Der markante historische Abgasschlot des Heizkraftwerks auf dem Klinikumsgelände an der Josef-Schneider-Straße kann als „inoffizielles Wahrzeichen“ des Uniklinikums Würzburg (UKW) gelten. Er trägt in seine Fassade eingelassen das Baujahr 1915. Damals, vor 100 Jahren, startete die Energieeigenversorgung des mainfränkischen Krankenhauses der Maximalversorgung. Das Jubiläum ist für das UKW Anlass, bei einem Tag der offenen Tür das heutige Kraftwerk erlebbar zu machen. Am Samstag, den 10. Oktober 2015, finden zwischen 10:00 und 15:00 Uhr für alle Interessierten kostenlose Führungen in Kleingruppen statt. Besichtigt werden die Kesselanlage, die Heißwasserbereitung, die Speisewasserherstellung und die Leitwarte. Wer sich fit genug fühlt, kann zudem die 162 Stufen bis zur Aussichtsplattform des historischen Abgaskamins besteigen. Aus gut 50 Metern Höhe bietet sich eine ungewöhnliche Perspektive auf Würzburg.
Auch Informationen zu technischen Ausbildungsberufen
Treffpunkt für die Führungen ist das sogenannte Kaminzimmer am Fuße des Kamins. Neben einer kleinen Ausstellung mit historischen Bildern und aktuellen Fakten zum Kraftwerk gibt es hier zudem einen Informationsstand zu den am UKW angebotenen technischen Ausbildungsberufen.
Eigenerzeugung heute: 100 Prozent der Wärme, 40 Prozent des Stroms
Das Würzburger Universitätsklinikum verbraucht aktuell pro Jahr rund 200 Millionen Kilowattstunden an Energie, was in etwa dem Bedarf von 9.000 deutschen Haushalten entspricht. Die mittlerweile mehrfach modernisierte und erweitere Kraft-Wärme-Kopplungsanlage deckt die gesamte Wärmeversorgung inklusive der Prozessenergie des Klinikumsgeländes an der Josef-Schneider-Straße sowie des Doppelzentrums für Operative und Innere Medizin (ZOM/ZIM) an der Oberdürrbacher Straße ab. Beim Strom kommen rund 40 Prozent aus der Eigenerzeugung, der Rest wird bei der WVV Stadtwerke Würzburg AG zugekauft.
Enorme Leistungssteigerungen bei gleichem Grundprinzip
Das Kraftwerk des UKW war von Beginn an auf die parallele Erzeugung von Wärmeenergie und Elektrizität ausgelegt – allerdings auf einem drastisch niedrigeren Niveau als heute. Zu Vergleich: Im Jahr 1927 produzierte die Anlage 20 Gigawattstunden (GWh) Wärme, im Jahr 2014 waren es 176 GWh. Noch deutlicher ist die Steigerung bei der Stromerzeugung: Hier stehen den 22,9 GWh in 2014 gerade mal 0,044 GWh in 1927 gegenüber. „Das Klinikum betrieb damals ein Röntgengerät, vor dessen Inbetriebnahme jedes Mal ein Befehl an das Kraftwerk gesendet werden musste, die benötigte Extraenergie bereitzustellen“, berichtet Harald Thal, der Leiter des Geschäftsbereichs Technik und Bauunterhalt am UKW, aus historischen Unterlagen.
Heute haben zwei hocheffiziente Gasturbinen und fünf, hauptsächlich mit Gas betriebene Kessel eine Gesamtleistung von drei Megawatt Strom und 50,5 Megawatt thermische Energie. Gemäß der EU-Richtlinie 2004/8/EG ist die Anlage als hocheffizient einzustufen.
Die entstehende Abluft wird auch heute noch über den historischen Abgaskamin abgeführt. Der Turm hatte bis Mitte der 1960er Jahre eine weitere Funktion: Er diente als Wasserhochbehälter zur Druckerhaltung im Wassernetz des Krankenhausareals. Von 1999 bis 2001 wurde der im Stadtpanorama kaum zu übersehende Blickfang generalsaniert.