Aktuellen Studien zufolge leidet jede zehnte Person länger als drei Monate unter den Folgen einer SARS-CoV-2-Infektion. Die Symptome des so genannten Post-Covid-Syndroms sind vielfältig: Von Kurzatmigkeit, Kopf- und Muskelschmerzen über Konzentrationsprobleme, Ermüdung und Erschöpfung bis hin zu Angsterkrankungen und Depressionen. Um die Versorgung der Betroffenen zu verbessern, will die Arbeitsgruppe Rehabilitationswissenschaften im Zentrum für psychische Gesundheit des Universitätsklinikums Würzburg (UKW) nun im Rahmen der neuen Studie POSCOR den Reha-Zugang und die bedarfsgerechte medizinische Rehabilitation optimieren. Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek hat am 4. Oktober im Staatsministerium für Gesundheit und Pflege in München den Förderbescheid der "Förderinitiative Post-COVID-Syndrom 2.0" an Prof. Dr. Heiner Vogel, Leiter der Arbeitsgruppe Rehabilitationswissenschaften, überreicht. POSCOR wird mit insgesamt 621.277,93 Euro für die Jahre 2023 und 2024 gefördert.
Koordinierte Zusammenarbeit von hausärztlichen Praxen und Rehabilitationskliniken fördern
„Die Versorgung von Menschen mit Post-Covid-Syndrom kann verbessert werden“, sagt Heiner Vogel und erläutert wie: „Erste Anlaufstelle für Post-Covid-Patientinnen und -Patienten ist die hausärztliche Praxis. Wir wollen Hausärztinnen und Hausärzte dabei unterstützen, medizinische Rehabilitationsmaßnahmen als Teil ihrer Behandlungskonzepte bei Patientinnen und Patienten mit Post-Covid-Syndrom, aber auch generell bei chronisch Kranken besser zu nutzen.“ Mit dem Projekt POSCOR soll die koordinierte Zusammenarbeit von hausärztlichen Praxen und Rehabilitationskliniken gefördert werden. „Erreichen wollen wir dies mit einem telemedizinischen Versorgungspfad, den wir im Rahmen des Projekts bereitstellen und evaluieren“, so der Leiter der Arbeitsgruppe Rehabilitationswissenschaften.
Gestaltung und Begleitung eines telemedizinischen Versorgungspfades
Hierfür wird am UKW eine Service- und Koordinationsstelle Post-Covid eingerichtet, welche als Schnittstelle zwischen Hausärztinnen und Hausärzten in Unterfranken und den teilnehmenden Kooperationskliniken der Deutschen Rentenversicherung fungieren wird. Aufgabe der Koordinationsstelle ist es, die Inhalte des telemedizinischen Versorgungspfades zu gestalten und den Versorgungspfad mit den dazugehörigen Projektpartnern aus dem ambulanten und rehabilitativen Bereich zu begleiten. Die Service- und Koordinationsstelle wird von einem Gremium aus ärztlichen Expertinnen und Experten beraten.
Gesundheitskompetenz der Patientinnen und Patienten unterstützen
Heiner Vogel beschäftigt sich mit seinem Team im Arbeitsbereich Rehabilitationswissenschaften seit vielen Jahren in verschiedenen Projekten mit der Versorgung chronisch kranker Menschen, die häufig auch von Rehabilitationsangeboten profitieren können. Eine besondere Herausforderung sei hier die Kontinuität der Behandlung, weil die Gesundheitsversorgung in Deutschland durch viele Schnittstellen und Versorgungsbrüche sowie eingeschränkte Transparenz gekennzeichnet ist. Mit POSCOR sollen die verschiedenen Behandlungsbausteine im Interesse der Behandlungskontinuität besser verknüpft werden. Dies könne und sollte Heiner Vogel zufolge auch Hinweise geben, wie die Kontinuität in der Behandlung bei chronisch kranken Menschen insgesamt verbessert werden kann.
Besonders wichtig sei es zudem, die sogenannte Gesundheitskompetenz der Patientinnen und Patienten und ihr behandlungsbezogenes Selbstmanagement zu unterstützen, was Heiner Vogel mit seinem Team auch in Projekten zu Patientenschulung, zum Fallmanagement und zum Übergangsmanagement erarbeitet hat.
Zahlreiche Kooperationspartner
Im POSCOR-Projekt kooperiert der Arbeitsbereich Rehabilitationswissenschaften mit dem Lehrstuhl für Allgemeinmedizin am UKW (Prof. Dr. Ildikó Gágyor, Prof. Dr. Anne Simmenroth), der Infektiologie der Medizinischen Klinik II und Post-Covid-Ambulanz am UKW (Dr. Petra Schulze und Prof. Imad Maatouk), der Neurologischen Klinik am UKW (Dr. Christine Daniels) sowie der Deutschen Rentenversicherung Nordbayern (Dr. Harald Berger, Würzburg), der AOK Bayern in München, dem Zentrum für Telemedizin in Bad Kissingen (Dr. Asarnusch Rashid), dem Institut für Qualitätssicherung in Prävention und Rehabilitation IQPR in Köln (Dr. Torsten Alles), dem Bayerischen Hausärzteverband in München, dem Institut für Angewandte Sozialarbeit an der Technische Hochschule Würzburg (Prof. Dr. Silke Neuderth) sowie mit fünf Rehabilitationskliniken in Unterfranken.
Kontakt: heiner.vogel(at)uni-wuerzburg.de
Zur Förderinitiative Post-COVID-Syndrom 2.0:
Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek hat im Rahmen der zweiten Runde der bayerischen Förderinitiative für die Versorgungsforschung zum Post-COVID-Syndrom Förderbescheide für sieben Projekte in Höhe von insgesamt rund fünf Millionen Euro übergeben. Mit der „Förderinitiative Post-COVID-Syndrom 2.0“ werden Forschungsprojekte des Klinikums rechts der Isar der Technischen Universität München, des Klinikums der Ludwig-Maximilians-Universität München, des Universitätsklinikums Würzburg, des Universitätsklinikums Regensburg, der Schön Klinik Berchtesgadener Land, des Universitätsklinikums Erlangen und der Sozialstiftung Bamberg unterstützt. Weitere Informationen des Bayerischen Staatsministeriums für Gesundheit und Pflege zu Post Covid stehen hier.