im Implantat fassen und nicht im Knochen, können sie nicht ausbrechen. © UKW
Neuartige Kabel-Klammer-Implantate als Unterstützung bei Beckenverletzungen im Einsatz am UKW.

Uniklinikum Würzburg: Erfolgreiche Premiere des interdisziplinären Schockraum-Simulationstrainings

Eine Woche lang trainierten am Uniklinikum Würzburg interdisziplinär besetzte Teams aus Ärztinnen und Ärzten sowie Pflegekräften und technischem Assistenzpersonal die Abläufe und die Zusammenarbeit im Schockraum. Insgesamt konnten sich dabei 80 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in realitätsnahen Simulationsszenarien erproben. Auch bei rund 1000 Schockraumeinsätzen im Jahr können Training, Analysen und Schulungen helfen, Abläufe weiter zu optimieren – so die These des Uniklinikums.

In den zwei chirurgischen Schockräumen des Uniklinikums Würzburg (UKW) findet die Erstversorgung schwerverletzter Patientinnen und Patienten statt. Dabei arbeiten Medizinerinnen und Mediziner aus verschiedenen Fachabteilungen sowie Pflegekräfte und technisches Assistenzpersonal (MTRA) eng zusammen. Die Schockraum-Führungsgruppe besteht aus Anästhesiologie, Unfallchirurgie, Allgemeinchirurgie und Radiologie sowie bei Bedarf weiteren Disziplinen. 

Um die komplexen Abläufe sowie die interdisziplinäre und berufsgruppenübergreifende Kooperation und Kommunikation zu schulen, fand vom 28. März bis 1. April 2022 erstmals ein großangelegtes, gemeinsames Schockraumtraining am UKW statt. Auch die Schulungsinhalte und -organisation wurde von einem Team aus Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der genannten Disziplinen geleistet. Bei der Umsetzung konnten sie auf die Ausstattung und das Know-how des Simulationszentrums der Klinik und Poliklinik für Anästhesiologie, Intensivmedizin, Notfallmedizin und Schmerztherapie zugreifen.

Training vor Ort mit Video-Dokumentation

Für die einwöchige Fortbildungsveranstaltung wurde einer der beiden chirurgischen Schockräume im Tagesbetrieb zur Verfügung gestellt. Ein Ausweichkonzept sicherte die uneingeschränkte, reguläre Notfallversorgung von Patientinnen und Patienten. Im Trainings-Schockraum installierte das Organisationsteam ein mobiles Audio-Video-System, mit dem die Trainings für die anschließende Auswertung aufgezeichnet wurden. 

Jede Schulungsgruppe bestand aus acht Personen. Wie in der Realität wurde dieser von einem – hier allerdings geschauspielerten – Notarzt ein „Schwerverletzter“ übergeben. Die Rolle des Patienten übernahm einer der Full-Scale-Simulatoren aus dem Bestand des Simulationszentrums. Hierbei handelt es sich um eine lebensgroße Nachbildung des menschlichen Körpers, die computergestützt und verbunden mit einer aufwändigen technischen Apparatur auf diverse klinische Eingriffe wie ein „echter Patient“ reagiert. Für ergänzende Informationen zum Szenario war von jeder beteiligten Disziplin eine Tutorin oder ein Tutor mit im Raum. 

80 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter geschult

Jedes Team spielte zwei, jeweils etwa 20-minütige Szenarien durch. Unmittelbar im Anschluss an jedes Szenario fand ein sogenanntes Debriefing statt, bei dem anhand der Video- und Tonaufzeichnungen Schlüsselsituationen analysiert wurden. Insgesamt dauerte das Training je Team etwa vier Stunden, sodass in der Aktionswoche zehn Teams, also 80 Beschäftigte, geschult werden konnten.

Ein voller Erfolg

In der Evaluation bewerteten alle Teilnehmenden das Training als zielführend und eine große Mehrheit wünscht sich eine regelmäßige Wiederholung. Auch das Organisationsteam konnte ein äußerst positives Resümee der Premiere ziehen. Laut der Anästhesistin Jasmin Wagner verbesserte das gemeinsame Training bei vielen das Verständnis für die Aufgaben und Herausforderungen der anderen Disziplinen. Dr. Oliver Happel, Leiter Simulation und Notfalltraining an der Klinik für Anästhesiologie, ergänzt: „Die Aktion zielte nicht nur darauf ab, die Kolleginnen und Kollegen zu trainieren und zu motivieren. Vielmehr wurden dabei auch Prozesse erkannt, die man noch optimieren kann. Letztlich zahlt sich die Schulung so auch in einer noch sichereren Patientenversorgung aus.“ Und die Unfallchirurgin Dr. Mila Paul berichtet: „Alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer zeigten sich begeistert. Sie fanden die Szenarien authentisch und die Veranstaltung äußerst sinnvoll. Manche hätten solch ein Training gerne schon früher in ihrer ärztlichen oder pflegerischen Laufbahn durchgeführt.“

Nach dem gelungenen Auftakt soll das wegweisende Schockraumtraining am UKW in Zukunft möglichst regelmäßig durchgeführt werden. 

