Weltweit größte Studie zur Verbesserung der Dialyse

In der Studie RESOLVE wird in acht Ländern unter realen Bedingungen die vergleichende Wirksamkeit von zwei Standard-Dialysat-Natriumkonzentrationen bewertet. Für die Koordination in Deutschland konnte Jule Pinter vom Uniklinikum Würzburg bei der DFG eine Förderung von 1,16 Millionen Euro einwerben.

Mehr als 100.000 Menschen mit einer chronischen Nierenerkrankung benötigen hierzulande regelmäßig eine Hämodialyse. Da ihre Niere den lebenswichtigen Job nicht mehr ausreichend erfüllen kann, übernimmt die Blutwäsche die Funktion. Bei dieser Nierenersatztherapie wird das Blut der Patientinnen und Patienten in der Regel dreimal pro Woche durch eine „künstliche Niere“, den so genannten Hämodialysator, geleitet, und von Giftstoffen gereinigt. Über die Spülflüssigkeit, dem Dialysat, werden Substanzen aus dem Blut entfernt und im Gegenstromprinzip hinzugefügt. Das heißt: Liegt die Konzentration der einzelnen Komponenten im Dialysat über der Konzentration im Blut des Dialysepflichtigen, fließen die entsprechenden Substanzen ins Blut, ist die Konzentration einer Substanz im Dialysat niedriger, wird sie dem Blut entzogen. Neben Kalium, Kalzium und Magnesium ist ein wichtiges Substrat das Natriumchlorid. Der Körper benötigt dieses Salz für Nerven, Muskeln, Zellfunktionen, Verdauung und Knochenbau. Da Salz Wasser bindet, ist Natrium auch wichtig für die Regulation des Wasserhaushalts und den Blutdruck.

Optimum an Salz

Doch wie viel Natrium benötigen Dialysepflichtige? Was ist zu wenig? Was ist zu viel? Hat die Natrium-Konzentration im Dialysat möglicherweise einen Effekt auf die Sterblichkeit? Mit all diesen Fragen beschäftigt sich gerade Dr. Jule Pinter aus der Medizinischen Klinik und Poliklinik I im Uniklinikum Würzburg.

„Obwohl die Dialyse die Lebensdauer der Nierenkranken verlängern kann, bleibt die Sterblichkeit der Dialysepflichtigen unverändert hoch. Eine der häufigsten Todesursachen sind kardiovaskuläre Ereignisse wie Herzinfarkt, Schlaganfall oder Herzversagen“, erläutert die angehende Nephrologin und erklärt mögliche Ursachen: „Die Herz-Kreislauf-Probleme sind oft mit einer linksventrikulären Hypertrophie assoziiert. Dabei ist aufgrund einer erhöhten chronischen Belastung das Herzmuskelgewebe in der linken Herzkammer vergrößert. Ein Auslöser könnte unter anderem ein so genannter Natriumexzess sein, wenn also ein Salzüberschuss vorliegt.“

Qualitätsstandard in der Versorgung von Dialysepflichtigen verbessern

In der weltweit größten Studie klinischen Versorgungsstudie zur langfristigen Verbesserung des Dialysequalitätsstandards untersucht Jule Pinter gemeinsam mit einem internationalen Team nun die optimale Natriumkonzentration im Dialysat. Die Studie RESOLVE (Randomised Evaluation of SOdium dialysate Levels von Vascular Events, deutsch: Randomisierte Evaluation der Natrium-Dialysat-Konzentration auf kardiovaskuläre Ereignisse) soll klären, ob eine Standard-Dialysat-Natriumkonzentration von 137 mmol/l verglichen mit 140 mmol/l kardiovaskuläre Ereignisse und Todesfälle bei erwachsenen Hämodialysepatientinnen und -patienten verringert. Geleitet wird die Studie von der University of Sydney. Insgesamt sollen in den kommenden fünf Jahren 414 Dialysezentren in Australien, China, Indien, Malaysia, Kanada, Frankreich, England und Deutschland teilnehmen. In Deutschland wird die Studie von Jule Pinter koordiniert. Ihr Ziel ist es, 15 Hämodialysezentren mit etwa 2.550 erwachsenen Patienten einzubringen. In sechs Zentren soll zudem eine Teilstudie stattfinden. „Darin untersuchen wir an 400 Dialysepflichtigen, ob eine geringere Salzzufuhr während der Dialyse die Überwässerung, die wir mittels Bioimpedanzspektroskopie messen, verringert“, schildert die Medizinerin.

