Die Corona-Wellen ebben zwar langsam ab, die Nachwirkungen sind bei einigen, die sich mit SARS-COV19 infiziert hatten, jedoch noch gewaltig. Etwa 2-3% Prozent der SARS-COV19-Infektionen* ziehen Beschwerden nach sich, die länger als zwölf Wochen anhalten können. Die Betroffenen leiden am häufigsten unter Müdigkeit und Erschöpfung, Atembeschwerden, Kopfschmerzen sowie Riech- und Schmeckstörungen. Weitere häufige Symptome reichen von allgemeinen Schmerzen und Husten über posttraumatische Belastungsstörungen, Ängste und Zwänge bis hin zu kognitiven Einschränkungen und Haarausfall. Gegen das Post-Covid-Syndrom, gibt es bislang keine wirksame Therapie. Eine Behandlungsoption evaluieren jetzt die Universitätskliniken Würzburg, Tübingen und Kiel in der Studie PreVitaCOV.
Ab sofort Teilnahme an Therapiestudie mit einem Cortison-Präparat und B-Vitaminen möglich
„Wer in seiner Allgemeinmedizinischen Praxis Patientinnen und Patienten mit dem Post-Covid-Syndrom betreut, ist herzlich eingeladen, die Betroffenen ab sofort an unsere Studienzentren in Würzburg, Tübingen oder Kiel zu verweisen“, appelliert Prof. Ildikó Gágyor vom Institut für Allgemeinmedizin am Universitätsklinikum Würzburg (UKW). In der vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderten, vierarmigen, randomisierten kontrollierten Studie werden die Wirksamkeit und Sicherheit von Prednisolon und einer Fixkombination der Vitamine B1, B6 und B12 beim Post-Covid-19-Syndrom untersucht.
Zunächst überprüfen die Studienteams in einer Pilotstudie die Machbarkeit der Therapie in der häuslichen Versorgung und sammeln erste Daten zur Wirksamkeit. Das heißt: 100 Patientinnen und Patienten erhalten nach einer umfangreichen Erstuntersuchung im Studienzentrum mit körperlichem Check-up, Blutuntersuchung, Tests zu Konzentration und Aufmerksamkeit über 28 Tage entweder ein Kortikosteroid, ein Vitamin-B Komplex, eine Kombination aus Kortikosteroid und Vitamin-B Komplex oder ein Placebo. Die Studie ist „doppelt verblindet“, das bedeutet, dass weder die Probandinnen und Probanden noch das Studienteam wissen, wer welchen Wirkstoff erhält. Nachkontrollen des Gesundheitszustandes erfolgen nach einem, zwei und sechs Monaten. Für die Teilnahme an der Studie wird eine Aufwandsentschädigung und anteilige Erstattung der Fahrkosten gezahlt. Details zur Studie liefert die Webseite: www.PreVitaCOV.de.
Ursachen der Langzeitfolgen
„Vermutet werden, dass Gewebeschäden und chronische Entzündungsprozesse die Symptome hervorrufen. Eine Viruspersistenz, also das Überleben des Krankheitserregers im Körper sowie Fehlregulationen von Zell- und Gewebsfunktionen werden ebenfalls als Ursachen von Post-Covid diskutiert“, erläutert Ildikó Gágyor, die das Projekt leitet. „Bislang gibt es lediglich Empfehlungen der S1-Leitlinie zur Linderung der Beschwerden und Vermeidung der Chronifizierung“, berichtet Caroline Tengelmann, die Koordinatorin der Studie.
„Ich freue mich sehr, dass wir mit PreVitaCOV jetzt endlich an den Start gehen können“, berichtet die stellvertretende Projektkoordinatorin Yvonne Kaußner. „Das Post-Covid-Syndrom geht mit einer hohen psychosozialen Belastung einher und hat eine enorme ökonomische Relevanz. Sofern es in der Pilotstudie Hinweise für eine Wirksamkeit gibt, und wenn die Pilotstudie machbar ist, können wir sie fortsetzen, was ungemein wichtig ist für ambulante Forschung.“
Hinweis: In unserem digitalen Adventskalender „Forschende öffnen ihre Türchen“ lädt am 16. Dezember Yvonne Kaußner ins Studienzentrum des Instituts für Allgemeinmedizin am Uniklinikum Würzburg ein und stellt die Studie PreVitaCOV vor. Der Film und viele weitere aus der bunten Palette an Forschungsprojekten im UKW können auf www.ukw.de/advent geöffnet werden.
* Im Niedrigprävalenzbereich zeigen sich bei 13,3% der Test-positiven Studienteilnehmer/innen Symptome ≥ 28 Tage, bei 4,5% ≥ 8 Wochen und bei 2,3% ≥ 12 Wochen Dauer (AWMF: S1-Leitlinie www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/020-027l_S1_Post_COVID_Long_COVID_2022-08.pdf)