Humane Papillomviren (HPV) gehören zu den häufigsten sexuell übertragenen Viren. Eine Infektion kann Krebs verursachen – insbesondere Gebärmutterhalskrebs. Trotzdem ist HPV ein Problem, das beide Geschlechter angeht. Eine Impfung schützt. Im Laufe des Lebens infizieren sich 75 bis 80 Prozent aller Menschen mit HPV – unabhängig von ihrem Geschlecht. Trotzdem sind die Viren, die krebserregend sein können, in der Bevölkerung verhältnismäßig wenig bekannt. Das schlägt sich auch in der Impfquote nieder: 2019 waren in Deutschland von den 18-jährigen Frauen nur 52 Prozent vollständig geimpft, von den Männern nur 2,5 Prozent. Dabei wäre eine hohe Impfquote der beste Schutz vor HPV-bedingten Erkrankungen – insbesondere vor Krebs. Wie gut die Impfung schützt, zeigen Erfahrungen aus anderen Ländern, die diese schon länger empfehlen. In Dänemark etwa gingen Vorstufen von Gebärmutterhalskrebs bei jungen Frauen bereits um 40 Prozent zurück. Da die Krebsentstehung Jahrzehnte dauert, sind die Haupteffekte erst in der Zukunft zu erwarten. HPV-Infektionen verlaufen häufig unbemerkt. Die Ansteckung erfolgt in der Regel über Haut oder Schleimhaut, meist bei Intimkontakten. Eine indirekte Ansteckung, zum Beispiel über Handtücher, soll es in seltenen Fällen auch geben. Auch Kondome schützen nicht vollständig. Hat man sich angesteckt, bemerkt man meist nichts davon. Bei Menschen mit gesundem Immunsystem heilt die Infektion dann innerhalb einiger Monate von allein aus. Manche Virustypen können Genitalwarzen – auch Kondylome oder Feigwarzen genannt – auslösen.
Diese sind zwar harmlos, können für die Betroffenen aber belastend sein. Da es über 100 HPV-Typen gibt, kann man sich immer wieder anstecken.
Wenn die Infektion nicht ausheilt
In einigen Fällen heilt die Infektion nicht aus und persistiert. Dann kann bei bestimmten HPV-Typen irgendwann Krebs entstehen. Etwa 6250 Frauen und 1600 Männer erkranken jedes Jahr in Deutschland an HPV-bedingten Tumoren. Gebärmutterhalskrebs ist mit 5000 Fällen mit Abstand die häufigste HPV-bedingte Krebsart. Früh genug erkannt, liegen die Heilungschancen bei fast 100 Prozent. Allerdings ist dafür meist eine ausgedehnte Operation nötig. Und es sterben trotz Früherkennung immer noch jedes Jahr mehr als 1600 Frauen an Gebärmutterhalskrebs. Die Impfung ist definitiv der richtige Weg, um diese Zahlen weiter zu verringern, ist Prof. Dr. Achim Wöckel, Direktor der Universitäts-Frauenklinik, überzeugt. Denn sie verhindert anhaltende HPV-Infektionen, die im schlimmsten Fall zu Krebs führen können. Die STIKO empfiehlt die Impfung für Jungen und Mädchen zwischen 9 und 14 Jahren. „Ich rate dazu, den Empfehlungen der STIKO zu folgen, denn sie ist wirklich ein sehr gutes, unabhängig arbeitendes Gremium“, so Wöckel. Frauen, die geimpft sind, sollten allerdings nicht das Screening beim Frauenarzt auslassen. Denn die Impfung kann viele, aber nicht alle Erkrankungen verhindern. Hier haben sich 2020 die Empfehlungen geändert: Frauen zwischen 20 und 34 sollten weiter jährlich den sogenannten Pap-Abstrich machen lassen, der auffällige Zellen ins Visier nimmt. Ab 35 wird ein Kombinations-Test aus Pap-Abstrich und HPV-Test angeboten.
Da diese kombinierte Diagnostik sicherer ist, ist sie nur alle drei Jahre nötig.
Nicht zu viele Sorgen machen
Durch das Screening kann Gebärmutterhalskrebs oft frühzeitig erkannt und erfolgreich behandelt werden. Aber es hat nicht nur Vorteile. „Der Nachteil ist, dass viele Frauen unnötig in Sorge versetzt werden“, gibt Wöckel zu bedenken. Seine Botschaft: Das Risiko lässt sich durch die Impfung deutlich reduzieren, aber auch durch das Screening hat man eine sehr gute Kontrolle. Und eine HPV-Infektion geht in den meisten Fällen nach kurzer Zeit von allen wieder weg. „Man sollte deswegen nicht zu sehr besorgt sein.“
Wer sollte sich gegen HPV impfen lassen?
Am besten sollte man Kinder zwischen 9 und 14 Jahren impfen lassen. Versäumte Impfungen sollten bis zum 18. Geburtstag nachgeholt werden.
Warum so früh? Zum einen wirkt die Impfung umso besser, je früher sie erfolgt.
Zum anderen kann man sich bereits beim ersten Geschlechtsverkehr anstecken. Trotzdem kann die Impfung auch bei sexuell aktiven Personen noch sinnvoll sein. Nach dem 18. Geburtstag muss man sie selbst bezahlen.
Nicht nur ein Mädchen und Frauenthema!
Zunächst wurde die HPV-Impfung nur für Mädchen empfohlen, da sie das größte Risiko für eine HPV-bedingte Krebserkrankung haben. Aber auch Männer können HPV-bedingt an Krebs erkranken. Humane Papillomviren können Krebserkrankungen im Mund-Rachen-Raum, in der Analregion und am Penis auslösen. „HPV ist nur für einen geringen Prozentsatz der Krebserkrankungen von Männern verantwortlich. Dementsprechend ist das Bewusstsein von Männern für HPV-bedinge Erkrankungen gering bis nicht vorhanden“, sagt Prof. Hubert Kübler, Direktor der Klinik für Urologie. Zwar gibt es Studien, die einen Zusammenhang zwischen HPV und Prostatakrebs, dem häufigsten Krebs bei Männern, aufzeigen. Klare Belege, dass die Infektion mit dem Virus tatsächlich ursächlich für ein Prostatakarzinom ist, fehlen aber. Sicher ist jedoch: Männer spielen die Hauptrolle bei der Ansteckung. Modellrechnungen zeigen, dass sich HPV-bedingte Erkrankungen in Zukunft noch besser vermeiden lassen, wenn man auch Jungen impft.
www.ukw.de/frauenklinik
www.ukw.de/urologie
Auszug aus "UNI.KLINIK 03_2022"