Bislang gibt es keine evidenzbasierten Empfehlungen

Die Studie wird von der Deutschen Forschungsgemeinschaft mit insgesamt 1,16 Millionen Euro gefördert. „Das zeigt, wie wichtig diese Versorgungsstudie ist“, freut sich Jule Pinter. Die Nephrologie sei bislang etwas stiefmütterlich behandelt worden, es gebe keine evidenzbasierten Empfehlungen für die Dialyse, weder für das Dialysat noch für die Häufigkeit der Nierenersatztherapie. „Dabei gehen Prognosen in den nächsten Jahren von einem beträchtlichen Anstieg der Dialysepflichtigen aus. Bis zum Jahr 2040 werde sich die Fallzahl um 20 bis 23 Prozent erhöhen“, bemerkt Prof. Dr. Christoph Wanner, der in der Studie als Mentor fungiert.

Stellenausschreibungen

Zur Verstärkung ihres Teams in Würzburg sucht Jule Pinter noch eine/n Clinical Trial Manager/in sowie eine/n Projektkoordinator/in. Details dazu finden Sie unter www.ukw.de/karriere/stelle/clinical-trial-manager-position und www.ukw.de/karriere/stelle/projektkoordinator

*https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC8497075/

 

Hinweis: In unserem digitalen Adventskalender „Forschende öffnen ihre Türchen“ stellt hinter der 13. Tür Dr. Jule Pinter die Studie RESOLVE vor. Der Film und viele weitere aus der bunten Palette an Forschungsprojekten im UKW können auf www.ukw.de/advent geöffnet werden. 

 

Studienaufbau: Kann eine Standard-Dialysat-Natriumkonzentration von 137 mmol/l verglichen mit 140 mmol/l kardiovaskuläre Ereignisse und Todesfälle bei erwachsenen Hämodialysepatientinnen und -patienten verringern?
In der weltweit größten Studie klinischen Versorgungsstudie zur langfristigen Verbesserung des Dialysequalitätsstandards RESOLVE untersucht Jule Pinter vom Uniklinikum Würzburg gemeinsam mit einem internationalen Team die optimale Natriumkonzentration im Dialysat.
Screenshot vom Patientenfilm: Kann eine Standard-Dialysat-Natriumkonzentration von 137 mmol/l verglichen mit 140 mmol/l kardiovaskuläre Ereignisse und Todesfälle bei erwachsenen Hämodialysepatientinnen und -patienten verringern?
Bei der Dialyse wird das Blut der Patientinnen und Patienten durch den Hämodialysator geleitet und von Giftstoffen gereinigt. Über die Spülflüssigkeit werden Substanzen aus dem Blut entfernt und im Gegenstromprinzip hinzugefügt. Liegt die Konzentration der einzelnen Komponenten im Dialysat über der Konzentration im Blut des Dialysepflichtigen, fließen die entsprechenden Substanzen ins Blut, ist die Konzentration einer Substanz im Dialysat niedriger, wird sie dem Blut entzogen. Copyright: Markus Koch
Das Bild zeigt die angehende Nephrologin Jule Pinter im Büro.
Dr. Jule Pinter aus der Medizinischen Klinik und Poliklinik I im Uniklinikum Würzburg koordiniert die RESOLVE-Studie in Deutschland. Sie hat dafür bei der DFG 1,16 Millionen Euro eingeworben. © UKW
Studienaufbau: Kann eine Standard-Dialysat-Natriumkonzentration von 137 mmol/l verglichen mit 140 mmol/l kardiovaskuläre Ereignisse und Todesfälle bei erwachsenen Hämodialysepatientinnen und -patienten verringern?

In der weltweit größten Studie klinischen Versorgungsstudie zur langfristigen Verbesserung des Dialysequalitätsstandards RESOLVE untersucht Jule Pinter vom Uniklinikum Würzburg gemeinsam mit einem internationalen Team die optimale Natriumkonzentration im Dialysat.

Screenshot vom Patientenfilm: Kann eine Standard-Dialysat-Natriumkonzentration von 137 mmol/l verglichen mit 140 mmol/l kardiovaskuläre Ereignisse und Todesfälle bei erwachsenen Hämodialysepatientinnen und -patienten verringern?

Bei der Dialyse wird das Blut der Patientinnen und Patienten durch den Hämodialysator geleitet und von Giftstoffen gereinigt. Über die Spülflüssigkeit werden Substanzen aus dem Blut entfernt und im Gegenstromprinzip hinzugefügt. Liegt die Konzentration der einzelnen Komponenten im Dialysat über der Konzentration im Blut des Dialysepflichtigen, fließen die entsprechenden Substanzen ins Blut, ist die Konzentration einer Substanz im Dialysat niedriger, wird sie dem Blut entzogen. Copyright: Markus Koch

Das Bild zeigt die angehende Nephrologin Jule Pinter im Büro.

Dr. Jule Pinter aus der Medizinischen Klinik und Poliklinik I im Uniklinikum Würzburg koordiniert die RESOLVE-Studie in Deutschland. Sie hat dafür bei der DFG 1,16 Millionen Euro eingeworben. © UKW