Universitätsmedizin Würzburg: Krebsforschungsprojekt FORTiTher als exzellent bewertet

Bei der zweiten Zwischenbegutachtung bewertete die Bayerische Forschungsstiftung den Forschungsverbund Tumordiagnostik für individualisierte Therapie (FORTiTher) erneut als exzellent. Sprecher des im Jahr 2019 gestarteten Vorhabens sind die Professoren Torsten Blunk und Martin Fassnacht vom Uniklinikum Würzburg.

Der Forschungsverbund Tumordiagnostik für individualisierte Therapie (FORTiTher) will neue diagnostische Verfahren entwickeln, die ein noch differenzierteres Bild von Tumoren liefern sollen im Hinblick auf Bösartigkeit, Wachstum, Auseinandersetzung mit dem Immunsystem, Ausbreitungstendenz und Ansprechen auf Medikamente. An dem Mitte 2019 gestarteten Vorhaben sind zwölf Forschungsgruppen aus dem Uniklinikum Würzburg (UKW), den Universitäten Würzburg und Regensburg, der Ludwig-Maximilians-Universität München und dem Fraunhofer-Translationszentrum für Regenerative Therapien TLZ-RT beteiligt. Außerdem ergänzen 15 Partner aus der bayerischen Wirtschaft den Zusammenschluss.

Gelungene Vernetzung und hohe Produktivität

Gefördert wird FORTiTher von der Bayerischen Forschungsstiftung. Diese führte Ende Juni dieses Jahres unter Mitwirkung eines sechsköpfigen Gutachtergremiums die zweite Zwischenbegutachtung des Forschungsverbunds durch. An deren Ende vergaben die Prüfer*innen die Gesamtnote „exzellent“. Dabei hoben sie besonders die gelungene Vernetzung der Projekte und die hohe Produktivität, nicht zuletzt durch die flexible Reaktion auf die Corona-Pandemie, hervor. Der Verbund leistet damit auch einen Beitrag zur weiteren Stärkung des Bayerischen Standorts des Nationalen Centrums für Tumorerkrankungen (NCT), dem NCT WERA.

Staffelübergabe im vergangenen Jahr

„Wir nehmen das Gutachtervotum als Bestätigung und Herausforderung an, die entwickelten Tumormodelle und diagnostischen Verfahren weiter zu verfeinern und an die klinische Umsetzung heranzuführen“, sagt Prof. Dr. Torsten Blunk. Der Leiter der Unfallchirurgischen Forschung des UKW koordiniert FORTiTher seit Mitte vergangenen Jahres zusammen mit Prof. Dr. Martin Fassnacht, dem Leiter der Endokrinologie und Diabetologie des UKW. Zuvor war Prof. Dr. Franz Jakob, der Leiter des Bernhard-Heine-Centrums für Bewegungsforschung der Julius-Maximilians-Universität Würzburg, bis zu seiner Pensionierung im Juni 2020 der Sprecher des Verbundes. Prof. Blunk und Prof. Fassnacht sind nach eigenen Worten froh, dass ihnen Prof. Jakob als Spiritus Rector des Vorhabens auch in dessen weiteren Laufzeit mit Rat und Tat zur Seite stehen wird.

 

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Kontakt, Öffnungszeiten, Sprechzeiten

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Prof. Dr. med. Rainer H. Meffert

Sekretariat
Brigitte Hofmann und Elke Riedmann
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Anmeldung allgemeine Sprechstunde und Spezialsprechstunde / Ambulanz / Zentrale Notaufnahme
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E-Mail

unfallchirurgie@ ukw.de

Fax

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Anschrift

Klinik und Poliklinik für Unfall-, Hand-, Plastische und Wiederherstellungschirurgie (Chirurgische Klinik II) des Universitätsklinikums | Zentrum Operative Medizin (ZOM) |Oberdürrbacher Straße 6 | Haus A2 | 97080 Würzburg | Deutschland