Woche der Wiederbelebung: Würzburg kann Leben retten

Anlässlich der „Woche der Wiederbelebung“ hat das Würzburger Universitätsklinikum vom 16. bis 21. September 2013 gemeinsam mit den Würzburger Hilfsorganisationen die Öffentlichkeit auf breiter Front über die Bedeutung und die Techniken der Laienreanimation bei Herzstillstand informiert.

In Deutschland wird nur bei 17 % der Herzstillstand-Fälle vor Eintreffen des Rettungsdienstes mit Reanimationsmaßnahmen begonnen – ein sehr niedriger Wert. Zum Vergleich: In den Niederlanden und in Norwegen liegt die so genannte „Laienreanimationsrate“ bei über 70 %. „Nimmt man die Tatsache hinzu, dass bereits drei Minuten nach einem Herzstillstand unwiderrufliche Schäden des Gehirns auftreten, wird deutlich, wie wichtig es ist, die Bereitschaft der Bevölkerung zur Wiederbbelebung zu erhöhen“, sagt Prof. Norbert Roewer, Direktor der Klinik und Poliklinik für Anästhesiologie des Universitätsklinikums Würzburg. Vor diesem Hintergrund haben der Berufsverband Deutscher Anästhesisten, die Deutsche Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin sowie der German Resuscitation Council und die Stiftung Deutsche Anästhesiologie zur bundesweiten „Woche der Wiederbelebung“ aufgerufen. Das Uniklinikum Würzburg hat sich daran zwischen dem 16. und 21. September 2013 mit einem dichten Informationsprogramm beteiligt. Wertvolle Unterstützung leisteten Mitarbeiter des Bayerischen Roten Kreuzes, der Johanniter-Unfall-Hilfe und des Malteser Hilfsdienstes.

Reanimation sollte Grundfertigkeit sein
„Das Erkennen der kritischen Situation, das schnelle und richtige Absetzen des Notrufs 112 sowie die Durchführung einfacher Wiederbelebungsmaßnahmen sollten wie Lesen, Schreiben oder Schwimmen Grundfertigkeiten eines jeden Bürgers sein“, findet Prof. Roewer. Deshalb besuchten Ärzte seiner Klinik zusammen mit den Mitarbeitern der Würzburger Hilfsorganisationen acht Würzburger Schulen: die Josef-Grundschule, die Goethe-Mittelschule, die Wolfskeel-Realschule, die David-Schuster-Realschule, das Vinzentium, das Deutschhaus-Gymnasium, das Friedrich-Koenig-Gymnasium und das Röntgen-Gymnasium. Neben Übungen in der Herzdruckmassage an Simulationspuppen gab es für die Schülerinnen und Schüler altersangepasste Kurzvorträge und Multimedia-Präsentationen.

Prüfen. Rufen. Drücken!
Auf großes Interesse stieß eine weitere Infoveranstaltung am Vormittag des 20. September im Zentrum für Operative Medizin (ZOM) des Würzburger Universitätsklinikums an der Oberdürrbacher Straße. Zielgruppen waren dabei Krankenhausbeschäftigte, Patienten und Besucher. Ihnen wurde die eindrückliche und lebensrettende Reanimationsdevise „Prüfen. Rufen. Drücken!“ vermittelt. Prüfen, ob die Person noch atmet. Unter der europaweit gültigen Notrufnummer 112 den Rettungsdienst rufen. Fest und mindestens 100 Mal pro Minute in der Mitte des Brustkorbs drücken und nicht aufhören, bis Hilfe eintrifft.

Sauerstoffversorgung aufrechterhalten
Hohen Zuspruch erfuhr auch das öffentliche Reanimationstraining am Samstag, den 21. September, am Unteren Markt in Würzburg. Viele der Umstehenden waren neugierig, schauten zu und wollten letztendlich ihre Fähigkeiten selbst auffrischen. Deutlich wurde dabei unter anderem: Die Mund-zu-Mund-Beatmung, vor der sich viele ekeln, ist bei der Wiederbelebung zweitrangig: Mit einer Herz-Druck-Massage werden Gehirn und Organe bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes ausreichend mit Sauerstoff versorgt.

Wiederbelegung im Disco-Rhythmus
Der Abschluss des Informationsmarathons fand am selben Tag abends im Kino Cineworld in Dettelbach statt. Durch die musikalische Begleitung des Trainings lernten die Beschäftigten und Besucher des Kinos unter anderem: Wer im Takt eines Disco-Beats reanimiert, hat den lebensrettenden Rhythmus.
„Ich bin mir sicher, dass es uns durch das Reanimationstraining und die Infoveranstaltungen gelungen ist, bei vielen das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten auf- sowie Hemmschwellen und Berührungsängste abzubauen“, resümiert Prof. Roewer. Der Gewinn wäre jedenfalls hoch: Die Organisatoren der Aktionswoche haben errechnet, dass mit der Erhöhung der Wiederbelebungsrate durch Laienhelfer in Deutschland jährlich rund 5 000 Menschenleben gerettet werden könnten.