In naher Zukunft soll das Uniklinikum Würzburg (UKW) vollständig an das Straßenbahnnetz angebunden sein. Die zum WVV-Konzern gehörende Würzburger Straßenbahn GmbH plant, die Trasse, die aktuell noch an der Haltestelle Pestalozzistraße endet, um 1,3 Kilometer bis zu einer Wendeschleife oberhalb des Doppelzentrums für Operative und Innere Medizin an der Oberdürrbacher Straße zu verlängern.
Bevor jedoch die Gleisanlagen gebaut werden können, muss zunächst im Untergrund der Josef-Schneider-Straße und der Oberdürrbacher Straße sowie in den beidseitig angrenzenden Klinikumsarealen „aufgeräumt“ werden. Hier befindet sich ein komplexes Versorgungsnetzwerk: In Leitungen strömen Dampf, Heißwasser, Sauerstoff und Kondensat, in Kabeln fließen Strom und Daten. Für die Baufeldfreiheit des Straßenbahnbaus sollen diese verlegt werden und künftig in einem Medienkanal verlaufen.
Minister Bernd Sibler: Gut investierte Millionen
Der feierliche erste Spatenstich für die dafür erforderliche Teilbaumaßnahme fand am 22. Februar 2019 im Garten der Würzburger Universitätsfrauenklinik, nahe der Josef-Schneider-Straße, statt. Unter den vielen Gästen war auch Bernd Sibler, der Bayerische Staatsminister für Wissenschaft und Kunst. „Wir geben heute den Startschuss für ein wichtiges Bauvorhaben, das das Universitätsklinikum Würzburg noch besser an den Öffentlichen Personennahverkehr anbindet. Der Freistaat lässt sich den Bau des Medientunnels als Voraussetzung für die Verlängerung der Straßenbahnlinien einiges kosten: allein 16 Millionen Euro für diese Maßnahme, insgesamt über 100 Millionen Euro für die Sanierung der Versorgung und Entsorgung am Universitätsklinikum“, betonte der Minister. Das Geld sei sehr gut investiert, denn „die verbesserte Anbindung des Klinikums bedeutet eine erhebliche Erleichterung für die Patientinnen und Patienten, ihre Angehörigen sowie alle Beschäftigten des Klinikums.“
Neue Leerrohre außerhalb des Verkehrsraums
Für die Verlegung der Leitungen aus dem Baufeld der Straßenbahn werden außerhalb des Verkehrsraums – vorwiegend auf dem Grundstück des UKW – neue Leerrohrsysteme erstellt, die später die Leitungen und Kabel aufnehmen sollen. Die Leitungstrassen verlaufen über weite Strecken parallel zur Josef-Schneider-Straße sowie zur Oberdürrbacher Straße und queren diese an mehreren Stellen, um die beidseits gelegenen Gebäude des Klinikums zu verbinden.
Auch die Erweiterungen auf dem Nordgelände schon im Blick
Bei der Gestaltung und Dimensionierung des Medienkanals wird auch in die fernere Zukunft gedacht: Durch die Anlage von Leerrohrverbindungen sind der spätere Einzug weiterer Leitungen und Kabel oder Reparaturen am Bestand jederzeit und ohne nennenswerte Grabarbeiten oder Verkehrsbeeinträchtigungen möglich. Prof. Dr. Georg Ertl, der Ärztliche Direktor des UKW ergänzt: „Auch im Hinblick auf die demnächst vorgesehene Erweiterung des Uniklinikums auf das Nordgelände ist es essentiell, ausreichend dimensionierte und sichere Medienverbindungen zwischen dem Altklinikum und dem Erweiterungsgelände zu schaffen."
Teil der laufenden Modernisierung der Infrastruktur
„Der neue Medienkanal ist ein zentraler Bestandteil der laufenden Modernisierung der Ver- und Entsorgungsinfrastruktur des Uniklinikums“, unterstreicht Jan Knippel. Der Leiter im Bereich Hochschulen im Staatlichen Bauamt Würzburg fährt fort: „Die hier verlegten Wärme- und Maschinentechnikleitungen sowie Starkstrom-, Schwachstrom-, Daten-, Brandmelde- und Leittechnikkabel erhalten und verbessern die Versorgungssicherheit der bestehenden Kliniken und Institute. Ich freue mich, dass mit dem Spatenstich diese im Normalfall unsichtbare, aber immens wichtige technische ‚Unterwelt‘ des Uniklinikums auch einmal ins Blickfeld der Öffentlichkeit rückt."
Temporäre Einschränkungen beim Verkehr rund um das Klinikum
Leider, aber unvermeidlich wird der Bau des Medienkanals auch temporäre Einschränkungen im Verkehrsraum mit sich bringen. So werden neben einer Verschmälerung der Fahrbahn während der Bauarbeiten eine Reihe von PKW-Stellplätzen entlang der Josef-Schneider-Straße entfallen. Ferner muss der westliche Gehweg für Fußgänger gesperrt werden, definierte Querungsstellen werden entsprechend des Baufortschritts angeboten.
Die Arbeiten am Medienkanal und weitere vorbereitende Maßnahmen werden voraussichtlich bis zum Sommer 2021 dauern. Die Kosten dafür belaufen sich auf 16,1 Millionen Euro. Die räumlich-zeitliche Aufteilung der Baufelder lässt es zu, dass im Idealfall und nach jetzigem Planungsstand der Bau der Straßenbahn-Verkehrsanlagen schon im 3. Quartal 2020 starten kann. Momentan gehen die Planer von einer Fertigstellung der gesamten Straßenbahnstrecke im Jahr 2024 aus.
ÖPNV-Lösung mit vielen Vorteilen für Würzburg
Den Gastrednern des Spatenstichs gemeinsam war die Freude über die vielen positiven Effekte, die sich aus der zukünftigen ÖPNV-Lösung ergeben werden. So sagte Würzburgs Oberbürgermeister Christian Schuchardt: „Für die Stadt Würzburg ist dies ein bedeutender Schritt, den Nahverkehr attraktiver zu machen. Für viele Bürgerinnen und Bürger in Grombühl, aber gerade auch für die Patienten und Besucher unseres Uniklinikums bietet sich damit in absehbarer Zeit eine Alternative zum Auto. Mit der Erweiterung der Straßenbahn tragen wir nicht zuletzt zur Luft- und Klimaverbesserung Würzburgs bei – ein Kernpunkt in unserem Konzept ‚sauber mobil‘." Und WVV-Geschäftsführer Thomas Schäfer bekräftigte: „Wir leisten gerne unseren Beitrag als WVV für saubere Luft in Würzburg. Die Straßenbahn ist eine echte Alternative zu Problemen wie drohender Verkehrskollaps, zu viel Parksuchverkehr, zu viele Schadstoffe in der Luft und die Lärmbelastung der Anwohner".